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23.01.2018

Das IPO-Jahr 2018 verspricht das beste seit langem zu werden

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© Melpomene/fotolia.com

2017 war ein erfolgreiches Börsenjahr am deutschen Aktienmarkt. Die harten Zahlen suggerieren zunächst ein anderes Bild: Mit 13 neuen Unternehmen an der Frankfurter Börse, wenn man die Notierungsaufnahme der METRO AG mitrechnet (Vorjahr: 17), bei einem Gesamt-Emissionsvolumen von insgesamt 2,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,0 Milliarden Euro), liegt das Jahr 2017 auf den ersten Blick deutlich hinter dem Vorjahr.

Im Gegensatz zum Vorjahr konzentriert sich das Emissionsvolumen in 2017 allerdings nicht auf einzelne große Transaktionen, wie innogy in 2016. Während im Vorjahr lediglich drei Unternehmen bei ihrem Börsengang ein Emissionsvolumen oberhalb der 100 Millionen Euro Grenze erzielen konnten, lässt sich in 2017 mit insgesamt acht Unternehmen oberhalb dieser Schwelle ein breiter verteiltes Emissionsvolumen erkennen. Am Aufschwung des weltweiten IPO-Marktes, der so erfolgreich war, wie seit 2007 nicht mehr, konnte Deutschland jedoch nicht in gleichem Maße partizipieren.

EZB Politik und geringe Volatilität sorgten für gute Rahmenbedingungen in 2017

Wesentlicher Treiber für die starke Entwicklung am deutschen IPO Markt könnte nach wie vor von europäischer Ebene kommen: „Das Versprechen von 2012 vom Ratsvorsitzenden der europäischen Zentralbank, Mario Draghi, den Euro mit was auch immer es benötigt zu retten, wirkte sich noch auf die Märkte in 2017 aus. Die beiden tragenden Instrumente der Geldpolitik der EZB sind hierbei der seit 2011 kontinuierlich auf null gesunkene Leitzins und das in 2015 aufgesetzte Anleiheaufkaufprogramm, welches den Markt liquide hält. Diese Kombination hat ein monetäres Umfeld geschaffen, bei dem Anleger so gesehen in den Aktienmarkt investieren müssen, um überhaupt eine Rendite zu erzielen“, sagt Nadja Picard, Kapitalmarktexpertin bei PwC und Partnerin im Bereich Capital Markets & Accounting Advisory Services

Der Effekt lässt sich auch an der starken Performance des DAX ablesen. Im Jahr 2017 wurde hierbei eine Jahres-Rendite von 12,5 Prozent erzielt. „Das Vertrauen der Anleger in den Aktienmarkt ist gestiegen“, so weiter Nadja Picard. „In 2017 wurden durch DAX Unternehmen wieder so viele Dividenden wie noch nie ausgezahlt. Zudem sehen viele Unternehmen optimistisch in die Zukunft, was sich durch gute Werte bei Stimmungsindikatoren ausdrückt.“

Weiterhin haben geringe Werte bei den Volatilitätsindices, wie beispielsweise dem VDAX NEW, zu einem positiven Transaktionsumfeld beigetragen. Abgesehen von Ausschwüngen bei der Volatilität im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahl im April, haben Marktteilnehmer gelassen auf Ereignisse mit globaler Tragweite reagiert. Die Rahmenbedingungen unter Berücksichtigung der niedrigen Volatilität hätten sogar noch mehr IPOs zugelassen. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte sein, dass IPO Kandidaten bei der langfristigen Planung ihres Börsengangs neben der Frankreich-Wahl im Frühjahr auch die Bundestagswahl berücksichtigt und ihre Pläne entsprechend aufgeschoben haben.

Aktuell bereiten sich etwa 15 bis 20 Unternehmen auf einen Börsengang in 2018 vor, viele davon zielen bereits auf das erste Halbjahr. Darunter erwartet werden Unternehmen wie DWS, Knorr-Bremse, Springer Nature und nicht zuletzt Siemens Healthineers. Zusammen stünden allein diese vier Kandidaten für ein potentielles Emissionsvolumen im zweistelligen Milliardenbereich, wobei etwa die Hälfte davon auf Siemens Healthineers entfallen dürfte. Die IPO-Pipeline ist so prall gefüllt, zumindest was das Volumen angeht, wie nicht mehr seit dem Jahr 2000. Alles spricht dafür, dass wir in Deutschland das höchste IPO-Volumen seit 18 Jahren sehen werden. Sicherlich wird es unter anderem von der Entwicklung des geopolitischen Umfeldes und der globalen Zinspolitik abhängen, ob alle Börsenkandidaten ihr anvisiertes Fenster nutzen können. „Für 2018 rechnen wir daher mit 14 bis 18 IPOs“, erklärt Nadja Picard.

Starkes viertes Quartal

Mit einem Emissionsvolumen von 1,0 Milliarden Euro bei fünf neuen Unternehmen im Schlussquartal fand das Börsenjahr einen soliden Jahresabschluss. Abgesehen vom IPO der Mynaric AG (24 Millionen Euro Emissionsvolumen) im Scale Börsensegment wurden im vierten Quartal Emissionsvolumina im unteren bis mittleren dreistelligen Millionen-Bereich in den Handels- und Industriesektoren erzielt. Das Recycling-Unternehmen Befesa S.A. legt mit einem Emissionsvolumen von 401 Millionen als letztes Unternehmen Anfang November den zweitgrößten Börsengang des Jahres hin.

Solide Aftermarket Performance und erhöhte Nachfrage nach IPO Unternehmen

Mit Emissionspreisen größtenteils in der oberen Hälfte der Bookbuilding-Spanne lässt sich in 2017 auf eine gesteigerte Nachfrage nach den Anteilsscheinen von IPO-Unternehmen schließen. Lediglich zwei der neu gelisteten Unternehmen in 2017 verzeichneten am Ende des 1. Handelstages eine negative Kursentwicklung. The NAGA Group AG, die das Festpreisverfahren bei der Preisfindung anwendete, verzeichnete am 1. Handelstag ein Plus von 157,1 Prozent und war auch zum Ende des Börsenjahres bei der Kursentwicklung mit einer Verdreifachung des Aktienpreises Spitzenreiter bei der Aftermarket-Performance. Nahezu zwei Drittel der Börsenneulinge zeigten eine sehr positive Entwicklung und schlossen das Jahr mit Kurszuwächsen im zweistelligen Prozentbereich ab.

Große Kapitalerhöhung im Bankensektor treibt das Volumen

Das Jahr 2017 verzeichnete einen deutlichen Anstieg des Emissionsvolumens auf 15,348 Milliarden Euro, was eine Zunahme von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Bedingt durch eine Kapitalerhöhung der Deutschen Bank über 8 Milliarden Euro stellt der Bankensektor mehr als die Hälfte des Emissionsvolumens.

Im vierten Quartal 2017 verdoppelte sich die Anzahl der Kapitalerhöhungen, der Emissionserlös stieg jedoch im Vergleich zum Vorquartal nur um 12 Prozent. Die größten Kapitalerhöhungen erzielten Aroundtown (450 Millionen Euro) und Delivery Hero (362 Millionen Euro). Delivery Hero war erst im Juli an die Börse gegangen und Aroundtown war erst im Juni vom Freiverkehr in den Prime Standard transferiert worden.

Fremdkapitalemissionen leicht rückläufig

„Die Fremdkapitalemissionen konnten den Rekordwert von 2016 nicht halten und sind um 10 Prozent zurückgegangen. Mit 1.000 Milliarden Euro befinden sie sich dennoch weiterhin auf einem hohen Niveau“, so Nadja Picard. Im Vergleich dazu stieg die Anzahl der Emissionen auf Jahresbasis auf über 1.500 leicht an. Im Jahresverlauf hingegen wird deutlich, dass das Volumen der Fremdkapitalemissionen kontinuierlich abgenommen hat. Im vierten Quartal 2017 betrug das Volumen 168 Milliarden Euro, während es sich im Vorquartal noch auf 244 Milliarden Euro belief. „Die Erhöhung des Leitzinses durch die Fed ist moderat ausgefallen und war gut vorbereitet, die EZB hat ein weiteres Mal auf eine Anhebung verzichtet und damit die Niedrigzinspolitik fortgesetzt. Dadurch bleibt diese Finanzierungsquelle attraktiv für Unternehmen. Deren Refinanzierungsbedarf scheint aber weitgehend gedeckt zu sein“, erklärt Nadja Picard.

Der durchschnittliche Zinskupon sank auf 3,16 Prozent im Vergleich zu der hohen Ausgangsbasis aus Q3 von 3,50 Prozent, der Median von 3,25 auf 3,00 Prozent.

(Pressemitteilung PwC vom 22.01.2018)


Redaktion

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