Umwelt- und Governance-Themen rücken zunehmend ins Rampenlicht. In einer aktuellen Umfrage zeigen sich 87 Prozent der befragten Banken und Finanzdienstleister davon überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen an Bedeutung gewinnen werden. Die Branche ist bereit, Verantwortung für einen Wandel zu übernehmen und erwartet in der Mehrheit keine Rendite-Einbußen.
Das sind Ergebnisse der Studie „Nachhaltige Geldanlagen 2019“, für die VÖB-Service und Cofinpro mehr als 160 Finanzexperten befragt haben.
Noch gehören grüne Geldanlagen zu den Nischenprodukten. Nachhaltige Fonds und Mandate erreichten 2018 einen Marktanteil von 4,5 Prozent. Aber die Finanzexperten sind sich einig: Immer mehr Investoren werden in den kommenden Jahren ihre Portfolios umschichten. Vor allem institutionellen Anlegern wird zugetraut, Umwelt- und Governance-Themen voranzutreiben. Jeder dritte Befragte erwartet, dass der Marktanteil für nachhaltige Investments in dieser Gruppe bis 2025 auf mindestens 40 Prozent steigen wird. Unter den Privatkunden wird der Anteil deutlich geringer ausfallen, sind sich die Experten einig.
„Es sind die institutionellen Anleger, die verstärkt auf nachhaltige Geldanlagen setzen und dieser Produktpalette zum Durchbruch verhelfen“, sagt Gerald Prior, Vorstandsvorsitzender der auf Banken spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro. „Gründe dafür sind einerseits strengere Auflagen für Fonds, die vermehrt an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet sein müssen. Andererseits findet in der Branche auch ein Umdenken statt.“
Die im August durchgeführte Studie belegt ein aufrichtiges Interesse an nachhaltigen Geldanlagen auf Seiten der Profis. Die Finanzexperten nehmen sich selbst in die Pflicht, den Fokus auf Umwelt- und Governance-Themen zu legen. 67 Prozent sagen, dass sie sich mit diesen Investments beschäftigen, um Verantwortung für einen nachhaltigen Wandel zu übernehmen. Die Einhaltung regulatorischer Vorgaben ist dagegen nur für jeden Dritten ausschlaggebend.
„In den Banken wird das Thema immer wichtiger. Und die aktuelle Nachrichtenlage über Klimaveränderungen und Umweltbewegungen hat das Bewusstsein dafür sicherlich noch geschärft“, sagt Dr. Stefan Hirschmann, Mitglied der Geschäftsleitung der VÖB-Service GmbH. „Mit dieser neuen Ausrichtung erfüllen die Banken auch die Erwartungen der Öffentlichkeit, denn 74 Prozent der Bundesbürger möchten, dass die Banken Druck auf die Unternehmen ausüben, um nachhaltig zu wirtschaften.“ Begleitend zu der Umfrage unter den Finanzexperten wurden auch 1000 Bundesbürger ab 18 Jahren zu ihren Erwartungen hinsichtlich nachhaltiger Geldanlagen befragt.
Finanzbranche kann Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit drängen
In der Finanzbranche ist die Überzeugung, einen positiven Beitrag leisten zu können, ausgeprägt: Neun von zehn Experten stimmen der Aussage zu, dass die Finanzwirtschaft gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und nachhaltiges Handeln in der Wirtschaft vorantreiben kann. Dem Kapitalmarkt kommt damit eine Schlüsselrolle zu, um die von der EU gewünschten Ziele zu erreichen. Denn über den Umweg der Investmentbranche soll Druck auf Unternehmen ausgeübt werden, damit diese klimapolitische Risiken berücksichtigen.
Aber stehen grüne Investments und Rendite im Einklang? Zwei von drei Profis sehen darin keinen Zielkonflikt und sagen: Nachhaltigkeit geht nicht zulasten der Performance. Das Identifizieren und Klassifizieren von nachhaltigen Investments bleibt für die Bankenbranche jedoch eine Herausforderung: 85 Prozent der Finanzexperten geben an, dass für nachhaltige Investments die Produktauswahl schwieriger ist und 72 Prozent glauben, dass umfangreichere Informationen benötigt werden. „Der Mehraufwand für diese Produkt schlägt sich in höheren Kosten nieder, und das belastet die Gesamtrendite“, gibt Cofinpro-Vorstand Prior zu bedenken.
Eine Möglichkeit, nachhaltige Investments schnell und sicher zu klassifizieren, stellen grüne Gütesiegel dar. Diese haben sich jedoch noch nicht durchgesetzt: Nur 22 Prozent der Profis nutzen diese Möglichkeit.
(Pressemitteilung Cofinpro vom 11.09.2019)