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31.01.2020

Jedes zweite Unternehmen verfehlt seine Tax Compliance-Ziele

Autokonzerne auf der Überholspur

©cacaroot/fotolia.com

Der Reifegrad innerbetrieblicher Kontrollsysteme zur Erfüllung der Steuerpflichten (Tax Compliance Management Systeme, Tax CMS) ist in deutschen und global agierenden Unternehmen häufig noch gering ausgeprägt. Die meisten Befragten in Deutschland haben noch kein Tax CMS-Projekt abgeschlossen.

Dies sind zwei der Kernergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zum Stand der Implementierung von Tax Compliance Management Systemen in Unternehmen. PwC hat dazu mehr als 150 Einzelgesellschaften und Konzerne aus 15 Branchen befragt. Die teilnehmenden Unternehmen sind in Deutschland sowie weltweit aktiv und erzielen Jahresumsätze von unter 100 Millionen Euro bis über zehn Milliarden Euro.

Einführung von Tax CMS in deutschen Unternehmen nimmt Fahrt auf

Setzen Unternehmen ein innerbetriebliches Kontrollsystem zur Erfüllung ihrer Steuerpflichten ein, kann dies ihre Haftungs- und Reputationsrisiken senken. Aber wie ein solches Tax CMS ausgestaltet sein muss, interpretieren Unternehmen, Berater und Prüfer zum Teil sehr unterschiedlich. PwC wollte unter anderem wissen, wie weit die Unternehmen mit der Implementierung sind und ob sich Standards für die Umsetzung bestimmter Tax CMS-Anforderungen herausbilden.

Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen (62 Prozent) beziffern den Reifegrad ihres Tax CMS auf höchstens 50 Prozent. Demgegenüber gehen nur 22 Prozent der Befragten von einem Reifegrad von 70 Prozent und mehr aus. Lediglich ein Prozent der Umfrageteilnehmer sieht sich bei 100 Prozent.

In Deutschland gaben nur 13 Prozent der befragten Unternehmen an, bereits ein Tax CMS-Projekt abgeschlossen zu haben. Marinus Eßer, Partner, Leiter Prozessautomatisierung & Compliance Tax & Legal bei PwC Deutschland, erklärt: „In vielen Unternehmen läuft die Implementierung interner Kontrollsysteme noch zu schleppend. Immerhin haben die meisten die Dringlichkeit inzwischen erkannt und mit der schrittweisen Einführung begonnen.“ So sagten knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen (64 Prozent), dass sie ein Tax CMS-Projekt gestartet haben, und 20 Prozent der Befragten planen, in den kommenden ein bis fünf Jahren ein Tax CMS-Projekt in Deutschland umzusetzen. „Tax CMS ist kein reines Thema der Steuerabteilung, von dieser Auffassung sollten sich die Unternehmen lösen“, erläutert Marinus Eßer.

Jedes zweite Unternehmen verfehlt seine Tax Compliance-Ziele

In nahezu allen befragten Unternehmen liegt die Zuständigkeit für das Tax CMS bei der Abteilung Steuern. Allerdings sagt über die Hälfte der Umfrageteilnehmer (52 Prozent), dass sie die definierten Tax Compliance-Ziele bislang nur zu 50 Prozent oder weniger erfüllt – und zehn Prozent meinten, die Ziele bislang noch gar nicht zu erreichen. „Die größte Hürde ist die Verfügbarkeit der personellen und IT-Ressourcen – vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen“, sagt Marinus Eßer.

Nachholbedarf bei DAC 6

Knapp vier von zehn der befragten Unternehmen (38 Prozent) halten ihren Prozess zur Risikoidentifizierung für gut bis sehr gut geeignet, um alle relevanten, aber nicht zu viele Risiken zu identifizieren. Allerdings berücksichtigt fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer die EU-Regelungen der Directive on Administrative Cooperation 6 (DAC 6), mit der rückwirkende Meldepflichten für grenzüberschreitende Steuergestaltungen eingeführt wurden, bislang noch nicht im Tax CMS.

GoBD-Verfahrensdokumentation oft noch lückenhaft

Nachholbedarf haben viele Unternehmen auch beim Nachweis, dass sie die Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff (GoBD) erfüllen. So gaben insgesamt 80 Prozent der Befragten an, dass noch nicht für jedes (45 Prozent) bzw. für gar kein (35 Prozent) steuerrelevantes Datenverarbeitungssystem (DV-System) eine GoBD-Verfahrensdokumentation vorliegt. „Dieses Ergebnis ist sehr bedenklich. Denn es bedeutet, dass acht von zehn Unternehmen kein im engeren Sinne wirksames Tax CMS nachweisen können“, sagt PwC-Experte Marinus Eßer.

Hohe Relevanz der Umsatzsteuer, Thema Zölle wird unterschätzt

Mit Blick auf die Steuerfachgebiete sehen alle befragten Unternehmen die Umsatzsteuer als hochrelevant an. 18 Prozent haben dafür die Tax CMS-Implementierung bereits abgeschlossen, bei fast zwei Dritteln (63 Prozent) läuft sie aktuell. Beim Thema Zölle zeigt sich hingegen ein durchwachsenes Bild: 50 Prozent der Konzerne und weltweit agierenden Unternehmensgruppen erachten dies als irrelevant für ihr Tax CMS. „Das verwundert, handelt es sich beim Zoll doch rechtlich um eine Steuerart“, sagt Marinus Eßer.

(Pressemitteilung PwC vom 29.01.2020)


Redaktion

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