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17.12.2021

Abschreibungen auf Firmenwerte steigen europaweit

Autokonzerne auf der Überholspur

© styleuneed/fotolia.com

Laut der diesjährige European Goodwill Impairment Study von Duff & Phelps, A Kroll Business, verzeichneten die im STOXX® Europe 600 gelisteten Unternehmen im Jahr 2020 eine Goodwill-Wertminderung von insgesamt 54,1 Mrd. Euro. Dabei zeigt Deutschland (66 im STOXX® Europe 600 gelistete Unternehmen) mit 9,7 Mrd. Euro den dritthöchsten Wert der in der Studie analysierten Märkte sowie den zweithöchsten Anteil an Unternehmen (30 Prozent), die eine Goodwill-Wertminderung verzeichneten. Eine vergleichbare Anzahl wurde zuletzt während der europäischen Schuldenkrise im Jahr 2012 erreicht.

Die gesamte Goodwill-Wertminderung der 30 im Jahr 2020 im DAX gelisteten Unternehmen beträgt etwa 7 Mrd. Euro. Für deutsche Unternehmen im STOXX® Europe 600 stieg in den vergangenen drei Jahren die Höhe der Goodwill-Wertminderungen sowie in den vergangenen zwei Jahren die Anzahl der Ereignisse, die eine Wertminderung zur Folge hatten, stetig an. Im Jahr 2020 erreichten letztere eine Rekordanzahl von 20. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung für die Studie im Jahr 2010.

Europaweit wuchs die Gesamtsumme der Goodwill-Wertminderungen für im STOXX® Europe 600 gelistete Unternehmen 2020 ebenfalls das dritte Jahr in Folge, ein Anstieg von 49 Prozent verglichen mit 18 Prozent im Jahr 2019. Dies spiegelt besonders die negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die globale Wirtschaft wider, wobei mehrere Länder der Eurozone, beispielsweise Spanien, besonders betroffen waren. Für den STOXX® Europe 600 bedeutet dies die höchste kumulierte Goodwill-Wertminderung seit 2012, dem Höhepunkt der europäischen Schuldenkrise.

Die zehn größten Goodwill-Wertminderungen machten im Jahr 2020 etwas mehr als die Hälfte der Gesamtsumme im STOXX® Europe 600 aus. Von diesen zehn stammen zwar nur zwei von deutschen Unternehmen, mit 2,69 Mrd. Euro ist eine davon aber gleichzeitig die zweithöchste in der Studie verzeichnete Wertminderung.

Ingo Schneemann, Managing Director im Bereich Valuation Advisory Services bei Duff & Phelps, kommentiert die Studienergebnisse: „Die schädlichen Auswirkungen von Covid-19 auf die europäischen Märkte sind nach wie vor spürbar: Goodwill-Wertminderungen stiegen im Jahr 2020 auf den höchsten Stand seit acht Jahren. Noch schwerwiegendere Folgen wurden wohl nur durch den Einsatz von fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen seitens der Regierungen und Zentralbanken abgewendet. Auch in Deutschland sind ähnliche Trends festzustellen, vor allem in Hinblick auf die stetig steigende Höhe von Goodwill-Wertminderungen sowie die Anzahl an Ereignissen, die für Unternehmen eine solche zur Folge haben.“

Goodwill-Wertminderungen im Jahr 2020 nach Sektoren

Die drei Sektoren im STOXX® Europe 600 mit dem stärksten Anstieg von Goodwill-Wertminderungen im Jahr 2020 sind Finanzen & Immobilien (von 17,2 Mrd. Euro im Jahr 2019 auf 22,6 Mrd. Euro im Jahr 2020), Werkstoffe (von 1,1 Mrd. Euro im Jahr 2019 auf 5,7 Mrd. Euro im Jahr 2020) sowie Kommunikationsdienstleistungen (von 0,6 Mrd. Euro im Jahr 2019 auf 3,9 Mrd. Euro im Jahr 2020). Die Finanz- und Immobilienbranche verzeichnete zum dritten Jahr in Folge die höchsten Wertminderungen, mit Rekordwerten seit 2011. Dies lässt sich unter anderem auf die von den Zentralbanken eingeleiteten geldpolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Auswirkungen zurückführen. Diese hatten einen weiteren Rückgang der Zinssätze zur Folge und übten damit weiteren Druck auf die Rentabilität von Unternehmen im Finanzsektor aus, die durch das bestehende Niedrigzinsumfeld bereits belastet war. In Deutschland waren neben der Finanz- und Immobilienbranche sowie dem Werkstoffsektor auch der Healthcare-Sektor am Stärksten betroffen.

Goodwill-Wertminderungen im Jahr 2021 bis dato

Anfang September 2021 beliefen sich die zehn größten Goodwill-Wertminderungen im STOXX® Europe 600 für das aktuelle Kalenderjahr auf insgesamt 5,1 Mrd. Euro – ein deutlicher Rückgang gegenüber 2020. Zwar deutet dies darauf hin, dass sich die Märkte von der Pandemie erholen, aber aufgrund anhaltend stockender Lieferketten und zunehmendem Inflationsdruck ist diese Prognose noch unsicher. Außerdem sind die vollständigen Jahreszahlen mehrerer Unternehmen im STOXX® Europe 600 bis dato noch nicht bekannt.

Ingo Schneemann, Managing Director im Bereich Valuation Advisory Services bei Duff & Phelps, fasst zusammen: „Mit Blick auf die Zukunft zeigen die Daten, dass die Gesamtwertminderungen im Jahr 2021 das Niveau von 2020 wahrscheinlich nicht übersteigen werden, da die Auswirkungen von Covid-19 allmählich nachlassen und die Unternehmen sich langsam erholen. Trotzdem sind wir diesbezüglich noch nicht über den Berg und Unternehmen sollten die anhaltenden Folgen der Pandemie und deren potenzielle Auswirkungen auf eine wirtschaftliche Erholung nichtunterschätzen. Wie und wie schnell sich die Wirtschaft von der Covid-19-Krise erholt und welche Auswirkungen sie auf das langfristige Wachstum haben wird, ist entscheidend für die von europäischen Unternehmen zu berücksichtigenden vorzunehmenden Wertminderungen in den nächsten Jahren. Daher sind entsprechende Überprüfungen der Wertansätze und deren Offenlegung von entscheidender Bedeutung für die Adressaten der Finanzveröffentlichungen, insbesondere für Investoren.“

Die komplette Studie finden Sie hier.

(Pressemitteilung Duff & Phelps vom 16.12.2021)


Redaktion

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