Deutschland steht im internationalen Wettbewerb um die Technologien der Zukunft unter Druck und muss deutlich an Geschwindigkeit zulegen. Das Land hat aber gute Chancen, erfolgreich zu sein. Wie das gelingen kann, zeigen der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Boston Consulting Group (BCG) in einer neuen Studie. Sie analysiert für vier Zukunftstechnologien notwendige Schritte, damit die kürzlich von der Bundesregierung vorgestellte Hightech Agenda ein Erfolg wird.
Um führende Industrienation zu bleibt, muss Deutschland Wertschöpfung in strategischen Deep-Tech-Bereichen erzielen und Champions in Zukunftstechnologien entwickeln. Dafür sollte die Politik gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft konkrete Maßnahmen und Meilensteine definieren und umsetzen. Die Studie Deep Tech für den Industriestandort Deutschland: Wie Zukunftstechnologien Wachstum und Resilienz stärken können macht konkrete Vorschläge, wie Erfolge in KI, KI-basierter Robotik, Quantentechnologien sowie mRNA-Medikamenten und Zell- und Gentherapien erreichbar sind – und formuliert klare Maßnahmen.
„Made in Germany“ zukunftssicher machen
„Deutschland muss jetzt aus der Hightech Agenda konkrete Roadmaps mit klar definierten Zielen und verbindlicher Erfolgskontrolle entwickeln“, sagt Peter Leibinger, Präsident des BDI. „Dafür ist entscheidend, dass alle wichtigen Akteure in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ernsthaft und offen kooperieren. Eine Roadmap wird nur wirkungsvoll sein, wenn Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sie gemeinsam erarbeiten.“
Michael Brigl, Zentraleuropachef von BCG, sagt: „Deep Tech ist die Chance, Deutschland als Industrienation neu zu erfinden und ‚Made in Germany‘ zukunftssicher zu machen. So gewinnen wir die wichtigsten Märkte von morgen und können kritische Positionen in den globalen Wertschöpfungsketten besetzen. Dafür brauchen wir starke Ökosysteme, die Forschung, Industrie und Kapital zusammenführen“.
Maßnahmen für Deutschlands Deep-Tech-Strategie
Die Studie gibt klare Handlungsempfehlungen, wie Deutschland Deep Tech nutzen kann. Entscheidend ist ein integrierter Ansatz, der sich an strategischen Prioritäten orientiert:
- Klare Ziele definieren und rückwärts planen: Messbare, terminierte und technologiespezifische Ziele im Rahmen der Hightech Agenda festlegen und rückwärts in verbindliche Schritte und Roadmaps übersetzen
- Industrie als Wachstumsmotor für Deep-Tech-Startups etablieren: Kooperationen systematisch fördern, um Technologietransfer in großem Maßstab zu etablieren
- Mit industrieller Stärke Schlüsselpositionen in Wertschöpfung besetzen: Bestehende industrielle Kompetenzen als Sprungbrett nutzen, um ausgewählte Full-Stack-Strategien, d. h. Technologiekompetenzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, aufzubauen
- Förderungen schlagkräftig bündeln statt zerstreuen: Bestehende Förderinstrumente gezielt ausrichten, um das Volumen für die Skalierung europäischer Deep-Tech-Champions zu erhöhen
- Aus Forschungserfolgen nachhaltige Wirkung schaffen: Transfer- und Kommerzialisierungsstrukturen der vier großen Forschungseinrichtungen stärken, um Ergebnisse wirtschaftlich und gesellschaftlich nutzbar zu machen
„Wir verfügen in Deutschland über die entscheidenden Elemente für ein hervorragendes Innovationssystem. Aber wir müssen uns fokussieren, den Transfer aus der Wissenschaft in den Markt massiv beschleunigen und klare Ziele setzen, damit wir auf strategisch zentralen Technologiefeldern erfolgreich sind. Dann gewinnen wir Unabhängigkeit und Wohlstand“, so Leibinger.
„Technologische Exzellenz, gepaart mit industrieller Stärke, ist die Grundlage, um auch in Zukunft unsere Stellung als eine der führenden Industrienationen der Welt zu sichern”, ergänzt Brigl.
(BCG vom 18.09.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)