Laut eines aktuellen M&A-Marktberichts zu Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) des Technologie-Beratungsunternehmens Hampleton Partners zeigt der aufstrebende Sektor bereits Anzeichen von Reife. Das Funding, die Bewertungen sowie Transaktionsvolumina nehmen laut der Studie in der späteren Phase zu und gewinnen an Dynamik.
Die Zahl der M&A-Transaktionen stieg von insgesamt nur elf im Jahr 2014 auf 26 im Jahr 2018. Nordamerika steht kurz davor, eine führende Position im Bereich AR/VR M&A einzunehmen, da hier 62% aller Ziele und 60% der Käufer an einer M&A-Transaktion beteiligt sind.
Anstieg bei späten Finanzierungsrunden
Auch die Later Stage-Finanzierung von AR/VR nimmt zu, insbesondere für die Serien B, C und höher. Tatsächlich erreichte die Gesamtfinanzierung aller 19 Series C+-Runden im Jahr 2018 2,2 Mrd. Euro – das ist mehr als das Zehnfache im Vergleich zu den 0,2 Mrd. Euro aus den acht Runden von 2015. 2017 gab es den größten Anstieg bei der Finanzierung der Serie B – Ursache waren drei ungewöhnlich großen Supergiant B-Runden über 100 Mio. Euro. So erhielt die in London ansässige Firma Improbable Worlds 463 Mio. Euro vom Softbank Vision Fund mit einem Gesamtwert von rund 1 Mrd. Euro die größte B-Runde des Jahres.
Die durchschnittliche offenbarte Ticketgröße ist über die Förderrunden der Serie C+, aber auch über alle Serientypen hinweg gestiegen und erreichte 2013 5,4 Mio. Euro, 2016 10,1 Mio. Euro und 2018 15,4 Mio. Euro.
Während Technologieriesen zu den aktivsten Käufern in diesem Bereich gehören, integrieren Healthcare-, E-Commerce- und Kosmetikunternehmen bahnbrechende AR- und VR-Technologien in ihre Arbeitsplätze und Kundenangebote.
AR/VR im E-Commerce
Nach einer dreijährigen Partnerschaft und einer Finanzierungsrunde von 18 Mio. USD (16,1 Mio. Euro) im Jahr 2016 wurde die israelische Infinity AR im März 2019 vollständig von Alibaba übernommen. Der Schritt festigt die Position Israels als bedeutendes Forschungs- und Entwicklungszentrum für den chinesischen E-Commerce-Riesen. Mit seinem reichen Know-how im Bereich der Consumer-Facing-Technologie ist Alibaba gut positioniert, um die AR-Revolution im E-Commerce mit Hilfe der Infinity AR-Plattform anzuführen.
AR/VR in der Kosmetikindustrie
Make-up virtuell darzustellen hat Potential. Dieses zeigt sich letzten Endes auch in den M&A-Aktivitäten. Dabei wurde das Interesse an AR-Zielen sowohl von Kosmetik-Entwicklern als auch von Einzelhändlern geweckt. Im März 2018 erwarb L’Oréal Modiface, das Beauty-Probier-Simulationen per Live-Video mit fotorealistischem Make-up sowie Haarfarben- und Frisuren-Simulationen anbietet. Im November 2018 folgte mit Ulta Beauty einer der größten Kosmetikhändler der USA, der GlamST erwarb. Das Unternehmen bietet 3D-Virtual Make-up-Technologie an, mit der Nutzer Make-up via Handy, Online und In-Store auszuprobieren können.
AR/VR im Gesundheitswesen
Die AR- und VR-Technologie trägt dazu bei, das Gesundheitswesen und die Behandlung von zum Beispiel psychischen Erkrankungen zu revolutionieren und gleichzeitig die steigenden Kosten zu senken. So erwarb Varian im Juni 2018 humediQ. humediQ bietet unter anderem oberflächengesteuerte Strahlentherapie Workflow-Lösungen für Onkologie-Anbieter sowie Kameras, die die Positionierung und Bewegung der Patienten überwachen. Staywells Übernahme von Provata, einem Anbieter von Health Management Software as a Service, kombiniert VR-gestützte Meditationen mit physiologischem Monitoring. Die Lösung wird Arbeitgebern und Gesundheitsdienstleistern angeboten.
Während der M&A-Markt für AR/VR-Ziele im Vergleich zu anderen Technologiebereichen noch in den Kinderschuhen steckt, zeigen erfolgreiche Investitionen in Unternehmen in der späteren Phase, dass die Branche allmählich reift, stellen die Studienautoren fest. Die Big Ticket-Finanzierung helfe Start-ups, über die Proof-of-Concept-Phase hinauszuwachsen und einen echten Kundenstamm zu entwickeln, der dazu beitragen werde potenzielle Käufer anzuziehen. Early Adopter aus den Bereichen Gesundheitswesen, E-Commerce und Kosmetik würden außerdem dazu beitragen, dass diese Technologien immer mehr zum Mainstream werden und sich als nützlich erweisen. Aufgrund all dieser Faktoren erwarten die Autoren der Studie in naher Zukunft einen Anstieg des Volumens von M&A-Transaktionen.
Der vollständige Report kann hier heruntergeladen werden.
(Pressemitteilung Hampleton Partners vom 18.09.2019)
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