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17.08.2018

US-Digitalkonzerne erhöhen Innovationsausgaben massiv

Autokonzerne auf der Überholspur

Corporate Finance

Weltweit haben Großkonzerne im vergangenen Jahr ihre Innovationsbudgets kräftig aufgestockt: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (kurz F&E) der 500 größten F&E-Investoren der Welt stiegen im vergangenen Jahr um 6% auf 532 Mrd. €. Die große Mehrheit der Unternehmen – 65% – investierte mehr als im Vorjahr, so eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, in der die 500 börsennotierten Unternehmen weltweit mit den größten F&E-Budgets untersucht wurden.

Die US-amerikanischen Top-Konzerne steigerten ihre Investitionen besonders stark: Um 11% stiegen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei den 127 US-amerikanischen Unternehmen, die sich im Ranking platzieren können. Hauptgrund für diesen starken Anstieg ist laut der Studie die hohe Investitionsbereitschaft der US-Digitalkonzerne. So erhöhte Amazon seine Innovationsausgaben um 41% von umgerechnet 14,3 auf 20,1 Mrd. € und belegt damit wie schon im Vorjahr Platz eins im Ranking der Unternehmen mit den weltweit höchsten Innovationsbudgets.

Von den zehn Unternehmen mit den größten F&E-Budgets kommen sieben aus den USA

Auf Platz zwei liegt unverändert die Google-Muttergesellschaft Alphabet mit 14,8 Mrd. € vor Samsung (13,1 Mrd. €) und Intel (11,6 Mrd. €). Neben IT-Riesen können sich vor allem Pharmakonzerne im Top-10-Ranking platzieren: Roche, Johnson & Johnson und Merck & Co auf den Rängen acht bis zehn. Als einziges klassisches Industrieunternehmen belegt Volkswagen im Ranking den fünften Platz – der Wolfsburger Autokonzern ist mit F&E-Ausgaben von 11,6 Mrd. € zugleich Europas größter F&E-Investor.

US-Unternehmen geben deutlich mehr für Innovationen aus als europäische

Ein rasanter technischer Fortschritt, immer kürzere Produktzyklen und sich rasch verändernde Verbraucherwünsche würden den Druck auf die Unternehmen erhöhen, ihre Innovationsbudgets aufzustocken, so die Autoren der Studie. Auch würden die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von der weltweit guten Konjunkturentwicklung, die zu steigenden Umsätzen und Gewinnen führt, profitieren.

Nach wie vor sind US-Unternehmen in Sachen Innovationsausgaben das Maß aller Dinge: Nicht nur haben sieben der zehn Top-F&E-Investoren ihren Sitz in den USA, auch investieren US-Konzerne im Durchschnitt deutlich mehr als ihre Wettbewerber in Asien und Europa. Während die analysierten asiatischen Unternehmen eine durchschnittliche F&E-Quote – das ist der Anteil der F&E-Ausgaben am Gesamtumsatz – von nur 2,6% aufweisen, liegt der Wert in Nordamerika mit zuletzt 5,6% mehr als doppelt so hoch. Europäische Unternehmen weisen eine durchschnittliche F&E-Quote von 3,4% auf.

Und während bei den nordamerikanischen Konzernen die F&E-Budgets im vergangenen Jahr mit plus 11% stärker stiegen als der Umsatz, der um 8% zulegte, war es in Europa genau umgekehrt: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wuchsen nur um 3%, der Gesamtumsatz hingegen um knapp10% – also mehr als drei Mal so stark.

Vor allem die großen Digitalkonzerne erhöhen ihre Innovationsausgaben massiv: Die fünf größten US-Digitalkonzerne – die zugleich die fünf größten US-Investoren sind – setzten im vergangenen Jahr zusammen umgerechnet 68 Mrd. € für Forschung und Entwicklung ein und steigerten ihre Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um knapp elf Mrd. € bzw. 19%. Auf der anderen Seite des Atlantiks stockten die Top-5-Investoren Europas ihre Budgets nur um 800 Mio. € bzw. 2% auf gut 41 Mrd. € auf.

Zwar führen hohe Innovationsausgaben nicht zwangsläufig zu einer tatsächlichen Steigerung der Innovationskraft und zu wegweisenden neuen Produkten, so die Studienautoren, allerdings fördern hohe Forschungsbudgets und eine Unternehmenskultur, die Innovationen wertschätzt und Risikobereitschaft fördert, auch tatsächliche Innovationssprünge. Wer wenig investiere, dürfe auch keine großen Durchbrüche erwarten. Hier könnten die europäischen Unternehmen von den großen amerikanischen Unternehmen und zunehmend auch einigen asiatischen Konzernen lernen.

Deutsche Unternehmen erhöhen F&E-Ausgaben um 4% – chinesische um 18%

Die höchstplatzierten deutschen Unternehmen im weltweiten F&E-Ranking sind neben Volkswagen (5. Platz) noch Daimler (Rang 18), Siemens (Rang 23), BMW (Rang 30) und Bayer (Rang 34). Insgesamt stieg das Innovationsbudget der 32 deutschen Unternehmen, die sich in der Liste der Top-500-Unternehmen platzieren, im vergangenen Jahr um 5% auf 54 Mrd. €. Weltweit am stärksten stiegen allerdings die Ausgaben der Unternehmen aus China (plus 18%), Taiwan (plus 16%) und Schweden (plus 14%) – wenngleich jeweils von einem deutlich niedrigeren Ausgansniveau als etwa die deutschen oder US-amerikanischen, so die Analyse.

In Deutschland seien es vor allem die Auto- und die Pharmakonzerne, die auch im internationalen Maßstab erhebliche Summen in Forschung und Entwicklung investieren und diese teilweise weiter kräftig steigern. Im europäischen Vergleich erweisen sich die deutschen Top-Konzerne damit als überdurchschnittlich aktive F&E-Investoren – vor den Schweizer Unternehmen und weit vor den französischen und britischen Unternehmen. Dass allerdings gerade die chinesischen Unternehmen ihre F&E-Ausgaben derzeit so erheblich steigern, sei bemerkenswert, so die Autoren der Studie. Die chinesische Wirtschaft und gerade die international ausgerichteten Unternehmen würden sich in rasantem Tempo zu ernstzunehmenden Playern auf den Weltmärkten entwickeln. Chinesische Unternehmen hätten inzwischen erkannt, dass Innovationen der Schlüssel zu langfristiger internationaler Wettbewerbsfähigkeit und höheren Margen seien. Sie werden daher zukünftig im weltweiten Innovationswettbewerb eine immer größere Rolle spielen, so die Einschätzung der Studienautoren.

Pharmakonzerne investieren am meisten

Nach wie vor die mit Abstand höchsten F&E-Quoten weisen die Pharmakonzerne auf: Insgesamt 110 Mrd. € investierten die 29 im Ranking vertretenen Pharmakonzerne im vergangenen Jahr in die Entwicklung neuer Produkte bzw. Wirkstoffe, das entspricht einem Anteil am Gesamtumsatz von 16,3%. Die IT-Branche liegt mit durchschnittlich 8,0% auf dem zweiten Platz. Klassische Industriebranchen weisen eher niedrigere F&E-Quoten auf: In der Autoindustrie lag die Quote im vergangenen Jahr bei 4,0%, bei sonstigen Industrieunternehmen bei 2,5%.

Die eher niedrigen F&E-Quoten in einigen Industriebranchen könnten sich für diese Unternehmen noch zum Problem entwickeln. Die Digitalisierung und die damit einhergehende Branchenkonvergenz würden die Gewichte in der Weltwirtschaft massiv verschieben und deshalb ein rasches Umdenken gerade bei Unternehmen aus klassischen Industriebranchen erfordern. Denn diese würden zunehmend mit einer sehr finanzstarken und angriffslustigen Konkurrenz aus anderen Branchen konfrontiert.

Allerdings muss man sich Innovationen auch leisten können – daher geraten gerade Unternehmen aus Branchen mit eher niedrigen Margen und entsprechend kleineren Innovationsbudgets durch die Konkurrenz unter Druck, stellt die Studie fest. Gerade diese Unternehmen müssten neue und kreative Wege gehen und etwa über Kooperationen mit Wettbewerbern, Forschungseinrichtungen oder auch Start-ups nachdenken, um trotz begrenzter Budgets ihre Innovationskraft auch im digitalen Zeitalter zu bewahren, so die Empfehlung der Studienautoren.

Unternehmen, die viel für die Entwicklung neuer Produkte ausgeben, erwirtschaften zumeist auch deutlich höhere Gewinne: So lag die EBIT-Marge bei den Unternehmen, deren F&E-Quote über dem jeweiligen Branchenschnitt lag, im vergangenen Jahr bei durchschnittlich knapp 15%, während die übrigen Unternehmen nur eine Marge von knapp 10% erwirtschafteten.

Die Analyse „Top 500 F&E: Wer investiert am meisten in Innovationen?“ steht hier zum Download bereit.

(Pressemitteilung EY vom 16.08.2018)


Redaktion

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