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15.12.2022

Niedrigere Start-up-Bewertungen und geringere Investmentaktivität: Geopolitische Unsicherheiten beeinflussen Venture-Capital-Markt

Autokonzerne auf der Überholspur

© WrightStudio/fotolia.com

Climate-Tech-Unternehmen, also Start-ups, die klimafreundliche Technologien schaffen, werden für Investoren immer attraktiver. Mit 62% betrachten wesentlich mehr Investoren als im Vorjahr die Branche häufig oder immer als Investitionsschwerpunkt. Grund dafür sind die geopolitischen Instabilitäten, die unter anderem zeigen, dass es immer dringlicher wird, die Klimakrise zu bewältigen. Dies sind einige der Kernergebnisse der aktuellen Venture Capital Market Study 2022.

Für die Venture Capital Studie 2022 befragten PwC Deutschland gemeinsam mit Professor Dr. Dirk Honold, Technische Hochschule Nürnberg und Ventury Analytics, Start-up-Investoren, deren Investitionen sich auf den deutschen Markt konzentrieren oder die Deals in Deutschland abgeschlossen haben.

62% der Investoren sehen Climate-Tech als Schwerpunkt

Wenn man der aktuellen geopolitischen Krisensituation etwas Positives abgewinnen will, dann die Tatsache, dass sie die Investoren dazu bringt, sich stärker mit klimafreundlichen Technologien zu beschäftigen, erklären die Studienautoren. Das Interesse der Investoren an Climate-Tech Start-ups hat im Vergleich zu anderen Sektoren und zu früheren Investitionsschwerpunkten eindeutig zugenommen.

Investoren erwarten höhere IRRs

Die Internal Rate of Return (IRR) dient Investoren als Indikator für die Erträge ihrer Portfolios. 2022 ist die erwartete IRR für das einzelne Portfolio-Unternehmen im Early Stage im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt um 6% auf nun 36% gestiegen.

Dass die Investoren durchschnittlich höhere IRRs erwarten, lässt sich laut der Marktstudie darauf zurückführen, dass Corporate Venture Capital-Gesellschaften für einzelne Zielportfoliounternehmen von deutlich höheren IRRs ausgehen, als noch im Vorjahr – somit schließe sich die Kluft, die bei den IRR-Erwartungen bisher zwischen Venture Capital-Investoren und Corporate Venture Capital-Gesellschaften bestand. Zudem stiegen die erwarteten Kapitalmultiplikatoren für Exits und Trade Sales an: Sie liegen im Jahr 2022 zwischen 3,0x und 6,0x und haben im Vergleich zum Vorjahr über alle Investitionsphasen hinweg durchschnittlich um 0,2x zugelegt.

Das Zusammenspiel von Corporate Venture Capital und Venture Capital verbessert sich immer weiter und führt zu einer wichtigen Stärkung des Start-up Ökosystems. Professionelle Corporate Venture Capital-Gesellschaften syndizieren erfolgreich mit allen Partnern und verlangen in der Regel keine Sonderposition, z.B. beim Verkauf. Nur der Freiheitsgrad bei Entscheidungen und die Vergütung mit Erfolgskomponenten, wie z. B. Carry, sind noch unterschiedlich praktizierte Punkte, stellen die Studienautoren fest.

Niedrigere Bewertungen vor allem in der Spätphase

Die große Mehrheit der Investoren (85%) äußert, dass die geopolitischen Unsicherheiten sich negativ auf die Bewertungen von Start-ups auswirken – vor allem in der Spätphase ist diese Entwicklung deutlich erkennbar. Aus diesem Grund werden Finanzierungsrunden verschoben (43,9%) oder Portfolios stärker diversifiziert (ebenfalls 43,9%); 36,6% der Investoren erklären außerdem, dass die Investitionsanzahl und -volumina geringer ausfallen.

Den Investoren geht es der Studie zufolge vor allem um grundlegende Vertragsbedingungen zu Bewertungsbestimmungen, Investitionsvolumina oder Liquidationspräferenzen . Ein schwierigeres Verhandlungsklima bedeute zwar nicht zwangsläufig investorenfreundlichere Bedingungen, aber Gründer sollten in jedem Fall von einem kleineren Verhandlungsspielraum ausgehen. Der größte Verhandlungsspielraum besteh weiterhin beim Thema Mitarbeiterbeteiligung.

Deutsche Start-ups müssen sich dem immer härteren Wettbewerb um Talente stellen

Auch deutsche Start-ups müssen sich dem immer härteren Wettbewerb um Talente stellen – und konkurrieren häufig mit ausländischen Unternehmen. In diesem Kontext ist die Besteuerung von beteiligungsorientierten Anreizsystemen (Employee Stock Option Plans, ESOPs bzw. Virtual Stock Option Plans, VSOPs) in Deutschland ein Nachteil für das Recruiting hochqualifizierter Fachkräfte. Die in § 19a EStG vorgenommenen Änderungen hätten jedoch, so die Studienautoren, bislang nicht zu wesentlichen Verbesserungen geführt, unter anderem weil Start-ups sie bisher nur selten anwenden.

Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen in Deutschland ist nachteilig

Die Studienergebnisse zeigen, dass man Incentivierungen in Deutschland dringend anders besteuern sollte, wenn man im Wettbewerb um die besten Talente durchsetzungsfähig bleiben wolle – die aktuellen Regulierungen seien ein deutlicher Nachteil für den Standort Deutschland. Umso erfreulicher sei es, dass einige Mitglieder der Bundesregierung angekündigt haben, die Besteuerung von Beteiligungsmodellen verändern zu wollen.

Bei der Finanzierung von Later Stage-Start-ups stellen der nachweislich große Einfluss des deutschen Außenwirtschaftsrechts und die Beschränkungen für ausländische Investitionen zusätzliche Herausforderungen dar. Das deutsche Later Stage Finanzierungsökosystem ist nach wie vor von ausländischen Investoren und Exit-Kanälen abhängig – insbesondere von Investoren außerhalb der EU.

Weitere Informationen zur „Venture Capital Marktstudie 2022“ finden Sie hier.

(Pressemitteilung PwC Deutschland vom 14.12.2022)


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