• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Deutschland erlebt schwächstes IPO-Jahr nach Anzahl im regulierten Markt seit 2009

02.01.2020

Deutschland erlebt schwächstes IPO-Jahr nach Anzahl im regulierten Markt seit 2009

Beitrag mit Bild

© moomsabuy/fotolia.com

Auf dem Frankfurter Börsenparkett herrscht im Schlussquartal komplette Flaute: Zwischen Oktober und Dezember hat sich kein einziges Unternehmen an die Börse gewagt. Mit nur vier Erst-Listings und einem Emissionsvolumen in Höhe von 3,5 Mrd. € war 2019 das schwächste Jahr für Börsengänge in Deutschland nach Anzahl seit der Finanzkrise 2009. Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt erfasst.

Auf das Rekordjahr 2018, in dem es erstmals in diesem Jahrtausend gelang, in Deutschland ein IPO-Volumen von über 10 Mrd. € einzuspielen, folgte laut der Analyse nun das schwächste Jahr für Neuemissionen seit der Finanzkrise. Die Investoren seien demnach extrem zurückhaltend gewesen, was im aktuell äußerst herausfordernden Marktumfeld gut nachvollziehbar sei.

Wirtschaftliches Umfeld schwach, Aktien bleiben attraktiv

Das wirtschaftliche Umfeld hatte sich im Laufe des Jahres 2019 erheblich verschlechtert: Das prognostizierte Wirtschaftswachstum für Deutschland war im Jahresverlauf deutlich zurückgegangen und auch das Geschäftsklima sowie die Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen erreichten neue Tiefstände. Der Blick auf die Börsen stimmte jedoch vorsichtig optimistisch: Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds wiesen deutsche Aktienindizes im Jahresverlauf deutliche Gewinne auf. Nach nahezu ununterbrochenen und massiven Mittelabflüssen seit Frühjahr 2018 vermeldeten Europäische Aktienfonds zuletzt wieder spürbare Zuflüsse. Nach Angaben der Studienautoren setzen Investoren trotz der gestiegenen Bewertungen gerade im ablaufenden Quartal wieder zunehmend auf Aktien. Die erwartete Rezession blieb aus, und die positiven Entwicklungen im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg trieben die Hoffnung, dass – unterstützt durch eine weiterhin expansive Geldpolitik – die Talsohle der Gewinnentwicklung in Kürze erreicht sein dürfte. Europäische Aktien profitierten zudem gegenüber US-Titeln von ihrer günstigeren Bewertung. Gleichzeitig bieten andere Assetklassen im andauernden Niedrigzinsumfeld kaum attraktive Renditen, so die Analyse.

Zwei große Börsengänge prägen das Jahr 2019

Dennoch schafften im Gesamtjahr 2019 nur vier Unternehmen den Sprung auf das Frankfurter Börsenparkett (2018: 18). Zwei der Börsengänge waren Transaktionen in Milliardenhöhe: Mit Traton debütierte die LKW-Sparte von VW und spielte im zweiten Quartal rund 1,4 Mrd. € ein. Noch größer war der Börsengang von TeamViewer Ende des dritten Quartals. Das Platzierungsvolumen von knapp 2 Mrd. € markierte das größte IPO eines Tech-Anbieters in Deutschland seit dem Platzen der Dotcom-Blase.

Die vier Börsenneulinge – neben Traton und TeamViewer debütierten die Global Fashion Group und der österreichische Technologieanbieter Frequentis – mussten bei ihren Emissionspreisen jedoch zum Teil deutliche Abstriche gegenüber ihren ursprünglichen Erwartungen in Kauf nehmen. Auch die insgesamt eher enttäuschende Kursperformance der Neuemissionen veranschaulicht die aktuell schwierige Marktsituation. Allein im vierten Quartal mussten vier Unternehmen ihre Börsengänge absagen. Wenn große und profitable Unternehmen im Laufe des IPOs unter Druck geraten und im Zweitmarkt schwach abschneiden, haben es kleine Börsengänge mit einem differenzierteren Risiko-Rendite-Profil oft vielfach schwerer, stellen die Studienautoren fest. In unsicheren Märkten würden Investoren liquidere Werte präferieren, um auf Veränderungen der Rahmenbedingungen kurzfristig reagieren zu können.

Kapitalerhöhungen auf neuem Tiefstand

Auch im Hinblick auf Kapitalerhöhungen verlief das Jahr 2019 enttäuschend: Im vierten Quartal entschieden sich nur sieben Unternehmen für eine Kapitalerhöhung (Q4 2018: 19). Das Volumen erreichte insgesamt 327 Mio. € (Q4 2018: 526 Mio. €). Ein Großteil davon entfällt auf den IT-Dienstleister Cancom (174 Mio. €). Für das Gesamtjahr 2019 lagen die Kapitalerhöhungen nur bei 4,6 Mrd. € und damit ebenfalls auf einem historischen Tiefstand. 2018 spielten Kapitalerhöhungen fast das Dreifache an Erlösen ein (12,4 Mrd. €).

Lichtblick bei den Fremdkapitalemissionen

Einen Lichtblick boten die Fremdkapitalemissionen: Insbesondere der Markt für High-Yield-Anleihen entwickelte sich sehr stark: Das Gesamtemissionsvolumen erreicht bis dato rund 14,2 Mrd. € und liegt damit bereits jetzt doppelt so hoch wie im Vorjahr (6,8 Mrd. €). Bei den Investment-Grade-Anleihen hinkt das Gesamtvolumen im vierten Quartal mit 16,8 Mrd. € zwar deutlich hinter dem Wert des dritten Quartals (38,0 Mrd. €) her. Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnte das Volumen jedoch um knapp 52% zulegen.

Vorsichtiger Optimismus für 2020

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass der Tiefpunkt bei den gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen und den Geschäftserwartungen erreicht ist. Zudem könnten sich die Unsicherheiten, die das Jahr 2019 geprägt haben – insbesondere der Brexit und der Handelskonflikt zwischen China und den USA – im neuen Jahr auflösen. Das stimme vorsichtig optimistisch.

Dazu komme: Zahlreiche Unternehmen befinden sich laut der Analyse derzeit in der Vorbereitung eines Börsengangs: In der IPO-Pipeline seien Abspaltungen bei großen Konzernen und schnell wachsende Tech-Anbieter ebenso wie Unternehmen, die ihren Börsengang in der Vergangenheit absagen mussten und 2020 einen neuen Anlauf wagen wollen. Vor diesem Hintergrund könnten zehn Börsengänge auf dem Frankfurter Parkett für 2020 durchaus im Bereich des Möglichen liegen, so das Fazit.

Die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland Q4 2019“ finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung PwC vom 18.12.2019)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©designer491/fotolia.com

19.12.2024

Globaler M&A-Markt nähert sich 3,5 Billionen US-Dollar

Der M&A-Markt schließt das Jahr ab, wie es begonnen hat: mit der Hoffnung, dass sich der Stillstand zwischen Käufern und Verkäufern auflöst. Viele Dealmaker haben 2024 ihre Strategien behutsam neu ausgerichtet, um sich an die neuen Realitäten höherer Zinssätze und einer verschärften Regulatorik anzupassen. Das hat die Studie „Look Back at M&A in 2024: Dealmakers

Globaler M&A-Markt nähert sich 3,5 Billionen US-Dollar
Meldung

©pitinan/123rf.com

19.12.2024

Wenig Zustimmung für geplantes Verbrennerverbot

Viele Menschen in Deutschland sind bislang wenig offen für die Antriebswende: Weniger als die Hälfte (40%) unterstützt das geplante EU-Verbrennerverbot ab 2035. 36 % der Verbraucher:innen bewertet dagegen die Entscheidung, ab 2035 keine CO2-emittierende Neufahrzeuge mehr zu verkaufen, als schlecht oder sehr schlecht. Die verbleibenden 24 % verstehen sich als neutral, wie eine aktuelle repräsentative Befragung von

Wenig Zustimmung für geplantes Verbrennerverbot
Meldung

© kritchanut/fotolia.com

18.12.2024

Großtransaktionen prägen das Bild im M&A-Jahr 2024

Das zum Ende des Jahres 2024 veröffentlichte Cleary Gottlieb M&A-Telegramm bestätigt, dass der deutsche M&A Markt 2024 insgesamt noch zurückhaltend war, zum Jahresende aber etwas anzog. Er wurde überwiegend von vereinzelten Großtransaktionen geprägt. Sowohl Strategen als auch Private Equity Investoren konnten aufsehenerregende Deal abschließen. Beispielhaft sei der Erwerb von DB Schenker durch DSV, die Übernahme

Großtransaktionen prägen das Bild im M&A-Jahr 2024

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank