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30.12.2019

Private Equity-Investitionen in Deutschland steigen auf höchsten Wert seit der Finanzkrise

Autokonzerne auf der Überholspur

© stanciuc/fotolia.com

Megadeals haben das Private Equity-Volumen in Deutschland 2019 auf einen neuen Höchstwert seit der Finanzkrise ansteigen lassen. Finanzinvestoren tätigten Transaktionen im Wert von 30,2 Mrd. €, das sind 69 % mehr als im Vorjahr. Vor allem im zweiten Halbjahr griffen sie tief in die Schatulle und gaben insgesamt 22,9 Mrd. € aus – damit war es das stärkste Halbjahr seit der Finanzkrise. Das sind Ergebnisse einer Analyse des deutschen Private Equity-Marktes durch das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY.

Die größte Transaktion des Jahres war der Kauf des Industriedienstleisters Currenta durch Macquarie für 3,5 Mrd. €. Ebenfalls im zweiten Halbjahr fand die zweitgrößte Private Equity-Transaktion – die Akquisition von BASF Bauchemie durch Lone Star im Wert von 3,2 Mrd. € – statt. Insgesamt kamen acht solcher Megadeals oberhalb der eine-Milliarde-Grenze zustande – drei mehr als noch 2018.

Während die Transaktionspreise in die Höhe gingen, ist die Zahl der Transaktionen 2019 wieder zurückgegangen, nachdem sie zuvor fünf Jahre in Folge gestiegen war. Im abgelaufenen Jahr wurden 219 Transaktionen gezählt, das waren zehn weniger als noch im Jahr 2018.

Laut der Analyse sind die Preise für Unternehmen und Unternehmensteile auf einem sehr hohen Niveau. Daran dürfte sich auch mittelfristig nicht viel ändern, denn es gebe nicht mehr viele hochkarätige Übernahmeziele am Markt. Wer sein Portfolio stärken wolle, müsse daher tief in die Tasche greifen. Viele Finanzinvestoren seiden dazu auch bereit, da durch die anhaltende Niedrigzinsphase viel günstiges Kapital zur Verfügung stelle. Zusätzlich hätten Finanzinvestoren in den vergangenen Jahren deutlich mehr Branchenkenntnisse aufgebaut. Dadurch sind sie laut der Studienautoren in der Lage, die Unternehmensentwicklung positiv zu beeinflussen und trotz hoher Preise eine weitere Wertsteigerung zu generieren.

Die meisten Transaktionen in den Bereichen Industrie und Informationstechnologie

Mit 6,8 Mrd. € floss das meiste Geld in den Bereich Chemie, vor allem getrieben durch die Akquisitionen von BASF Bauchemie durch Lone Star und den Kauf von Evonik (Methacrylates Verbund) durch Advent. Dank der Übernahme von Autoscout24 durch Hellman & Friedman kurz vor Jahresende entfiel der zweithöchste Wert mit 5,7 Mrd. € auf den Bereich Informationstechnologie. Die meisten Deals wurden in den Bereichen Informationstechnologie und Industrie getätigt: 49 beziehungsweise 42 Transaktionen tätigten Finanzinvestoren in diesen beiden Bereichen.

In Deutschland befinden sich nach Angaben der Studienautoren viele eher kleinere und mittelgroße Industrieunternehmen auf dem Markt. Deswegen gebe es in dem Bereich viel Bewegung. Derzeit sei zusätzlich der Trend zu beobachten, dass Private Equity-Fonds ihr Portfolio um innovative Digitalunternehmen anreichern wollen. Daher bewege sich die Zahl der Transaktionen in diesem Bereich auf einem sehr hohen Niveau.

Die Verkäufe deutscher Unternehmensbeteiligungen, sogenannte Exits, gingen laut der Analyse sowohl bei der Anzahl als auch beim Wert deutlich zurück. So betrug der Gesamtwert 2019 nur noch 10 Mrd. €. Damit sank das Volumen das dritte Jahr in Folge und lag 31 % unter dem Vorjahreswert. Gleichzeitig ging auch die Zahl der Exits deutlich um 25 % auf 88 zurück.

Große Secondary Buy-outs blieben aus

Verantwortlich dafür war nach Aussage der Studienautoren vor allem das Ausbleiben großer Secondary Buy-outs, also Verkäufe an andere Finanzinvestoren. Hier brach das Volumen um 54 % auf 4,6 Mrd. € ein. Dabei hatte der 2,2 Mrd. € schwere Börsengang von Teamviewer nach zwei Jahren, in denen es keinen durch Private Equity getriebenen IPO gab, eigentlich ein Highlight gesetzt. Dem Portfoliounternehmen des Finanzinvestors Permira gelang der größte Technologie-Börsengang seit der Dotcom-Ära.

Wie die Analyse feststellt, kommen einige Finanzinvestoren kommen mit ihrem Portfolio derzeit an ihre Grenzen. Zum einen seien sie in der Vergangenheit bereits sehr aktiv gewesen und deshalb nach wie vor damit beschäftigt, die Unternehmen in ihr Portfolio zu integrieren. Zum anderen stünden sie aber auch in einem starken Wettbewerb mit strategischen Investoren. Diese seien oft in der Lage, höhere Preise zu zahlen, weil sie mit Synergieeffekten aus dem Kauf rechnen dürfen.

Zahlreiche Verkaufsprozesse noch offen – Private Equity-Aktivität dürfte 2020 hoch bleiben

Für das Jahr 2020 gehen die Experten dennoch von einer weiterhin hohen Private Equity-Aktivität aus. Derzeit seien viele Verkaufsprozesse, an denen Finanzinvestoren beteiligt sind, weiterhin offen und könnten im 1. Halbjahr 2020 abgeschlossen werden. Demnach wird für 2020 ein weiterhin hohes Engagement von Finanzinvestoren erwartet. Unterstützt werde dies durch einen hohen Anlagedruck aufgrund der gestiegenen Fondsvolumen und der niedrigen Zinsen.

Die vollständige Übersicht zum Private Equity-Transaktionsmarkt in Deutschland im Gesamtjahr 2019 finden Sie hier zum Nachlesen.

(Pressemitteilung EY vom 27.12.2019)


Redaktion

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