• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Pandemie führt zu neuem Rekord an Gewinnwarnungen

14.04.2021

Pandemie führt zu neuem Rekord an Gewinnwarnungen

Beitrag mit Bild

© Jamrooferpix/fotolia.com

Aufgrund der weltweiten Covid-19-Pandemie stieg die Zahl der deutschen Unternehmen, die ihre eigenen Gewinn- oder Umsatzprognosen nach unten korrigieren mussten, im vergangenen Jahr auf ein neues Rekordniveau: Insgesamt 210 Gewinn- oder Umsatzwarnungen wurden registriert, 43 mehr als im Vorjahr. Besonders kritisch war die Situation im ersten Halbjahr: Die Zahl der Gewinn- oder Umsatzwarnungen schnellte von 51 im ersten Halbjahr 2019 auf 160 in der ersten Jahreshälfte 2020 die Höhe. Mit 50 Gewinn- bzw. Umsatzwarnungen wurde im zweiten Halbjahr hingegen etwa wieder das Niveau des Vorjahres (51) erreicht.

Angesichts einer besser als erwarteten konjunkturellen Entwicklung im zweiten Halbjahr 2020 wendete sich im weiteren Jahresverlauf das Blatt auch bei den Gewinn- und Umsatzprognosen: Die Zahl der Gewinn- oder Umsatzerwartungen – das sind Meldungen, in denen Unternehmen das Übertreffen ihrer ursprünglichen Ziele ankündigen – stieg von 63 im ersten Halbjahr auf 104 in der zweiten Jahreshälfte und erreichte damit den höchsten Halbjahreswert seit 2011.

In Summe lagen also auch die positiven Prognosekorrekturen mit 167 deutlich höher als im Jahr 2019, als es nur 121 derartige Gewinn- oder Umsatzerwartungen gegeben hatte.

Besonders viele Negativ-Meldungen machten im vergangenen Jahr Medien- und Automobilunternehmen: 88 bzw. 85 Prozent der börsennotierten Medienunternehmen bzw. Automobilersteller und Zulieferer mussten ihren Ausblick nach unten korrigieren. Umgekehrt erhöhten vor allem Groß- und Einzelhänändler (61 Prozent – vor allem Online-Handel) und Pharma- bzw. Biotech-Unternehmen (50 Prozent) ihre Prognose.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die veröffentlichungspflichtige Korrekturen an Gewinn- und Umsatzprognosen seit dem Jahr 2011 untersucht.

„Die Corona-Krise führte gerade in der ersten Jahreshälfte 2020 weltweit zu massiven Einschränkungen des Wirtschaftslebens, zu nie dagewesenen Umsatzausfällen und zu einer massiven Verunsicherung aufseiten von Unternehmen wie auch Verbrauchern“, sagt Milan Knarse, Partner bei EY in der Restrukturierungsberatung und Leiter Reshaping Results in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Statt Wachstumsstrategien zu verfolgen, schalteten viele Konzerne auf einen Notmodus um, mit dem das eigene Überleben gesichert werden sollte.“

„Belastbare Prognosen aufzustellen war in den Monaten, in denen sich Teile der Weltwirtschaft quasi in Schockstarre befanden, kaum noch möglich – entsprechend kassierten so viele Unternehmen ihre eigenen Ziele wie nie zuvor“, ergänzt Dr. Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. „Werkschließungen führten zu Einbrüchen der Industrieproduktion, zudem war nicht nur unklar, wie sich die Absatzmärkte entwickeln, es bestand auch Grund zur Sorge, dass internationale Lieferketten reißen könnten.“

Den starken Anstieg der positiven Korrekturen bei den Gewinn- und Umsatzprognosen im zweiten Halbjahr erklärt Knarse mit der raschen und deutlichen konjunkturellen Erholung in den Sommer- und Herbstmonaten: „Nach dem Einbruch im Frühjahr zog die Nachfrage im weiteren Jahresverlauf wieder spürbar an, einige Unternehmen konnten zudem ihre Produktion umstellen und ihre Produktpalette um besonders nachgefragte Güter erweitern. Positiv hat sich auch die gute Entwicklung in China ausgewirkt – gerade für die deutsche Automobilindustrie mit ihrer starken Präsenz in China. Dass sich die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte so positiv entwickelte, hat viele Unternehmen überrascht.“ Tatsächlich lag die Zahl der sogenannten Gewinn- bzw. Umsatzerwartungen im vierten Quartal mit 60 auf dem höchsten Niveau, das seit Beginn der Analyse in einem vierten Quartal erreicht wurde.

Handel und Pharmaunternehmen korrigierten Prognosen nach oben

Dass die Pandemie die unterschiedlichen Branchen sehr unterschiedlich stark traf, zeigt gerade der Blick auf die Positiv-Korrekturen: 61 Prozent der Groß- und Einzelhändler und jedes zweite Unternehmen aus dem Pharma-, Biotech- und Medtech-Segment veröffentlichte 2020 mindestens eine Gewinn- bzw. Umsatzerwartung. „Online- und Versandhändler oder auch Baumarktbetreiber haben im vergangenen Jahr das Geschäft ihres Lebens gemacht. Auf der anderen Seite mussten beispielsweise Autohersteller und Zulieferer sowie natürlich der Autohandel teils nie dagewesene Einbußen verkraften“.

Intensiver Dialog mit Investoren gefragt – neues Denken setzt sich durch

„Die Corona-Krise stellte und stellt eine enorme Herausforderung an die Unternehmen in ihrem operativen Geschäft, aber auch in ihrem Erwartungsmanagement gegenüber Analysten und Investoren dar – und zugleich eine Chance“, sagt Steinbach. „Viele Unternehmen konnten gerade in dieser schwierigen Situation Investorenvertrauen aufbauen durch eine weiterhin glaubwürdige und transparente Kommunikation, etwa in Bezug auf die Liquiditätslage und die Auswirkungen auf das Bilanzbild. Zudem werden die Langfristperspektive und -orientierung sowie das Thema Nachhaltigkeit bei Investoren immer wichtiger.“

Laut Knarse hat die Pandemie auch dazu geführt, dass sich bei immer mehr Unternehmen ein neues Denken und eine stärkere Bereitschaft, mutige strategische Schritte anzugehen, durchsetzt: „Die Pandemie ist noch nicht vorüber. Aber es ist wichtig, dass die Unternehmen sich jetzt bereits auf die Zeit danach vorbereiten und die Weichen stellen – und zunehmend sind die Unternehmenslenker bereit, sich mit neuen Szenarien und einer Neuausrichtung Ihres Geschäftsmodells zu befassen. Die Pandemie hat gezeigt, dass auch das scheinbar Unmögliche passieren kann. Weitere Umbrüche stehen bevor und werden den Unternehmen ebenfalls unkonventionelle Reaktionen abverlangen – etwa die Dekarbonisierung der gesamten Industrie, die bislang für zu viele ein Zukunftsthema war. Und natürlich die Digitalisierung der Abläufe und Produkte, die nun endlich als essenziell und überlebensnotwendig begriffen wird.“

(Pressemitteilung EY vom 09.04.2021)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©psdesign1/fotolia.com

08.05.2025

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland

Die ökonomische und finanzielle Unsicherheit unter Finanzvorständen deutscher Unternehmen befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch und beeinflusst ihre Planungen deutlich. Nach den US-Zollankündigungen vom 02.04.2025 sehen 80 % der teilnehmenden Chief Financial Officers (CFO) mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, vor dem 02.04.2025 lag ihr Anteil bei 73 %, wie der CFO Survey von Deloitte zeigt. Für die

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland
Meldung

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

07.05.2025

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation

Es ist fraglich, ob der Finanzsektor die Erreichung der Klimaziele schon ausreichend unterstützt. Unklar ist vor allem, über welche Kanäle er am besten zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Das Projekt Green Financial Intermediation – From Demand to Impact (INTERACT), das das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem ifo Institut durchführt, untersucht, wie der

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

06.05.2025

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Die vor allem von den USA ausgehende große wirtschaftspolitische Unsicherheit macht auch vor dem deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) nicht halt. Dennoch legte der Geschäftsklimaindikator für den VC-Markt im ersten Quartal 2025 leicht um 2,0 Punkte zu. Mit einem Stand von minus 2,1 Punkten rangiert der Indikator aber weiterhin knapp unter dem langjährigen

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank