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12.09.2018

Sustainable-Finance-Studie: ESG drängt in den Mainstream

Autokonzerne auf der Überholspur

© weerapat1003/fotolia.com

Die überwiegende Mehrheit der Investoren und Emittenten weltweit verfolgt heute bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie nach den Kriterien „Environment“, „Social“ und „Governance“ (ESG). Damit drängt ESG in den Mainstream.

Das ist das Ergebnis einer von HSBC in Auftrag gegebenen Umfrage unter 1.731 Unternehmen und Investoren weltweit. Die Sustainable-Finance-Studie ist die größte dieser Art und wurde von East & Partners zum dritten Mal in Folge durchgeführt.

Im internationalen Vergleich sind die europäischen Investoren führend bei der Verfolgung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Hier beziehen 85% entsprechende Kriterien in ihre Anlageentscheidungen ein. In Asien sind es prozentual nur weniger als halb so viele, die eine ESG-Strategie verfolgen (40%).

Auch auf Emittentenseite ist Europa vorne: Knapp 90% der Unternehmen verfolgt eine Nachhaltigkeitsstrategie. Das gilt vor allem für Unternehmen mit einem Umsatz von über 10 Mrd. US-Dollar. Schlusslichter sind Hongkong mit 13% und die USA mit 21%. Seit der Umfrage im Jahr 2017 hat sich der Graben zwischen Investoren und Unternehmen in Europa geschlossen. Der Druck der Investoren hat Wirkung gezeigt. Das gilt vor allem für Europa, wo noch vor einem Jahr die Investoren zwar verstärkt nachhaltig investieren wollten, ihnen aber die Investitionsziele fehlten.

Beweggründe für ESG

In den persönlichen Interviews haben die jeweils über 800 Vertreter von Unternehmen und institutionellen Investoren als häufigsten Grund für eine ESG-Strategie höhere finanzielle Returns genannt. Der zweitgenannte Grund sind Steuervergünstigungen. Das zeigt, dass sich Bemühungen um Nachhaltigkeit immer häufiger in Euro und Cent auszahlen. Nur für Pensionsfonds und Staatsfonds steht die Regulierung an zweiter Stelle, wenn es um die Entscheidung geht, Nachhaltigkeitsaspekte einzubinden.

Für Unternehmen in Europa stehen außerdem selbstgesetzte Nachhaltigkeitsziele sowie der Druck von Investorenseite ganz oben auf der Liste. Nachhaltige Lieferketten sind dagegen für große Unternehmen (10 Mrd. Euro Umsatz) in China und Hongkong der zweitwichtigste Faktor auf Nachhaltigkeit zu setzen.

Daniel Klier, Head of Strategy und Global Head of Sustainable Finance von HSBC, zu den Ergebnissen der Studie: „Die Motivation für eine strategische Einbettung von ESG hat sich seit der Umfrage im Jahr 2017 verändert. Damals nannten 83% der Emittenten den Druck von Investoren als Hauptgrund, gefolgt von Regulierung und der Sorge um ihre Reputation. Die Verschiebung in Richtung finanzieller Beweggründe zeigt, dass der Druck der Investoren wirkt und die Marktkräfte eine Verhaltensänderung erzeugt haben. Kurzum: ESG, klimagerechte Finanzierung und Risikomanagement nähern sich dem Mainstream.“

Verwendung der Gelder

Unternehmen investieren das Geld größtenteils intern, um ihre Geschäftsprozesse nachhaltiger aufzustellen. Zwei Drittel investieren in moderne Produktionsstätten, neue Maschinen oder in Stromquellen mit erneuerbaren Energien. Chinesische Unternehmen zeigen eine Besonderheit: 9% nutzen das Geld, um grüne Merger & Acquisitions zu realisieren.

Hindernisse

Unter den befragten Unternehmen sehen zwei Drittel (67%) keine Hürden, ihre Sustainable-Finance-Aktivitäten zu erhöhen. Bei den Investoren zeigt sich ein ähnliches Bild: Für 57% steht einem Ausbau ihrer Investitionen im ESG-Bereich nichts entgegen. Weniger als 10% der Investoren haben speziell für ESG vorgesehene Budgets. Sie erwarten aber, dass diese Anzahl sich im Jahr 2019 verdoppeln wird. Unter den Investoren, die Hürden sehen, nennt über die Hälfte (58%) die fehlenden Standards für ESG als Hindernisgrund. Gleiches hindert auch Emittenten weltweit daran, stärker auf Sustainable Finance zu setzen. Hier sind die europäischen Investoren keine Ausnahme

Investoren klagen zudem nach wie vor über fehlende Investitionsobjekte, die sich durch eine mangelhafte Datentransparenz bei den Unternehmen nochmal verschärft hätten.

Geringe Bekanntheit von TCFD

Auch wenn das Engagement in ESG steigt und eine bessere Reputation ebenfalls ein Treiber für die Entwicklung ist, legen die wenigsten Investoren und Emittenten ihre Strategie offen.

Die internationale Regulierung wird zwar als eine der Hauptgründe für mehr Offenlegung weltweit genannt, allerdings kennen nur 8% der Emittenten und 10% der Investoren die TCFD-Initiative. Die Task Force of Climate-related Financial Disclosures Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, einheitliche Standards und global anwendbare Empfehlungen zur Offenlegung von Klimarisiken festzulegen. Damit soll die Transparenz gegenüber Investoren, Anlegern und Anteilseignern erhöht werden. Es ist ein unabhängiger, freiwilliger Zusammenschluss des Financial Stability Boards und der Bank of England. Lediglich im Vereinigten Königreich wissen ein Fünftel der Unternehmen um die TCFD-Initiative. Dabei gilt: Je größer das Unternehmen, desto eher ist TCFD ein Begriff.

Daniel Klier: „Der Markt arbeitet heute auf eine Regulierung hin, um mehr Transparenz zu schaffen. Denn fehlende Standards sind ein Problem für alle Marktteilnehmer. Die Kapitalgeber erwarten eine verstärkte Offenlegung von Nachhaltigkeitsrisiken. Da die TCFD genau ein solches Rahmenwerk bietet, sollte die Umsetzung der Handlungsempfehlungen global zu einer dringenden Priorität erkoren werden.“

(Pressemitteilung HSBC vom 12.09.2018)


Redaktion

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