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18.11.2022

M&A: Immer mehr Fusionen und Übernahmen in der Getränkeindustrie

Die M&A-Aktivitäten in der Getränkeindustrie nehmen weiter zu. Zwischen 2019 und 2021 stieg das Volumen von 15 Mrd. auf 25 Mrd. USD. Das liegt noch weit unter dem Spitzenwert aus den Jahren 2014 und 2015, doch die globale Unternehmensberatung Kearney prognostiziert in einer aktuellen Studie, dass sich die M&A-Aktivitäten in den kommenden Jahren verstärken werden.

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Die Pandemie hat zu beachtlichen Veränderungen in der Getränkeindustrie geführt, stellen die Studienautoren fest. Der Absatz von Bars und Restaurants verlagerte sich auf den heimischen Konsum, es gab Unterbrechungen der Lieferketten und die Vorlieben der Kunden haben sich kontinuierlich gewandelt. Daher müssten Getränkehersteller heute mehr denn je in der Lage sein, ihr Produktportfolio flexibel anzupassen. Die Fähigkeit, attraktive Segmente zu identifizieren und zu integrieren bzw. uninteressante Segmente abzugeben, werde ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg jedes Unternehmens sein.

Laut der Kearney-Studie werden die M&A-Aktivitäten in der Getränkeindustrie weiter zunehmen. Zwischen 2019 und 2021 stieg das Volumen von 15 Mrd. auf 25 Mrd. USD. Dazu beigetragen haben auch die aktuellen Transaktionen in der Branche: Coca-Cola European Partners und Coca-Cola Amatil, Nestlé Waters und One Rock Capital Partners, sowie Lipton und CVC Capital Partners. Das liegt noch weit unter dem Spitzenwert aus den Jahren 2014 und 2015, doch die Kearney-Studie prognostiziert einen steigenden Trend in den kommenden Jahren.

Gründe für eine Konsolidierung

Den Studienautoren zufolge sprechen zwei Faktoren für weitere M&A-Aktivitäten: Zum einen der Umsatz. Getränkehersteller können Fusionen und Übernahmen nutzen, um sich neue Vertriebskanäle, Regionen oder Kategorien zu erschließen. Außerdem wecken Akquisitionen in der Regel das Interesse der Medien, was wiederum den Bekanntheitsgrad der Marke erhöht. Zum anderen Synergien. Mit zusätzlicher Größe und Reichweite könnten Hersteller die Kosten in der gesamten Wertschöpfungskette senken. Außerdem erhalten sie eine bessere Verhandlungsposition gegenüber wichtigen Lieferanten und Kunden und könnten ihre Fähigkeiten durch den Erwerb von Technologie und den Erfahrungsaustausch erweitern.

Genaue Vorhersagen zur Veränderung der Marktlandschaft in den kommenden Jahren sind schwierig, doch einige Arten von Transaktionen sind wahrscheinlicher als andere.

Die Unternehmensberatung Kearney sieht acht wesentliche Transaktionsvarianten:

Vertikale Integration mit Auftragsherstellern: Getränkehersteller setzen häufig auf diese Kooperationen, um Produkte mit besonderen Eigenschaften anzubieten.

Konsolidierung bei den Softdrinks: Der Markt ist in der Regel stark fragmentiert, insbesondere in Schwellenländern, was dazu führt, dass größere Unternehmen kleinere Anbieter aufkaufen. Alternativ dazu könnten lokale Unternehmen Partnerschaften eingehen oder andere Firmen übernehmen. Auch die Erweiterung des Portfolios, um Trends wie Near-Water-Getränke, mit CBD angereicherte und adaptogene Entspannungsgetränke, Mahlzeitenersatzprodukte und Milchalternativen zu bedienen, ist eine Option für die Getränkehersteller.

Softdrinks und Heißgetränke: Anbieter von Erfrischungsgetränken sichern sich zunehmend den direkten Zugang zu Verbrauchern, indem sie sich mit Kaffeeketten zusammenschließen. Ein erfolgreiches Beispiel ist die JAB Holding, die den Kaffee- und Teemarkt konsolidiert hat und Heißgetränke zusammen mit Erfrischungsgetränken und in ihren Lebensmittelketten vertreibt.

Bier und Softdrinks: Neue Trends der Verbraucherpräferenzen haben Erfrischungsgetränke- und Brauereien zusammengeführt. Hier sind vor allem Produkte mit der Bezeichnung Hard Seltzer im Trend. Sie basieren auf kohlensäurehaltigem Wasser und Alkohol.

Konsolidierung im Brauereisegment: In einigen Märkten, z.B. in Deutschland, im Vereinigten Königreich und in Spanien, ist der Anteil unabhängiger Brauereien hoch und bietet damit potenzielle Übernahmechancen. Um weiter im Wettbewerb bestehen zu können, müssen sich kleinere Brauereien zusammenschließen oder sich unter das Dach großer Konzerne begeben.

Softdrinks und Spirituosen: Erfrischungsgetränke und Spirituosen sind seit jeher eine perfekte Kombination, die Synergien im Verkauf, Marketing und Vertrieb bietet. Eine neue Generation von Getränkeherstellern entwickelt Premiumprodukte, die Verbraucher bequem zu Hause genießen können. Soft-Drink-Hersteller arbeiten bereits mit Brauereien bei der Vermarktung von Hard Seltzer-Produkten zusammen, daher ist eine Ausweitung der Kooperation auf Spirituosen wahrscheinlich.

Spirituosen und Wein: Winzer stehen angesichts der Herausforderungen durch die globale Erwärmung unter großem Druck. Kleinere Firmen suchen häufig den Schutz finanzstarker Muttergesellschaften und werden Teil großer Wein- oder Spirituosenunternehmen.

Vertrieb über B2B2C-Plattformen: Die Plattform BEES von AB InBev startete 2019 in 16 Ländern und bietet per App mehr als 500 Marken für mehr als 2,5 Mio. kleine und mittlere Händler an. Die Coca-Cola Company, PepsiCo und Unilever haben ähnliche Schritte unternommen und andere werden folgen. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass Kunden verschiedene Apps verwalten wollen, sodass hier laut der Analyse längerfristig eine Konsolidierung zu erwarten ist.

Getränkehersteller müssen jetzt entschlossen agieren, um ihre Portfolios anzupassen

Nach der Pandemie folgten Unterbrechungen der Lieferketten durch internationale Konflikte, Handelsembargos und die dramatischen Auswirkungen der Klimakrise. Die Getränkevorlieben der Verbraucher verändern sich mit großer Geschwindigkeit. Gleichzeitig drängen Behörden und andere Interessengruppen darauf, Betriebe und Produkte noch nachhaltiger zu machen. Der Studie zufolge sind Portfolio-Entscheidungen in diesem Umfeld von wesentlicher Bedeutung und können über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Führende Getränkehersteller müssen jetzt entschlossen handeln, um ihre Portfolios flexibel anzupassen und attraktive Produktsegmente mit hohem Potenzial schnell zu integrieren, während sie andere veräußern, die keine profitable Zukunft haben, so der Rat der Studienautoren.

(Pressemitteilung Kearney vom 17.11.2022)


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