• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Risikokultur: Nur jeder zweite Bankmanager sieht ein Umdenken im Umgang mit Risiken

17.05.2018

Risikokultur: Nur jeder zweite Bankmanager sieht ein Umdenken im Umgang mit Risiken

Autokonzerne auf der Überholspur

© castelberry/fotolia.com

Auch zehn Jahre nach der Finanzkrise ringen viele deutsche Banken noch immer mit der grundlegenden Einstellung ihrer Mitarbeiter im Umgang mit Risiken. Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC beobachten nur 49 Prozent der befragten Entscheider der deutschen Bankenbranche ein „deutliches Umdenken“ im Umgang mit Risiken. Dagegen meinen 30 Prozent, ein Wandel sei für sie „kaum zu erkennen“ – und 15 Prozent geben sogar an, seit der Krise habe sich nichts geändert.

Entscheidenden Einfluss nehmen dabei immer noch die bestehenden Anreizsysteme der Banken. So betrachten 51 Prozent der Manager die aktuellen Bonusmodelle als „potenzielle Treiber für das Eingehen höherer Risiken“. Sogar 73 Prozent stimmen der Aussage zu, dass ambitionierte Zielvorgaben die Mitarbeiter generell dazu verleiten können, höhere Risiken in Kauf zu nehmen.

Nur jede vierte Bank hat einen formellen Wertekanon formuliert

Tatsächlich existiert der Umfrage zufolge bislang erst in jeder vierten Bank ein formell definierter Wertekanon; zudem stellen die Befragten nur in 54 Prozent der Fälle eine „hohe Übereinstimmung“ zwischen dem Kanon und der gelebten Praxis fest. Über ein verbindliches Rahmenwerk zur Risikokultur verfügt knapp jede dritte Bank. Bei einem weiteren Drittel gibt es entsprechende Pläne, beim übrigen Drittel nicht einmal das. 62 Prozent der Befragten empfinden die Risikokultur im eigenen Haus als angemessen; 34 Prozent sagen dagegen, in ihrer Bank sei das nicht der Fall. Auch die Fehlerkultur scheint noch ausbaufähig. So empfinden momentan nur 69 Prozent der Befragten den Umgang mit Fehlern in ihrer Bank als offen und transparent.

„Ein strukturiertes Vorgehen und eine klare Governance sind der Schlüssel zum Erfolg“

„Indem sie sich nachhaltig mit den eigenen Werten und Einstellungen im Umgang mit Risiken befassen, machen deutsche Banken einen entscheidenden Schritt, um verlorenes Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen“ sagt Natalia Kluger, Director bei PwC in Deutschland. Aus ihrer Sicht fehlt es vielen deutschen Banken allerdings noch „ein wenig an Mut und einem strukturierten Vorgehen“. Denn Banken sollten hier keineswegs Angst vor dem Unbekannten haben.

„Insbesondere, wenn man sich zum ersten Mal mit Risikokultur befasst, geht es nicht um richtig oder falsch. Vielmehr soll der Dialog innerhalb der Organisation eingeleitet werden. Dabei spielen Vorstand und Senior Management eine entscheidende Rolle, denn ein gesteuerter Kulturwandel beginnt stets von oben. In ihrer Vorbildfunktion tragen Führungskräfte den Geist der gewollten Risikokultur in die Organisation“, so Kluger.

Entsprechend sehen auch 52 Prozent der Befragten Vorstand und Senior Management in der primären Verantwortung für das Thema Risikokultur. 29 Prozent der Teilnehmer hingegen sehen keine Verantwortung bei Vorstand und Senior Management, Risikocontrolling-Funktion, Compliance-Funktion oder Human Resources.

86 Prozent sehen den Einfluss der Regulierer auf die Risikokultur positiv

Ebenfalls interessant: Die zunehmende Regulierung wird von den Bankmanagern nicht nur kritisch gesehen. So stimmen 86 Prozent der befragten Entscheider der Aussage zu, dass „ein stärkerer Einfluss durch Regulierung und Aufsicht hilft, die Risikokultur im Finanzsektor zu verbessern“. Deutsche Banken erhoffen sich vor allem weitere Impulse zu Ansatzpunkten sowie ergänzende Leitlinien seitens der Aufsichtsbehörden. Uneins sind sich die Manager allerdings in der Frage, wie Aufseher und Regelsetzer dabei vorgehen sollen. Nur rund 50 Prozent der Institute spricht sich für die Einführung strikter Anforderungen in Bezug auf eine Risikokultur aus. Stattdessen wünschen sich viele der Befragten, dass die Regulierer Prinzipien und Empfehlungen vorgeben und so Handlungsspielraum wahren.

(Pressemitteilung PwC vom 09.05.2018)


Redaktion

Weitere Meldungen


Investment Process Concept on the Gears.
Meldung

©tashatuvango/ fotolia.com

02.05.2024

Ausländische Investitionen sinken im sechsten Jahr in Folge

Ausländische Investoren haben ihr Engagement in Deutschland im vergangenen Jahr deutlich reduziert: Die Zahl der von ausländischen Unternehmen in Deutschland angekündigten Investitionsprojekte sank im Vergleich zum Vorjahr um 12 % auf 733 – und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2013. Das vergangene Jahr war zudem das sechste Jahr in Folge mit einer rückläufigen

Ausländische Investitionen sinken im sechsten Jahr in Folge
Investition, Geld, Investor, Vermögen, Kapital
Meldung

pitinan/123rf.com

30.04.2024

Investitionsvolumen zu niedrig, um Energiewende-Ziele zu erreichen

Um den Klimawandel zu bekämpfen, hat sich die Bundesregierung sehr ambitionierte Ziele bis 2030 gesetzt: So soll der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 % steigen. Im Vergleich zu 1990 sollen die Treibhausgasemissionen um insgesamt 65 % zurückgehen. Welche Fortschritte hat es mit Blick auf diese Ziele bislang in den einzelnen Sektoren

Investitionsvolumen zu niedrig, um Energiewende-Ziele zu erreichen
Dr. Christian Frank
Interview

Dr. Christian Frank

29.04.2024

Restrukturierungen: „Krisenzeiten bieten viel Raum für Mutige!“

Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Krisenzeit – auch in Folge der jüngsten Marktturbulenzen – werden im laufenden Jahr deutlich mehr Firmenpleiten erwartet. Die rasante Erhöhung der Zinskosten, aber auch Faktoren wie hohe Preissteigerungen bei Vorprodukten und die hohen Energiepreise verstärken den Druck auf bislang gesunde Unternehmen. Ein Ende dieser negativen Entwicklung ist nicht abzusehen. Dr. Christian

Restrukturierungen: „Krisenzeiten bieten viel Raum für Mutige!“
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank