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14.01.2020

Biotech-Branche: Erneut gute Finanzierungszahlen, Erwartungen dennoch gedämpft

Autokonzerne auf der Überholspur

© Style-Photography/fotolia.com

Deutsche Biotechnologie-Unternehmen haben im Jahr 2019 aus Venture Capital und Kapitalerhöhungen über die Börse einschließlich zwei Initial Public Offerings (IPO) rund 860 Mio. € Kapital eingeworben. Mehr als die Hälfte davon entfiel allerdings auf nur ein einziges Unternehmen, die BioNTech aus Mainz. Die Stimmung in den Unternehmen ist weitgehend stabil, ein negativer Trend lässt sich aber in der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ablesen. Dies geht aus der jährlichen Erhebung sowie der jährlichen Trendumfrage des Biotechnologie-Branchenverbandes BIO Deutschland hervor.

Private Biotechnologie-Unternehmen warben 2019 rund 525 Mio. € Venture Kapital ein (2018: 369 Mio. €). Weitere 333 Mio. € konnten über die Börse eingesammelt werden (2018: 900 Mio. €). Davon entfielen mehr als 186 Mio. € auf zwei IPOs, beide an der Nasdaq in den USA. Der Mainzer Immuntherapie-Spezialist BioNTech sowie das Unternehmen Centogene, Diagnostikexperte für seltene Erkrankungen, wagten dort den Sprung auf das Börsenparket. Somit konnte die Branche mit insgesamt 858 Mio. € zwar nicht an den Finanzierungs-Rekord von 1,27 Mrd.€ aus dem Jahr 2018 heranreichen. Dennoch liegt die Summe noch fast ein Drittel über dem Wert des Jahres 2017 (674 Mio. €).

Unternehmen wollen Investitionen in Forschung und Entwicklung erhöhen

In der jährlichen Trendumfrage des Biotechnologie-Branchenverbandes wurden die Unternehmen gebeten, sechs Fragen zu beantworten. Insgesamt schätzten rund 90% der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer ihre aktuelle und auch zukünftige Geschäftssituation als gut bzw. günstiger oder befriedigend bzw. gleichbleibend ein. 60% gaben an, Personal in Deutschland aufbauen zu wollen, nur rund 7% wollen abbauen. Die Hälfte der Befragten plant, Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) zu erhöhen. Dass sich das politische Klima 2020 in Deutschland verbessern wird, erwarten nur noch 20% (2018: 29%). Das aktuelle politische Klima halten nur 28% für gut.

In vier der sechs abgefragten Kategorien ist der Index im Mehrjahresvergleich weitgehend stabil. Ein klarer Trend ist bei der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage zu beobachten. Hier sinkt der Index über die Jahre kontinuierlich. Nach einem Tiefpunkt in Folge der letzten Bundestagswahl hat sich die Einschätzung des aktuellen politischen Klimas wieder deutlich verbessert, stellt die Umfrage fest.

Gute Finanzierungslage bestätigt Qualität der deutschen Entwicklungspipelines

Nach Aussage der Studienautoren ist es ein gutes Zeichen, dass es den deutschen Biotechnologie-Unternehmen erneut gelungen sei, viel Kapital einzusammeln, auch wenn sie nicht den Spitzenwert von 2018 erreichen konnten. Die gute Finanzierungslage bestätige auch die Qualität der deutschen Entwicklungspipelines. Positiv sei auch, dass sich in Deutschland politisch einiges zu Gunsten der Biotechnologie-Branche bewegt hat. So soll es neben einer steuerlichen Forschungsförderung auch eine neue Bioökonomiestrategie geben. Zudem ist die Dialogplattform Industrielle Bioökonomie operativ und die Bundesregierung lenkt mit dem Wissenschaftsjahr Bioökonomie den Fokus 2020 auf die bio- und wissensbasierte Industrie und könnte so mehr Bewusstsein für die Biotechnologie-Branche schaffen.

Schlüsseltechnologie Biotechnologie braucht mehr Förderung

Trotz guter Finanzierungszahlen und ermutigender politischer Signale ist die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage laut der Studie über die Jahre schlechter geworden. Die Autoren der Studie werten dies auch als Ergebnis aktueller internationaler Entwicklungen. Das jahrelange Ringen um den Brexit und die Handelskonflikte hätten zu großer Verunsicherung geführt. Dies habe auch Auswirkungen auf die Biotechnologie-Branche, die international stark vernetzt ist. Nach Einschätzung des Biotechnologie-Branchenverbandes BIO Deutschland ist dies ein Grund mehr, in Deutschland die Förderung der Schlüsseltechnologie Biotechnologie verstärkt in den Blick zu nehmen. Es muss ein Beitrag geleistet werden, damit Biotechnologie zum Bewältigen der Herausforderungen wie dem Klimawandel und der globalen Gesundheit nachhaltig eingesetzt werden kann, so das Fazit der Studienautoren.

Weitere Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier.

(Pressemitteilung BIO Deutschland von 13.01.2020)


Redaktion

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