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28.04.2016

Geschlossene Gesellschaft – offene Immobilienfonds werden rar

Autokonzerne auf der Überholspur

Corporate Finance

Mehrere offene Immobilienfonds in Deutschland nehmen kein neues Geld von Kunden mehr an. Sie wollen so den gewaltigen Kapitalzustrom bremsen und den Anlagedruck senken, beobachtet Scope Ratings. Denn attraktive Immobilien sind inzwischen rar.

Normalerweise freuen sich Verkäufer, wenn Kunden ihnen die Tür einrennen. Doch bei offenen Immobilienfonds sind neue Anleger derzeit nicht gern gesehen: Die drei Flaggschiff-Fonds der Volksbanken-Fondsgesellschaft Union Investment nehmen derzeit kein neues Geld mehr an, auch die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka hat ihre Zielmarke für neu anzulegendes Geld in ihren offenen Immobilienfonds für das laufende Jahr fast erreicht. „Das tut den Anbietern zwar weh, aber die Fondsmanager wissen derzeit einfach nicht wohin mit all dem Geld“, sagt Sonja Knorr, Director Alternative Investments bei Scope Ratings.

Allein in den ersten beiden Monaten des Jahres sind den in Deutschland zugelassenen aktiven offenen Immobilienpublikumsfonds 2,2 Mrd. € zugeflossen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2014 waren es 3,9 Mrd. €, im deutlich stärkeren Jahr 2015 dann 5,3 Mrd. €. Nun bahnt sich eine weitere Steigerung an. „Die Mittelzuflüsse sind derzeit extrem hoch“, beobachtet Knorr. Hauptgrund: Das Niedrigzinsniveau erhöht die Anziehungskraft von Sachwerten und treibt immer mehr Anleger in offene Immobilienfonds.

Immer höhere Risiken notwendig um Renditen erzielen zu können

Deren Emittenten sehen sich deshalb zunehmend gezwungen, den Geldzufluss zu reglementieren. „Eine hohe Liquidität in den Fonds kostet im aktuellen Umfeld nun einmal Rendite“, sagt Knorr. Die Fondsmanager müssen mit realen Negativzinsen leben, wenn sie das Geld der Anleger nicht gleich unterbringen können. Zugleich treibt das Zinstief die Immobilienpreise. Zuletzt mussten die Fonds daher immer höhere Risiken eingehen, um frisches Geld rentierlich anzulegen. Sie haben zum Beispiel so genannte Core-plus-Objekte gekauft, die beispielsweise durch Modernisierungsmaßnahmen erst noch optimiert werden müssen. Zudem werden verstärkt noch fertig zu stellende Projektentwicklungen angekauft, bei denen das Risiko besteht, dass sie nach Fertigstellung nicht zu den geplanten Konditionen vermietet werden können. Zugleich haben Fondsmanager in Metropolen Immobilien in weniger attraktiven B-Lagen zugekauft und auch Objekte abseits der A-Standorte erworben, letztere allerdings meist in guten Lagen.

Der nächste Schritt wäre, auch Immobilien an B-Standorten in B-Lagen zu kaufen, also weniger attraktive Objekte in Kleinstädten und ländlichen Gebieten. „Die Risiken bei solchen Objekten sind allerdings ungleich höher“, sagt Knorr. Entsprechend groß ist die Gefahr, bei einer Abkühlung des Immobilienmarktes herbe Verluste zu erleiden, wenn Kunden Geld abziehen und die Fonds Objekte verkaufen müssen. „Vor diesem Hintergrund ist es richtig, dass die Fonds Zuflüsse stoppen, statt ständig wachsende Risiken einzugehen“, analysiert Knorr.

Fonds müssen sich krisenfest aufstellen

Eine andere traditionelle Schwäche offener Immobilienfonds ist inzwischen zumindest im Grundsatz behoben: Ziehen Kunden schnell in großer Zahl Gelder ab, dann müssen die Fonds womöglich in kurzer Zeit Objekte verkaufen, um die abtrünnigen Investoren auszahlen zu können. Seit 2013 schreibt das Kapitalanlagegesetzbuch nun aber eine Mindesthaltedauer von zwei Jahren vor. Zudem können Anleger nur mit einem Jahr Vorlauf kündigen. Beides nimmt Druck von den Fondsmanagern. „Dennoch ist die Gefahr eines Ausverkaufs nicht gebannt, wenn die Stimmung eines Tages kippt“, warnt Analystin Knorr. Denn im Durchschnitt stammt der größte Teil der Einlagen immer noch von Altanlegern – und die dürfen auch weiterhin Anteile im Wert von bis zu 30.000 € von heute auf morgen zurückgeben. Im Zuge der Finanzkrise waren deshalb mehrere Fonds in Schieflage geraten.

Damit sich das nicht wiederholt, müssen sich die Fonds soweit es geht krisenfest aufstellen. „Viele Fondsmanager investieren aktuell stark zyklisch und am liebsten in Großprojekte mit Volumina von mehreren hundert Mio. €“, beobachtet Knorr: „Da ist es umso wichtiger einen jederzeit liquidierbaren Portfolioanteil für den Ernstfall vorzuhalten.“

(Pressemitteilung Scope vom 26.04.2016)


Redaktion

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