Hitzewellen, Starkregen, Trockenperioden oder Stürme: Deutsche Unternehmen sind in Folge extremer Wetterereignisse eher bereit, Investitionen zu tätigen, um Klimarisiken zu reduzieren oder die Folgeschäden des Klimawandels zu mindern. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Klimarisiken und Folgeschäden des Klimawandels 2023“ der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die in Zusammenarbeit mit dem VDMA entstanden ist. Die Studie, für die über 200 Top-Entscheider aus den Branchen Maschinen- und Anlagenbau sowie Automotive befragt wurden, zeigt, dass viele Firmen hierzulande Klimarisiken bereits heute in ihrer Strategie berücksichtigen und Maßnahmen zur Reduzierung von Folgeschäden auf den Weg gebracht haben.
Demnach wären 43 % der befragten Unternehmen bereit, 10 % ihres Jahresumsatzes für Investitionen in die „grüne Transformation“ aufzuwenden. Insbesondere große Unternehmen (54 %) mit mehr als einer Milliarde Euro Umsatz wollen massiv in grüne Technologien investieren. Zu den Investitionsprioritäten gehören die Nutzung regenerativer Energien, Geld für das Energiemanagement sowie die Anlagen-Optimierung.
Im Gegensatz dazu können sich die Unternehmen nicht vorstellen, für die Reduzierung von Klimarisiken oder Minderung von Folgeschäden des Klimawandels auf Umsatz zu verzichten. So gaben lediglich 5 % der befragten Unternehmen an, auf mehr als 10 % ihres Umsatzes und/oder der Gewinnmarge verzichten zu wollen. 13 % wären ferner bereit, besonders klimaschädliche Unternehmensteile oder Geschäftseinheiten zu verkaufen.
Bewusstsein für den eigenen Einfluss auf die Klimarisiken und -folgen noch gering
Auch wenn die Bereitschaft für Investitionen steigt, schätzen bisher nur 15 % der Befragten den Einfluss des eigenen Unternehmens auf den Klimawandel als hoch ein. Umgekehrt spüren allerdings schon 28 % der Teilnehmenden Auswirkungen des Klimawandels und seiner Risiken und Folgen auf das eigene Unternehmen und Geschäftsmodell (28 %). So passen 45 % der befragten Unternehmen derzeit ihr Produkt- und Serviceportfolio an, um dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit der Verbraucherinnen und Verbraucher gerecht zu werden. 42 % spüren zudem die Auswirkungen des Klimawandelsauf ihre Rohstoff- und Energieversorgung in Deutschland, 31 % mussten dadurch bereits Schäden an ihrer Infrastruktur verzeichnen, zum Beispiel an Gebäuden. Hinzu kommen Auswirkungen auf die Belegschaft: 30 % der Unternehmerinnen und Unternehmen nehmen negative Auswirkungen auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden durch beispielsweise Hitzewellen wahr.
Optimierungspotenzial bei Industrieunternehmen
Der zunehmende Handlungsdruck des Klimawandels auf Unternehmen schlägt sich auch im Risiko-Management der Firmen nieder: So managt fast jedes zweite Unternehmen (44 %) klimabezogene Chancen und Risiken aktiv und sieht in diesem Klimarisikomanagement einen Wettbewerbsvorteil. Nur noch 10 % der Unternehmen gaben an, nur das Notwendigste zu tun und nur 3 % erfüllen ausschließlich die gesetzlichen Vorgaben. Auch wenn Optimierungsbedarf bleibt, kommt das Risikomanagement von Klimarisiken damit stärker in mittelständisch geprägten Branchen wie dem Maschinenbau an.
Beim Management von Klimarisiken lässt sich zunehmend zudem einen Paradigmenwechsel bei den Unternehmen feststellen: Viele der Befragten sehen heute nicht mehr nur die notwendigen Investitionen zur Lösung der aktuellen Umweltproblemstellungen, sondern sie erhoffen sich auch neues Umsatzpotenzial. 73 % der Unternehmen sehen demnach in der Entwicklung von Produkten und Services zur Minderung von Folgeschäden des Klimawandels zusätzliches Geschäftspotential in Höhe von 206 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren. Jedes vierte Unternehmen (25 %) hat bereits neues Absatzpotenzial erschlossen.
(KPMG vom 21.11.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)