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16.12.2022

Börsenkandidaten in Warteposition: Zahl der IPOs sinkt weltweit um fast die Hälfte

Autokonzerne auf der Überholspur

© moomsabuy/fotolia.com

Auch zum Jahresende hin hielten sich Unternehmen mit Börsengängen zurück: Insgesamt wagten im vierten Quartal weltweit 334 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – 50% weniger als im vierten Quartal des Rekordjahres 2021, so das IPO-Barometer des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY. Das Emissionsvolumen sank um 73% auf 31,9 Mrd. USD. Auf das Gesamtjahr bezogen ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Zahl der IPOs sank weltweit um 45% auf 1.333, das Emissionsvolumen schrumpfte um 61% auf 180 Mrd. USD. Immerhin: Im Vergleich zum vor-Pandemie-Jahr 2019 stieg die Zahl der Börsengänge in diesem Jahr um 16%. Weltweit veranlasste das schwierige Umfeld in diesem Jahr insgesamt 278 Unternehmen dazu, bereits angekündigte Börsengänge vorerst zu verschieben oder abzusagen – deutlich mehr als im 10-Jahres-Durchschnitt, der bei 202 liegt.

Stärkster Rückgang in den USA, China am wenigsten betroffen

Die stärksten Einbußen im Vergleich zum starken Vorjahr verzeichnete in diesem Jahr der Börsenplatz USA, wo die Zahl der IPOs um 78% zurückging und das Emissionsvolumen sogar um 94% einbrach. In Europa wurde ein Rückgang um 70% bei der Zahl und um 78% beim Wert der Börsengänge verzeichnet. Deutlich stabiler entwickelte sich das IPO-Geschehen in China (einschließlich Hongkong), wo die Zahl und der Gesamtwert der Neuemissionen jeweils um 22% schrumpften. Der Marktanteil Chinas am weltweiten IPO-Markt – bezogen auf das weltweite Emissionsvolumen – stieg entsprechend stark von 28% im Jahr 2021 auf 55% im laufenden Jahr.

Zahl der IPOs sinkt gegenüber dem Rekordjahr 2021 um 45%, Volumen um 61%

Nach dem Rekordjahr 2021 war das Jahr 2022 durch geopolitische Spannungen, eine hohe Inflation und starke Zinserhöhungen sowie eine entsprechend hohe Volatilität gekennzeichnet, resümieren die Studienautoren. Viele IPO-Kandidaten hätten ihren Börsengang vorerst zurückgestellt – auch weil sich potenzielle Investoren angesichts schwächerer Aktienmärkte, sinkender Bewertungen und einer vielfach schwachen Post-IPO-Performance deutlich zurückhaltender zeigten als im Vorjahr.

Auch das Jahresende brachte noch keine Trendwende – im Gegenteil: Das vierte Quartal 2022 war sowohl nach Anzahl als auch nach Erlösen das schwächste vierte Quartal seit mehr als 10 Jahren. Gerade Finanzinvestoren haben ihre Exit-Aktivitäten erheblich reduziert. Im Jahr 2022 ist die Zahl der Börsengänge von Unternehmen aus den Portfolios von Private Equity Fonds auf 65 gesunken – ein 20-Jahres-Tief. Im Vorjahr waren noch 286 derartige Transaktionen gezählt worden.

Immer mehr Unternehmen warten auf bessere Rahmenbedingungen

Laut der Studienautoren hat sich in diesem Jahr die IPO-Pipeline weiter aufgebaut. Viele Unternehmen würden auf den richtigen Zeitpunkt warten, um mit guter Vorbereitung den Börsengang zu meistern. Angesichts der knapper werdenden Marktliquidität seien die Anleger jedoch selektiver und würden Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen bevorzugen, die in Bezug auf Profitabilität gute Zahlen vorweisen könnten und gleichzeitig ihre ESG-Agenda klar formulieren.

Die Studienautoren vorsichtig optimistisch für das kommende Jahr. Zuletzt sei die Volatilität auf den weltweiten Kapitalmärkten etwas zurückgegangen. Zudem bestehe die allgemeine Erwartung, dass sich der Zinsanstieg im Laufe des Jahres 2023 verlangsamen werde. Damit könnte das kommende Jahr günstigere Bedingungen für Börsengänge bieten, so dass die weltweiten IPO-Aktivitäten insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 wieder an Fahrt gewinnen könnten. Eine Beendigung des Krieges in der Ukraine und der geopolitischen Spannungen würden sich ebenfalls positiv auf die allgemeine Marktstimmung auswirken. Unternehmen, die sich gut vorbereitet haben, profitieren von der erreichten Transaktionsflexibilität und können sich kurzfristig öffnende IPO Fenster im Jahr 2023 nutzen, raten die Studienautoren.

Porsche zweitgrößter Börsengang weltweit im Jahr 2022

Die IPO-Aktivitäten auf dem deutschen Markt waren in diesem Jahr relativ verhalten, immerhin stellte Deutschland aber mit der Erstnotiz der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG den zweitgrößten Börsengang des Jahres. Mit einem Emissionsvolumen von 9,4 Milliarden Euro bzw. 9,1 Mrd. USD lag diese Transaktion hinter dem Börsendebüt des südkoreanischen Batterieherstellers LG Energy Solution, bei dem im Januar 10,7 Mrd. USD erlöst wurden. Der drittgrößte Börsengang des Jahres war die Erstnotiz des Mobilfunkanbieters China Mobile, der – ebenfalls im Januar – 8,2 Mrd. USD einbrachte.

Mit insgesamt sieben Erstnotizen hat sich der Börsenplatz Deutschland in einem schwierigen Umfeld achtbar geschlagen. Davon waren fünf Börsendebuts: Cantourage Group SE, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, EV Digital Invest AG, BoerseGo AG und Rebelle aus Hamburg. Zusätzlich gab es zwei Börsenneulinge durch die Fusion mit einem SPAC: Viromed Medical AG und Cabka N.V.. Zudem gab es in Deutschland mit der SMG European Recovery SPAC SE, Fonterelli SPAC 2 AG und 468 SPAC II SE drei SPAC-Listings. Zwei deutsche Unternehmen (Rebelle und Cabka aus Berlin) zog es für ihren Börsengang an ausländische Börsen.

Ende des SPAC Booms

Die Zahl der SPACs ist im laufenden Jahr weiter gesunken: Nachdem im Vorjahr weltweit insgesamt 682 SPAC-Transaktionen gezählt worden waren, lag die Zahl im laufenden Jahr nur bei 155 – ein Rückgang um 77%. Das weltweite Emissionsvolumen schrumpfte um 90% von 172 Mrd. USD im vergangenen Jahr auf 16,5 Mrd. USD im Jahr 2022.

Derzeit sind weltweit rund 480 SPACs auf der Suche nach Zielunternehmen – 80% von ihnen werden bis Mitte 2023 auslaufen. Sie stehen also unter hohem Zeitdruck, das eingesammelte Geld zu investieren. Für Unternehmen, die aktuell den Weg an die Börse planen, kann ein Zusammenschluss mit einer Mantelgesellschaft ein interessanter alternativer Weg aufs Parkett sein, erklären die Autoren des EY-IPO-Barometers.

Die “EY Global IPO Trends 2022 – How can you prepare to seize the right moment?” können Sie hier herunterladen.

(Pressemitteilung EY vom 15.12.2022)


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