Der Finanzsektor stemmt sich gegen den Wachstumsstillstand. Strategisch setzen acht von zehn Banken, Versicherern und sonstigen Finanzdienstleistern auf die bewährten Geschäftsmodelle und ihr Kerngeschäft. 34% wollen mit neuen Produkten ihr Geschäft voranbringen. Der Blick auf internationale Märkte findet dagegen im Vergleich zu Industrieunternehmen kaum statt. Nur 6% der Finanzunternehmen suchen Wachstumschancen im Ausland. Das sind die Ergebnisse der Studie „Potenzialanalyse flexibel wachsen“ von Sopra Steria Consulting und dem F.A.Z.-Institut.
Banken sind laut der Autoren der Studie gefordert, ihr Profitabilitätsproblem durch neues Wachstum auszugleichen sowie Geschäftsmodelle zu hinterfragen und anzupassen. Der Privatkundenmarkt zählt zu den schwierigsten der Welt. Für 30% der Finanzunternehmen sollen deshalb digitale, internetbasierte Geschäftsmodelle zu einer tragenden Säule für Wachstum und Profitabilität werden. Zum einen fällt die Kostenstruktur über Online-Kanäle vor allem im Privatkundengeschäft mit Girokonten und Standardfinanzierungen deutlich niedriger aus als beim Absatz in der Filiale. Zum anderen sind Technologien und Digitalisierung ein Mittel, Kunden wieder stärker zu begeistern und auch mit einem reduzierten Filialnetz die Reichweite zu halten.
Komfortzone verlassen und neue Geschäftsmodelle ausprobieren
Darüber hinaus gibt nach Ansicht der Studienautoren es Institute, die ihre Komfortzone der bekannten Wertschöpfungskette verlassen und neue Geschäftsmodelle ausprobieren. Einige Finanzdienstleister würden zum Beispiel Informationen über Kunden dazu nutzen, ihnen den optimalen Strom- oder Telekommunikationstarif anzubieten. Ermöglicht werden diese Geschäftsmodellinnovationen vielfach durch Partnerschaften mit Startups. Durch Technologie würden Branchengrenzen verwischen und digitale Ökosysteme entstehen, die sowohl datengetrieben als auch kundenzentriert sind, wie die Experten von Sopra Steria Consulting feststellen. Insgesamt sei der Aufbau und die Pflege von Partnernetzwerken für jedes dritte Finanzunternehmen eine wichtige Wachstumsquelle.
Digitalisierung und Kooperation zur Erschließung von Wachstumsmärkten
Digitalisierung und Kooperation würden laut der Analyse zudem den Weg zur Erschließung internationaler Wachstumsmärkte ebnen. Auslandsbanken wie Santander hätten gezeigt, wie sie mit ihren standardisierten Plattformen Innovationen sehr rasch über Ländergrenzen hinweg einführen können. Den Weg der Internationalisierung gehe allerdings kaum ein deutsches Finanzinstitut. Nur bei 6% der befragten Finanzunternehmen stünden die Zeichen auf Expansion ins Ausland als zentrale Wachstumsstrategie. Da die Exporte deutscher Großunternehmen und des Mittelstandes anhalten und sind Investitionen im Ausland für jedes dritte Industrieunternehmen eine zentrale Wachstumsschraube ist, sind vertrauenswürdige Finanzierungs- und Abwicklungspartner gefragt. Hier würden sich langfristig Chancen ergeben, die auch mittelgroße und kleinere Banken über Digitalinnovationen stärker nutzen könnten, prognostiziert die Untersuchung.
Die Studie „Potenzialanalyse flexibel wachsen“ finden Sie hier zum Download.
(Pressemitteilung Sopra Steria Consulting vom 09.08.2018)