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23.09.2021

M&A-Aktivitäten in der europäischen Pharma- und MedTech-Branche auf Höhenflug

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© gunmanza/fotolia.com

Die Transaktionen in den Sektoren Pharmazie und Medizintechnologie blieben im ersten Halbjahr 2021 in Europa auf einem sehr hohen Niveau: 152 Deals fanden in diesem Zeitraum statt – fast genauso viele wie in der zweiten Jahreshälfte 2020, dem Rekordhalbjahr der vergangenen Jahre mit 156 Deals. Der Gesamtwert aller Transaktionen indes war mit 34 Milliarden Euro in der ersten Jahreshälfte 2021 deutlich höher als im Halbjahr davor (+154 Prozent ggü. 2. Halbjahr 2020).

Das sind einige der Kernergebnisse des „Deals Monitor Europe – Pharma & MedTech / Focus: Consumer Health & OTC Pharma“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland.

Sieben Mega-Deals im ersten Halbjahr 2021

Nach Sektoren aufgeschlüsselt entfielen 68 Deals auf den MedTech-Sektor, 53 auf die Pharma-Branche und 31 auf Pharma Services. Insgesamt fanden im ersten Halbjahr 2021 sieben Mega-Deals mit einem Transaktionswert von mehr als einer Milliarde Euro statt, 75 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2020.

„Wir hätten potenziell sogar noch mehr solcher Mega-Deals sehen können. Allerdings stehen dem derzeit noch intensivere Review-Verfahren durch die Kartellbehörden entgegen“, sagt Alexander von Friesen, Partner im Bereich M&A bei PwC Deutschland.

EBITDA-Multiples für den Pharma-Sektor deutlich gestiegen

Die EBITDA-Multiples für den Pharma-Sektor lagen im Median bei 11.9x, für Pharma-Services bei 22.8x und für MedTech bei 20.5x – und damit zum Teil deutlich höher als in den vergangenen fünf Jahren (Pharma: 11.7x, Pharma Services: 15.9x, MedTech: 15.8x). Verantwortlich dafür waren insbesondere die COVID-19-Impfstoffe; sie werden schätzungsweise im laufenden Jahr 2021 für 10 bis 15 Milliarden Euro Umsatz sorgen. Top-Seller ist dabei BioNTech/Pfizer, wobei Prognosen zufolge der Moderna-Impfstoff bis 2026 Marktführer sein könnte.

„Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Wir erwarten daher ein weiteres Wachstum insbesondere bei Consumer-Healthcare-Produkten. Aber auch neuen Marktteilnehmern bieten sich gute Chancen im B2C-Geschäft, insbesondere für schnelldrehende Produkte – vorausgesetzt, sie haben die heute notwendige Digital-Marketing-Expertise“, so Michael Burkhart, Leiter Gesundheitswirtschaft und Managing Partner Region Mitte bei PwC Deutschland

Holger Schmidt, Partner bei Strategy&, die globale Strategieberatung von PwC, ergänzt: „Das große Interesse an der gesamten Wertschöpfungskette im Pharmasektor hat die Börsenbewertungen beflügelt.“

Hohe Private-Equity-Aktivität, SPACs auf dem Weg in den Mainstream

Angesichts des attraktiven Deal-Umfelds und der Bewertungsniveaus in den Pharma- und MedTech-Sektoren setzen auch Private-Equity-(PE-)Investor:innen zum Teil Mittel durch Exits frei und zeigen folglich eine hohe Deal-Aktivität. Der Deal-Anteil mit Private-Equity-Beteiligung lag im ersten Halbjahr bei 47 Prozent im MedTech-Sektor; bei Pharma waren es 31 und bei Pharma Services 22 Prozent. Einer der bemerkenswertesten PE-Deals 2021 war der Verkauf von Cooper Consumer Health durch Charterhouse Capital Partners an ein von CVC Capital und Avista Capital geführtes Investorenkonsortium im Wert von schätzungsweise zwei Milliarden Euro.

„Zwar überwiegen noch traditionelle M&As und Börsengänge, doch wir beobachten, dass Deals mit komplexeren Strukturen, insbesondere SPACs, zunehmen und mehr und mehr zur attraktiven Alternative werden“, ergänzt Alexander von Friesen.

Beispiele dafür sind der Reverse Merger des Schweizerischen Unternehmens Roivant Science und Montes Archimedes Acquisition Corp im Wert von 5,2 Milliarden Euro sowie die Akquisition des britischen Unternehmens LumiraDx durch CA Healthcare Acquisition Corp für 4,23 Milliarden Euro.

Wachstumspotenzial für rezeptfreie Medizinprodukte und E-Health-Lösungen

Großes Wachstumspotenzial sehen die PwC-Experten auch für den OTC-Markt (OTC, Over The Counter, rezeptfreie Medizinprodukte); sie gehen für den Zeitraum 2021 bis 2025 von einer jährlichen Wachstumsrate von +4.3 Prozent aus. Haupttreiber dafür ist zum einen die Tatsache, dass sich während der Pandemie viele Menschen mit Vitaminpräparaten eingedeckt haben; zum anderen sind in den vergangenen Jahrzehnten viele rezeptpflichtige Produkte rezeptfrei geworden – allein in den USA waren es in den vergangenen 30 Jahren mehr als 700.

OTCs sind in vielen Entwicklungsländern außerdem häufig der einzige Zugang zu medizinischer Versorgung überhaupt sind, zumal sie in aller Regel günstiger als ein Arztbesuch sind. Hinzu kommt eine gewisse Konsolidierungsbewegung der Pharmaindustrie, der zufolge sich größere Unternehmen tendenziell auf weniger Geschäftsfelder konzentrieren, darunter auch auf OTC.

„Es gibt einen Trend zur Innovation, die maßgeblich von veränderten Kundenwünschen befeuert wird, zum Beispiel nach Produkten mit natürlichen oder pflanzlichen Inhaltsstoffen oder individuell anpassbaren, digitalen Gesundheitstechnologie-Lösungen, die disruptiv auf die Branche wirken können und dies zum Teil schon tun“, erläutert Michael Burkhart.

Insbesondere der europäische OTC-Markt sei sehr attraktiv für Investoren, kommentiert Holger Schmidt. „Neun der 20 Top-M&A-Deals fanden im vergangenen Jahr in diesem Sektor statt – das wird sich sicher in den kommenden Jahren fortsetzen.“ Und mit Blick auf die Pharma- und MedTech-Sektoren insgesamt fügt Michael Burkhart hinzu: „Wir sind sicher, dass der aktuelle Höhenflug noch mindestens ein Jahr anhalten wird.“

(Pressemitteilung PwC vom 21.09.2021)


Redaktion

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