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28.09.2016

Studie zu Wertminderungen bei Goodwill und anderen Vermögenswerten

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Mit 11,7 Mrd. € erreichen die von deutschen Unternehmen in 2015 verbuchten Abschreibungen beim Goodwill eine bislang nicht gekannte Größenordnung und stellen eine Verachtfachung gegenüber dem Vorjahr dar. Der Gesamtbetrag des von deutschen börsennotierten Unternehmen ausgewiesenen Goodwills hat sich zwischen 2005 und 2015 von 151 Mrd. € auf 314 Mrd. € mehr als verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kommt die Goodwill Impairment-Studie von Duff & Phelps.

Mit 11,7 Mrd. € erreichen die von deutschen Unternehmen in 2015 verbuchten Abschreibungen beim Goodwill eine bislang nicht gekannte Größenordnung und stellen eine Verachtfachung gegenüber dem Vorjahr dar. Der Gesamtbetrag des von deutschen börsennotierten Unternehmen ausgewiesenen Goodwills hat sich zwischen 2005 und 2015 von 151 Mrd. € auf 314 Mrd. € mehr als verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kommt die Goodwill Impairment-Studie von Duff & Phelps.

„Auffällig ist“, so Hartmut Paulus, Managing Director Valuation Advisory Services bei Duff & Phelps, „dass 85% des Gesamtbetrags auf die 30 DAX-Unternehmen entfallen, während sie nur 4% der deutschen börsennotierten Unternehmen ausmachen und zugleich auch nur 70% der gesamten Marktkapitalisierung repräsentieren.“ Darüber hinaus gäbe es seit 2014 kein Unternehmen mehr im DAX, das keinen Goodwill ausweise.

IT- und Gesundheitsbranche verzeichnen erheblichen Anstieg bei Goodwill

Bei einer differenzierten Betrachtung nach Sektoren ist festzustellen, dass vor allem in der IT- und der Gesundheitsbranche im Analysezeitraum ein erheblicher Anstieg des Goodwill zu verzeichnen ist. Der Anteil des Goodwill am bilanziellen Gesamtvermögen der Unternehmen beläuft sich dort nach einer Erhöhung um 30%- bzw. 16%-Punkten zum 31.12.2015 auf 38% bzw. 34%. Dies bedeutet, dass mehr als ein Drittel des bilanzierten Unternehmensvermögens durch Goodwill repräsentiert wird. In der Telekommunikationsindustrie und bei den Versorgungsunternehmen ist der Anteil des Goodwill am Gesamtvermögen in den vergangen Jahren hingegen rückläufig und liegt nunmehr bei nur noch 11% bzw. 8% – primär ein Ausdruck missglückter Unternehmenskäufe und der Branchenkrise in der Energiewirtschaft.

Bei einzelnen Unternehmen erreicht der Goodwill zwischenzeitlich sogar die Hälfte des Gesamtvermögens (z.B. SAP 55%, Fresenius Medical Care 51%) und diese zählen auch zu den Branchen mit dem höchsten Goodwillanteil. „Ursächlich für die hohen Quoten sind die hohe Akquisitionstätigkeit und auch die vergleichsweise geringe Vermögensintensität des Geschäftsmodells“, erläutert Paulus.

Bezogen auf das bilanzielle Eigenkapital ist erkennbar, dass der Goodwill das Eigenkapital teils deutlich übersteigt (Pro7Sat1 176%, RWE 135%, Fresenius 114%, ThyssenKrupp 113%). Bei einigen Unternehmen erklärt sich dies auch über eine vergleichsweise schwache Eigenkapitalbasis. Etwaige Abschreibungen des Goodwills würden dort sehr schnell in erheblichem Umfang das Eigenkapital aufzehren.

International ebenso ein Anstieg bei Goodwill zu verzeichnen

Auch international betrachtet ist über die letzten 10 Jahre ein deutlicher Anstieg des Goodwills zu beobachten. Der Zuwachs in den USA, gemessen an den S&P 500-Unternehmen, liegt mit einer Verzweieinhalbfachung nochmals deutlich über dem Zuwachs im Deutschland. In relativen Größen erreicht der Goodwill dort, als Quote bezogen auf das Gesamtvermögen, einen Wert von 8%, der erheblich über den 5%, die deutsche, bzw. den 4% welche die europäischen Unternehmen des S&P Europe 350 ausweisen, liegt.

„Von einer Blase beim bilanzierten Goodwill kann aber per se nicht gesprochen werden“, so Paulus. „Im Sinne der geltenden Regelungen der Rechnungslegungsstandards wird der Goodwill bei planmäßiger Entwicklung der erworbenen Unternehmen nicht abgeschrieben und verbleibt damit dauerhaft in der Bilanz, die Beträge werden bei fortgesetzten Unternehmenskäufen sogar weiter ansteigen.“

Eine Abschreibung des Goodwills ist nur dann erforderlich, wenn aufgrund von negativen Entwicklungen bei Zukunftserwartungen oder Marktpreisen der aktuelle Zeitwert niedriger als der bilanzierte Buchwert eingeschätzt wird. Typischerweise steht dies im Zusammenhang mit einer nachteiligen konjunkturellen Entwicklung sowie Länder-, Branchen- oder Unternehmenskrisen.

Goodwillabschreibungen in Deutschland auf Rekordwert

Die Goodwillabschreibungen deutscher Unternehmen im Jahr 2015 haben sich gegenüber dem Vorjahr von 1,5 Mrd. € auf 11,7 Mrd. € verachtfacht. Bezogen auf den bilanzierten Goodwill entspricht dies einer Quote von 4% und auch diese relative Größe übersteigt den bislang zu verzeichnenden Höchstwert von 3,6% im Jahr 2008. Auf das Jahr mit der historisch niedrigsten Abschreibung von nur 0,6%, nämlich 2014, folgte somit der Abschreibungsrekord.

Der erhebliche Anstieg in 2015 gegenüber dem Vorjahr erklärt sich bei leicht rückläufiger Anzahl der abschreibenden Unternehmen (von 49 auf 48) durch beträchtliche Abschreibungen bei Deutsche Bank (4,9 Mrd. €) und E.ON (4,8 Mrd. €). Die Erhöhung des Gesamtabschreibungsbetrags begründet sich also nicht durch eine Ausweitung der von Abschreibungen betroffenen Unternehmen, sondern durch krisenhafte Umstände bei einzelnen Unternehmen.

Kumuliert über die letzten fünf Jahre hat die Deutsche Telekom mit 6,8 Mrd. € den höchsten Betrag an Goodwill abgeschrieben, gefolgt von der Deutschen Bank mit 6,7 Mrd. € und E.ON mit 5,4 Mrd. €.

Aktuell befinden sich die meisten deutschen Unternehmen in bester Verfassung. Die Gewinne bewegen sich an vielen Stellen auf Rekordniveau und auch die Aussicht auf kurze Sicht ist vielfach ungetrübt. Zudem stützt das Niedrigzinsniveau das Geschäft. Die Kapitalmärkte bewegen sich in der Nähe ihrer historischen Höchststände. All diese Faktoren wirken begünstigend hinsichtlich einer positiven Beurteilung der Frage nach der Werthaltigkeit des Goodwills – oder anders ausgedrückt: ein Abschreibungsbedarf des Goodwill ist eher nicht angezeigt. Sofern sich allerdings die Situation bei den vorgenannten zentralen Einflussfaktoren dreht, ist durchaus mit einer Abschreibungswelle in größerer Breite zu rechnen, die dann aufgrund der ausgeweiteten Goodwillbestände auch eine breitere Anzahl von Unternehmen treffen wird.

(Pressemitteilung Duff & Phelps vom 27.09.2016)

 

 


Redaktion

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