02.06.2017

Softwareroboter erobern die Finanzindustrie

Beitrag mit Bild

© peshkova/fotolia.com

Schnell, präzise und vollautomatisch: Mit Hilfe von Robotic Process Automation (RPA) Aufgaben abzuwickeln ist für die Finanzindustrie keine Zukunftsvision mehr. Das belegt eine Studie der Managementberatung Horváth & Partners. Im Backoffice entlasten Softwareroboter ihre menschlichen Kollegen bereits bei lästigen Arbeiten wie dem Eintippen und Abgleichen von Daten. Die Umfrage unter rund 60 Entscheidern aus Finanzinstituten zeigt, dass viele die neue Technologie bereits nutzen oder den Einsatz planen.

Gefragt nach dem Einsatz von Robotics in ihren Serviceprozessen geben 43 Prozent der Unternehmen an, dass sie RPA bereits im Rahmen von Labortests nutzen. Außerdem haben schon 37 Prozent der Finanzinstitute produktive Piloten im Einsatz. Darüber hinaus bereitet mehr als die Hälfte den umfassenden Einsatz von RPA in speziellen Bereichen vor. Realisiert haben dies jedoch erst sechs Prozent. „Eine Vielzahl von Finanzunternehmen hat bereits erste Erfahrungen gesammelt und startet nun in einem nächsten Schritt in eine weitreichendere Implementierungsphase“, sagt Sebastian Ostrowicz, Head of Process Digitization & Robotics bei Horváth & Partners. „Der Einsatz von virtuellen Mitarbeitern führt zu vielschichtigen Fragestellungen in den Unternehmen – von der Kapazitätssteuerung über die Einsatzplanung bis hin zum Berechtigungs- und Security-Management.“

Dass der neue Technologietrend mit großen Erwartungen verbunden ist, spiegelt sich auch in den Studienergebnissen wider. Die Bedeutung von RPA schätzen rund zwei Drittel der Befragten als sehr hoch oder hoch ein. Eine große Mehrheit glaubt zudem an Einsparpotenziale von zehn Prozent und mehr. Den größten Nutzen bringt Robotics in den Augen der Verantwortlichen eher bei kundenfernen Tätigkeiten. Am stärksten an der Kostenschraube drehen lässt sich mit RPA im Backoffice: Hier rechnen fast 60 Prozent der Befragten mit einem Einsparpotenzial von mehr als zwanzig Prozent.

RPA verheißt Tempo und Qualität

Von den Leistungen, zu denen die Roboter im Stande sind, sind die Verantwortlichen in den Finanzunternehmen fast ausnahmslos überzeugt: 94 Prozent rechnen mit einer erhöhten Prozessgeschwindigkeit und 92 Prozent mit einer verbesserten Qualität der Prozesse. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht in RPA den Schlüssel zu erweiterten Servicezeiten. Schließlich arbeitet die Robotertechnik weiter, wenn die Mitarbeiter bereits im Feierabend sind. 43 Prozent glauben zudem, dass sich mit Hilfe von RPA auch die Kundenzufriedenheit erhöhen lässt.

Widerstände auf dem Weg zur Automatisierung

Dass die Einführung der RPA-Technologie reibungslos klappt, ist allerdings nicht gesagt. Viele Studienteilnehmer sehen noch Hürden. Knapp drei Viertel fürchten zum Beispiel, dass die geringe Standardisierung von Prozessen die Implementierung der neuen Technologie erschwert. Gut die Hälfte der Befragten zählt zu den Hauptproblemen den Widerstand von Mitarbeitern, die ihren Arbeitsplatz von Robotern bedroht sehen. Ebenso viele führen an, dass es derzeit noch an Know-how mangelt. Ostrowicz erklärt, wie der Einsatz von RPA dennoch zum Erfolg führen kann: „Der Schlüssel für eine erfolgreiche Einführung liegt in der ganzheitlichen Integration der Ressource Roboter in alle prozess- und steuerungsrelevanten Fragestellungen. Außerdem ist es wichtig, die Menschen ‚abzuholen‘, die zukünftig mit den Robotern interagieren werden.“

(Pressemitteilung Horváth & Partners  vom 01.06.2017)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©psdesign1/fotolia.com

08.05.2025

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland

Die ökonomische und finanzielle Unsicherheit unter Finanzvorständen deutscher Unternehmen befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch und beeinflusst ihre Planungen deutlich. Nach den US-Zollankündigungen vom 02.04.2025 sehen 80 % der teilnehmenden Chief Financial Officers (CFO) mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, vor dem 02.04.2025 lag ihr Anteil bei 73 %, wie der CFO Survey von Deloitte zeigt. Für die

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland
Meldung

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

07.05.2025

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation

Es ist fraglich, ob der Finanzsektor die Erreichung der Klimaziele schon ausreichend unterstützt. Unklar ist vor allem, über welche Kanäle er am besten zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Das Projekt Green Financial Intermediation – From Demand to Impact (INTERACT), das das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem ifo Institut durchführt, untersucht, wie der

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

06.05.2025

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Die vor allem von den USA ausgehende große wirtschaftspolitische Unsicherheit macht auch vor dem deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) nicht halt. Dennoch legte der Geschäftsklimaindikator für den VC-Markt im ersten Quartal 2025 leicht um 2,0 Punkte zu. Mit einem Stand von minus 2,1 Punkten rangiert der Indikator aber weiterhin knapp unter dem langjährigen

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank