• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Female Entrepreneurship: Frauen bei Existenzgründungen unterrepräsentiert

15.11.2022

Female Entrepreneurship: Frauen bei Existenzgründungen unterrepräsentiert

Ein reges Gründungsgeschehen macht eine Volkswirtschaft "fit" für die Zukunft, denn es stärkt ihre Anpassungs- und Wettbewerbsfähigkeit. In Deutschland aber ist die Gründungstätigkeit in den vergangenen 20 Jahren erlahmt. Um wieder eine höhere Dynamik zu erreichen, spielen Frauen eine wichtige Rolle - denn sie sind bei Gründungen strukturell unterrepräsentiert: Im langjährigen Durchschnitt nur 39% Gründerinnen bei Existenzgründungen insgesamt und sogar nur 19% bei innovativen, wachstumsorientierten Start-ups. KfW Research hat sich in einer neuen Studie detailliert mit den Herausforderungen für "Female Entrepreneurship" in Deutschland befasst. Es zeigt sich, dass zentrale Hürden für die Gründungstätigkeit von Frauen kulturell und gesellschaftlich bedingt sind. Aber auch die Finanzierung spielt eine wichtige Rolle. Viele Gründungspläne von Frauen wie auch von Männern bleiben mangels Finanzierung unverwirklicht. Speziell der Zugang zu Venture Capital ist für Gründerinnen aber deutlich schwieriger als für Gründer. Frauengeführte innovative, wachstumsorientierte Start-ups erhalten im Durchschnitt seltener Venture Capital und wenn dann niedrigere Summen.

Beitrag mit Bild

© fotogestoeber/fotolia.com

Mehrheit der Venture-Capital-Deals in Deutschland auf rein männlich besetzte Gründungsteams

Mit 83% entfällt die überwiegende Mehrheit der Venture-Capital-Deals in Deutschland auf rein männlich besetzte Gründungsteams, 11% auf gemischte Teams und nur 5% auf rein weibliche Gründerinnenteams. An dieser Verteilung hat sich in den letzten 5 Jahren nahezu nichts verändert. Dagegen hat sich der Geschlechterunterschied beim Dealvolumen sogar erhöht. Von jedem Euro Venture Capital-Investitionen in Deutschland im Jahr 2021 entfielen 91 Cent auf rein männliche Gründerteams, 7 Cent auf gemischte Teams und lediglich 2 Cent auf rein frauengeführte Start-ups.

Mobilisierung von Gründerinnen ist gesellschaftliche Aufgabe und wirtschaftliche Chance

Laut der Studienautoren besteht im deutschen Venture-Capital-Markt ein ausgeprägtes Gender Funding Gap. Im nach wie vor männlich dominierten Venture-Capital-Ökosystem erschweren unbewusste Vorurteile und gewachsene Netzwerke Venture-Capital-Finanzierungen für Gründerinnen deutlich. Dadurch sind die Anreize, überhaupt ein Start-up zu gründen, für Frauen geringer, fassen die KfW-Volkswirte die Situation zusammen. Um die Geschlechtervielfalt in der Venture-Capital-Branche zu erhöhen, komme Investmentfonds eine entscheidende Rolle zu, hier brauche es mehr Geschlechtervielfalt in den Investment-Teams, so dass dies dann auch in den Portfolien folgt. Fonds könnten durch die Ausgestaltung des Investitionsprozesses Verzerrungen durch unbewusste Vorurteile bei Finanzierungsentscheidungen aktiv entgegenwirken. Außerdem böten Unterstützungs- und Vernetzungsprogramme wichtige Ansatzpunkte.

Der Lichtblick für Start-up-Gründerinnen ist jedoch, dass man bei der Lösung des Problems einen Schritt weiter ist, stellen die Studienautoren fest. Mit der im Juli 2022 veröffentlichten Start-up-Strategie der Bundesregierung wurden jüngst Maßnahmen angestoßen, um ihre Situation zu verbessern. Dazu zählt z.B. ein neues Instrument des Zukunftsfonds, das neu am Markt aktive Managementteams von Venture Capital-Fonds unterstützt und so Investorinnen den Marktzugang erleichtern soll.

Nachhaltiges Gender Funding Gap im Wagniskapitalmarkt

Weitet man den Blick und betrachtet alle Existenzgründungen in Deutschland in den letzten 10 Jahren, so zeigt sich, dass Gründerinnen seltener Finanzmittel einsetzen als Gründer (61% vs. 68%). Wurde Kapital eingesetzt, dann von Gründerinnen im Schnitt mit gut 13.000 € nur halb so viel als von Gründern mit gut 26.000 €. Das hat strukturelle Gründe. Frauen gründen häufiger im Nebenerwerb, seltener im Gründungsteam oder mit Mitarbeitern, häufiger im Dienstleistungsbereich und seltener mit Wachstumswunsch. Diese Merkmale sind alle mit weniger Finanzmitteleinsatz verbunden. Sprich: Nicht das Geschlecht ist der bestimmende Faktor, sondern die gewählte Art der Gründung. Gleiches gilt auch für den Zugang zu Fremdkapital: Bereinigt man die Daten um die verzerrenden Merkmale, so zeigt sich kein Unterschied beim Kreditzugang von Gründerinnen und Gründern. Werden abgebrochene Gründungsplanungen mit betrachtet zeigt sich allerdings, dass das Thema Finanzierung für Frauen im Gründungsprozess durchaus eine höhere Hürde darstellt als für Männer. Zum Tragen kommen dabei vor allem fehlende Eigenmittel und eine geringere Neigung unter Gründerinnen, Kredite zu beantragen.

Viele Hürden für die Gründungstätigkeit von Frauen sind kulturell und gesellschaftlich bedingt

Vor allem weiche Faktoren wie die kulturellen Rahmenbedingungen beeinflussen laut der KfW-Studie die Gründungstätigkeit von Männern und Frauen unterschiedlich. Die höheren Hürden für Frauen können demnach nur in einem gesellschaftlichen Veränderungsprozess abgebaut werden, der sich in viele Bereichen wie z.B. Erziehung, Bildung und häusliche Arbeitsteilung abspielen muss und daher einen langen Atem braucht. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es sinnvoll, breiter anzusetzen als nur die Gründungstätigkeit von Frauen zu fördern, erklären die Studienautoren. Da Frauen häufiger im Nebenerwerb, als Soloselbständige und seltener technologie- und wachstumsorientiert gründen, sei auch die wirtschaftliche Bedeutung frauengeführter Unternehmen in der Gesamtwirtschaft geringer. Auch was die Art der Gründungen betrifft müsste also für mehr Vielfalt gesorgt werden. Vier Aktionsbereiche erscheinen dabei vorrangig: Erstens, den Gründungswunsch von Frauen zu erhöhen. Hier muss bereits in der Erziehung und Bildung ein Kulturwandel stattfinden. Zweitens, Gründerinnen ermutigen häufiger mit Wachstumsambitionen zu gründen. Drittens, die Technologie- und Innovationsorientierung von Gründerinnen zu erhöhen. Auch hier müsste man bereits bei den Bildungsverläufen ansetzen und junge Frauen stärker für MINT-Fächer begeistern. Aber auch erfolgreiche Unternehmerinnen als Vorbilder müssten noch stärker sichtbar gemacht werden. Und schließlich muss viertens der Venture-Capital-Zugang von Gründerinnen verbessert werden, so das Fazit der Studienautoren.

Die Studie liefert neue Erkenntnisse zur Gründungstätigkeit von Frauen in Deutschland auf Basis des KfW-Gründungsmonitors. Der KfW-Gründungsmonitor ist eine repräsentative, telefonische Bevölkerungsbefragung. Mit jährlich rund 50.000 befragten Personen ist der KfW-Gründungsmonitor die größte Bevölkerungsbefragung zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Neue Analysen zur Finanzierung von Gründungsteams mit Venture Capital wurden für die Studie auf Basis von Transaktionsdaten des Anbieters Dealroom.co durchgeführt. Hierbei konnten die Rolle von Frauen im gesamten Venture Capital-Ökosystem in Deutschland, sowohl auf Start-up Seite als auch auf Investorenseite, untersucht werden. Dealroom.co ist einer der führenden Anbieter von Transaktionsdaten im privaten Beteiligungsmarkt.

Die Studie von KfW Research ist hier abrufbar.

(Pressemitteilung KfW vom 14.11.2022)


Weitere Meldungen


Meldung

©pitinan/123rf.com

19.12.2024

Wenig Zustimmung für geplantes Verbrennerverbot

Viele Menschen in Deutschland sind bislang wenig offen für die Antriebswende: Weniger als die Hälfte (40%) unterstützt das geplante EU-Verbrennerverbot ab 2035. 36 % der Verbraucher:innen bewertet dagegen die Entscheidung, ab 2035 keine CO2-emittierende Neufahrzeuge mehr zu verkaufen, als schlecht oder sehr schlecht. Die verbleibenden 24 % verstehen sich als neutral, wie eine aktuelle repräsentative Befragung von

Wenig Zustimmung für geplantes Verbrennerverbot
Meldung

© kritchanut/fotolia.com

18.12.2024

Großtransaktionen prägen das Bild im M&A-Jahr 2024

Das zum Ende des Jahres 2024 veröffentlichte Cleary Gottlieb M&A-Telegramm bestätigt, dass der deutsche M&A Markt 2024 insgesamt noch zurückhaltend war, zum Jahresende aber etwas anzog. Er wurde überwiegend von vereinzelten Großtransaktionen geprägt. Sowohl Strategen als auch Private Equity Investoren konnten aufsehenerregende Deal abschließen. Beispielhaft sei der Erwerb von DB Schenker durch DSV, die Übernahme

Großtransaktionen prägen das Bild im M&A-Jahr 2024
Meldung

©everythingpossible/123rtf.com

17.12.2024

Nur wenige Mittelständler können Nachhaltigkeitsdaten bereitstellen

Viele mittelständische Unternehmen in Deutschland sind noch nicht gut darauf vorbereitet, dass Banken und Sparkassen in Kreditverhandlungen künftig stärker nach Nachhaltigkeitsindikatoren fragen könnten. Weniger als die Hälfte, 48 %, der kleinen und mittleren Unternehmen geben in einer KfW-Umfrage an, aktuell oder perspektivisch mindestens einen Nachhaltigkeitsindikator mitteilen zu können. Dazu zählen unter anderem die eigenen Verbrauchsdaten

Nur wenige Mittelständler können Nachhaltigkeitsdaten bereitstellen

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank