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19.07.2019

Im Jahr 2026 werden mehr Prüfungshandlungen mittels Maschinen ausgeführt als durch Menschen

Autokonzerne auf der Überholspur

© Coloures-pic/fotolia.com

Die deutschen Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaften (WP) beschäftigen sich immer ernsthafter mit der IT-gestützten Abschlussprüfung. Dies zeigt ein Anstieg der Investitionen in diesem Gebiet, vor allem innerhalb der 25 nach Umsatz führenden WP-Gesellschaften. So glaubt diese Gruppe, dass im Jahr 2026 mehr Prüfungshandlungen autonom mittels Rechner ausgeführt werden als durch Menschen. Damit einher geht die Forderung nach einer Veränderung der Ausbildung sowie des Wirtschaftsprüfungs-Examens, um sowohl dem technischen Fortschritt als auch dem Rückgang der Absolventenzahlen zu begegnen.

Das sind erste Ergebnisse der Lünendonk®-Liste und -Studie 2019 „Führende Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften in Deutschland“, die das Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder, veröffentlichte. Das Ranking steht unter www.luenendonk.de zum Download bereit.

Top 25 legen in 2018 um 7,8 Prozent zu

Bereinigt um Ausreißer sind die 25 führenden WP-Gesellschaften im Geschäftsjahr 2018 im Mittel um 7,8 Prozent gewachsen (2017: 7,3%). „Die Entwicklungen der einzelnen Prüfer verliefen indes recht unterschiedlich“, sagt Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter von Lünendonk & Hossenfelder. „Die Grenzwerte liegen bei +22,5 Prozent an der Spitze und -4,3 Prozent am Ende. Hier zeigt sich, dass nicht alle Unternehmen gleichermaßen am Wachstum partizipierten.“

In Summe erzielten die Top 25 im Jahr 2018 einen Umsatz in Höhe von 9,15 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2017: 8,4 Mrd. Euro). Bei einem Marktvolumen von 15,3 Milliarden Euro decken die Top 25 rund 60 Prozent des deutschen WP-Markts ab (Big-Four-Marktanteil Deloitte, EY, KPMG und PwC: 48,5%).

Das höchste prozentuale Wachstum innerhalb der Top 25 der Lünendonk®-Liste 2019 erzielte RSM mit +46,2 Prozent. Hier macht sich die Integration von mehreren WP-Gesellschaften bemerkbar. Innerhalb der Big Four fällt vor allem die erneut gute Entwicklung von Deloitte auf (+18,1%). Und auch KPMG fand nach einem schwächeren 2017 zu alter Form zurück (+10,2%).

Lünendonk®-Liste im Überblick: PwC weiterhin Marktführer

PricewaterhouseCoopers (PwC) ist weiterhin die größte WP-Gesellschaft Deutschlands. Mit einem Wachstum von 4,1 Prozent steigerte das Unternehmen den Inlandsumsatz auf 2.156,2 Millionen Euro. Im Vorjahr konnte PwC noch um 9,1 Prozent zulegen. Weiterhin auf Position zwei liegt Ernst & Young (EY) mit 1.970,0 Millionen Euro (+7,8%). In 2018 und 2019 machte das Big-Four-Unternehmen Schlagzeilen aufgrund der erfolgreichen Gewinne namhafter Prüfungsmandate wie Deutsche Bank, Lufthansa und Volkswagen. KPMG bleibt EY mit 1.830,0 Millionen Euro auf den Fersen. Nach einem durchwachsenen Geschäftsjahr 2017 legte die Berliner WP-Gesellschaft in 2018 zweistellig zu (+10,2%) und überzeugte vor allem in der Managementberatung.

Deloitte wiederholt stärkstes Wachstum innerhalb der Big Four

Deloitte wartet erneut innerhalb der Big Four mit dem höchsten Wachstum im Geschäftsjahr auf: Das Unternehmen kommt bei einer Umsatzsteigerung von 18,1 Prozent auf nunmehr 1.465,0 Millionen Euro. Auch diesmal konnte Deloitte auch im Audit-Geschäft zweistellig zulegen. Hinsichtlich der zurück­liegenden drei Jahre wurde der Deutschlandumsatz fast verdoppelt.

Next Ten behaupten sich unterschiedlich

Die sogenannten Next-Ten-Gesellschaften – die zehn WP-Gesellschaften unterhalb der Big Four – entwickelten sich 2018 recht unterschiedlich: Durch ein Wachstum von 4,8 Prozent bestätigt BDO mit 241,3 Millionen Euro Rang fünf der Lünendonk®-Liste. Neben der Legal Rechtsanwaltsgesellschaft sind bei den BDO-Umsätzen auch Leistungen der Unitesta Revisions- und Treuhandgesellschaft, Oldenburg, sowie der Universa Prüfungs- und Treuhandgesellschaft, Hamburg, berücksichtigt.

„Neben organischem Wachstum setzt BDO seit Ende 2018 auch wieder auf Zukäufe und Fusionen“, erläutert Hossenfelder. „So übernahmen die Hamburger die WP-Gesellschaft DPI in Leer und jüngst Dr. Daiber & Partner in Stuttgart.“ Rödl & Partner rückt indes immer näher an BDO heran: Mit einem Umsatzanstieg von 7,8 Prozent auf 236,1 Millionen Euro liegt die Professional Service Firm aus Nürnberg auf Position sechs.

Ebner Stolz nimmt 200-Millionen-Euro-Hürde

Noch stärker gewachsen ist Ebner Stolz. Mit einem Anstieg von 8,5 Prozent übersteigt die Stuttgarter WP-Gesellschaft erstmals die 200-Millionen-Euro-Marke und meldet einen Umsatz von 213,2 Millionen Euro. Zum Achtplatzierten BakerTilly klafft eine Umsatzlücke von gut 60 Millionen Euro. Die Düsseldorfer WP-Gesellschaft kommt in 2018 auf einen Umsatz von 151,7 Millionen Euro (+2,8%).

Mazars baut Expertise im Finance-Sektor aus

Mazars holt mit einem Anstieg von 5,7 Prozent auf und erzielt 2018 einen Umsatz von 143,0 Millionen Euro. Im Zuge der Prüferrotation hat die Berliner WP-Gesellschaft im zurückliegenden Geschäftsjahr stark auf die Finance-Branche gesetzt. Beispielsweise gewann Mazars das Prüfungs­mandat der Volkswagen Versicherung. Und ab dem Jahr 2021 zählt die Investmentbank Goldman Sachs in Deutschland und Großbritannien zu den Prüfungskunden.

WKGT wird 2019 aufschließen

Warth & Klein Grant Thornton (WKGT) wuchs im zurückliegenden Geschäfts­jahr 2018 um 8,5 Prozent und erreichte den Mitte 2018 angekündigten dreistelligen Millionen-Umsatz (104,7 Mio. Euro). Mit der Übernahme der Hanse Consulting im Jahr 2018 baute die Düsseldorfer WP-Gesellschaft zudem den Advisory-Bereich deutlich aus. Nicht enthalten in den Umsätzen sind die Leistungen der Berliner Trinavis. Durch den Zusammenschluss stellt Berlin nun den zweitgrößten WKGT-Standort dar – rein rechnerisch läge der konsolidierte Umsatz bei über 130 Millionen Euro.

RSM mit Rekordwachstum

PKF Fasselt Schlage weist innerhalb der Lünendonk®-Liste als einzige WP-Gesellschaft einen Umsatzrückgang auf (-4,3%). Mit 66,0 Millionen Euro liegt das Unternehmen weiterhin auf Rang elf. Mit RSM folgt die WP-Gesellschaft mit dem höchsten prozentualen Wachstum innerhalb des Rankings: Die Düsseldorfer nehmen mit einem Plus von 46,2 Prozent Position zwölf ein und kommen auf 60,4 Millionen Euro Umsatz. Dieser außergewöhnliche Anstieg ist auch auf die Integration von drei WP-Gesellschaften zurück­zuführen: AWT aus Stuttgart, DPI aus Leer und Zitzelsberger aus München. Im aktuellen Geschäftsjahr werden die DPI-Umsätze auf BDO entfallen, im aktuellen Ranking bleiben diese bei RSM daher unberücksichtigt.

Dornbach verliert trotz eines Umsatzanstiegs von 11,5 Prozent einen Rang und liegt mit 58,0 Millionen Euro Umsatz auf Platz 13. Von sich reden machte die Koblenzer WP-Gesellschaft Ende 2018 durch die Mitgliedschaft im internationalen Netzwerk Shine Wing, einem vor rund 20 Jahren in China gegründeten Beratungsunternehmen.

ETL und DHPG kurz vor der 50-Millionen-Euro-Marke

Die ETL Wirtschaftsprüfungsgesellschaft steht mit 49,8 Millionen Euro Umsatz knapp vor der 50-Millionen-Euro-Marke. Mit einem Anstieg von 4,2 Prozent belegt die WP-Gesellschaft Position 14. DHPG aus Bonn legte in 2018 um 4,3 Prozent zu und schließt mit 49,0 Millionen Euro die Top 15 ab.

LKC wuchs erneut überdurchschnittlich. Die Münchener WP-Gesellschaft nimmt mit 42,3 Millionen Euro Rang 16 ein (+8,5%). Möhrle Happ Luther (39,4 Mio. €; +4,0%) und Falk & Co. (38,9 Mio. €; +7,5%) folgen auf den Plätzen. Weil Bansbach in 2018 mit einem Anstieg von 6,6 Prozent etwas stärker zulegte als Curacon (+5,7%), belegt die Stuttgarter WP-Gesellschaft Platz 19.

Dr. Kleeberg steigt ins Ranking auf

Die Kölner Solidaris wächst auch aufgrund der Fusion mit BPG Münster überdurchschnittlich um 19,9 Prozent und rangiert mit 35,5 Millionen Euro auf Position 21. Neu in der Lünendonk®-Liste ist Dr. Kleeberg aus München mit einem Umsatz von 29,4 Millionen Euro (+22,5%; Rang 24).

Marktvolumen 2018 steigt auf über 15 Milliarden Euro

Hinsichtlich des Marktvolumens erzielte die WP-Branche in 2018 laut Lünendonk ein Wachstum von +5,8 Prozent (15,3 Mrd. €). „Der Löwenanteil basiert vor allem auf der Leistungssteigerung der Big Four um 622 Millionen Euro“, so Hossenfelder. „Im Geschäftsjahr 2017 trugen Deloitte, EY, KPMG und PwC noch fast 1 Milliarde Euro zum Gesamtwachstum bei.“ Im aktuellen Geschäftsjahr erwarten die von Lünendonk befragten Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ein Branchenwachstum von 3,9 Prozent auf 15,9 Milliarden Euro. Damit zeigen sich die Studienteilnehmer bei ihrer Prognose etwas zurückhaltender als im zur Jahresmitte 2019 vom IFO-Institut, München, veröffentlichten Beraterklima-Index.

Forderung nach einer Ausbildungsreform

Erneut stehen sich Marktwachstum und Rückgang der WP-Examina gegenüber. Laut Wirtschaftsprüfungskammer, Berlin, bestanden im Jahr 2018 exakt 348 Personen das Examen (2016: 400; 2010: 555). Aufgrund der Ausweitung des Leistungsspektrums rekrutieren die WP-Gesellschaften inzwischen vermehrt Mitarbeiter aus anderen Fakultäten. „Weil das große Wachstum beim Gros der WP-Gesellschaften nicht aus dem Audit-Segment kommt, ist die Absolventenentwicklung nicht so dramatisch, wie es auf den ersten Blick aussieht“, sagt Hossenfelder. „Zudem investieren die Studien­teilnehmer in die digitale Transformation, vor allem bei der Standardisierung der Abschlussprüfung.“

Die Top 25 prognostizieren, dass im Jahr 2026 mehr Prüfungsleistungen mittels Rechner erbracht werden als durch menschliche Hand. Damit einher geht die Forderung nach einer Ausbildungsreform. Die Aussage „Es müssen sich die Ausbildung an Universitäten, die interne Weiterbildung und die Vorbereitung auf das WP-Examen ändern“ bewerten 37 Prozent der Top 25 mit „trifft voll und ganz zu“ und 58 Prozent mit „trifft eher zu“.

(Pressemitteilung Lünendonk vom 18.07.2019)


Redaktion

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