Die weltweite Aktivität der Mergers and Acquisitions (M&A) ist in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 weiter zurückgegangen. Das zeigt die Studie „Quarterly Deal Performance Monitor“ (QDPM) von WTW. Basierend auf der Aktienkursentwicklung lagen die Unternehmen bei Übernahmen im Wert von mehr als 100 Millionen US-Dollar um -13,6 Prozentpunkte (PP) hinter dem Gesamtmarkt im Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 zurück. Dieses Ergebnis ist ein Rekordtief seit Beginn der vierteljährlichen Erhebungen seit 2008 und folgt auf eine negative Performance von -8,7 PP dritten Quartal desletzten Jahres. Für 2024 wird eine Belegung des M&A-Markts erwartet, dabei spielt KI eine zentrale Rolle, sowohl als begehrtes Target als auch zur Verbesserung von M&A-Prozessen.
Die Zahlen für das Gesamtjahr 2023 wurden in Zusammenarbeit mit dem M&A Research Centre der Bayes Business School erstellt. Sie zeigen eine Underperformance von -7,2 Prozentpunkten für Käufer im Vergleich zu Nicht-Käufern. Dies steht im Vergleich zu der geringfügig negativen Gesamtjahresperformance von -0,8 Prozentpunkten im Jahr 2022. Trotz dieser jüngsten Ergebnisse zeigt der langfristige Trend über mehr als 15 Jahre, dass sich die Deals seit der globalen Finanzkrise besser entwickelt haben als der Markt (+1,5 Prozentpunkte).
Globales Transaktionsvolumen in 2023 gesunken
Das weltweite Transaktionsvolumen ging um 27 Prozent zurück: 619 Transaktionen wurden im Jahr 2023 abgeschlossen, verglichen mit 853 im Jahr 2022, was auf die anhaltende Inflation, steigende Zinssätze und geopolitische Instabilität zurückzuführen ist. Große Transaktionen (im Wert von mehr als 1 Mrd. USD) gingen 2023 um 30 Prozent zurück und setzten damit den seit 2020 anhaltenden Rückgang fort: 145 Transaktionen wurden abgeschlossen, verglichen mit 208 im Jahr 2022. Darüber hinaus wurden 2023 elf Mega-Deals (im Wert von über 10 Mrd. USD) abgeschlossen. Im Jahr 2022 waren es 15.
Diese Zahlen deuten möglicherweise auf eine neue Ausgangsbasis und eine Rückkehr zum Niveau vor der Pandemie hin. Sibylle Kampschulte, Leiterin HR M&A in der DACH-Region, sagt: „Geopolitische Konflikte, Rezessionsängste, steigende Zinssätze und hohe Kapitalkosten, haben sich letztes Jahr deutlich auf die Anzahl der M&A-Transaktionen ausgewirkt. Für 2024 zeigen sich leicht positive Signale und deuten auf eine Wiederbelegung der Aktivitäten im Jahr 2024 hin: Inflation und Finanzierungskosten scheinen sich zu stabilisieren und auch das ‚Dry Powder‘ ist auf einem Rekordniveau und bereit eingesetzt zu werden. Dennoch wird durch ein verschärftes regulatorisches Umfeld mit einer strengeren Prüfung der Transaktionen erwartet, dass erfolgreiche Angebote mehr denn je von Vorsicht, der Konzentration auf ‚Best-Fit‘-Geschäfte und einer gründlichen Due-Diligence-Prüfung abhängen.“
Fünf Trends, die den M&A-Markt 2024 prägen werden
- Künstliche Intelligenz (KI) prägt M&A
Für das Jahr 2024 wird ein Investitionsschwerpunkt in Richtung KI erwartet. Trotz anfänglicher Bedenken richten Unternehmen ihre Aufmerksamkeit und Ressourcen zunehmend auf KI-basierte Unternehmen. Zusätzlich werden diese bahnbrechende Technologie und das technische Know-how von KI-Start-ups auch als potenzieller Chance gesehen, M&A-Prozesse zu verbessern und die Wertschöpfung zu steigern. Von der Effizienzsteigerung durch Automatisierung bis hin zur Förderung von Innovationen – das Potenzial von KI ist enorm. Der Erfolg einer Transaktion wird jedoch auch davon abhängen, ob der Käufer in der Lage ist, eine Kultur zu schaffen, die Innovationen durch KI unterstützt, und ob er in der Lage ist, die Employee Experience zu verbessern
- Kleine Deals treiben den Dealflow an
Die WTW-M&A-Daten zeigen, dass das Volumen großer Deals (im Wert von über 1 Mrd. USD) seit 2020 kontinuierlich abnimmt. Das vorherrschende Hochzinsumfeld hat einen deutlichen Trend bei M&A ausgelöst, der sich bis 2024 fortsetzen wird, da Dealmaker zunehmend auf kleinere Transaktionen im mittleren Marktsegment abzielen, die einfacher durchzuführen und weniger risikoreich zu finanzieren sind und zudem eine einzigartige und strategische Passung innerhalb des Portfolios eines Erwerbers bieten.
- Kreative Partnerschaften auf dem Vormarsch
WTW erwartet, dass Joint Ventures, strategische Allianzen und Minderheitsbeteiligungen im Jahr 2024 an Bedeutung gewinnen werden, da die Unternehmen auf die Marktverwerfungen reagieren, indem sie Risiken teilen und abfedern. Bei grenzüberschreitenden Investitionen werden Protektionismus und ausländische Eigentumsverhältnisse weitere Faktoren sein, die bei diesem Trend zu einer stärkeren Risikoteilung eine Rolle spielen
- Private Equity bleibt dominant
Da sich die Bewertungslücke zwischen Käufer und Verkäufer weiter verkleinert, werden die Zielunternehmen immer attraktiver und tragen dazu bei, dass sich der Dealflow im Jahr 2024 erholt. Dies wird vor allem Private-Equity-Firmen freuen, die unter wachsendem Druck stehen, mehr als 2 Billionen US-Dollar zu verwalten, und von denen erwartet wird, dass sie den M&A-Markt im Jahr 2024 dominieren werden.
- Auf der Suche nach Nutzen
Transaktionen sind komplexer und wettbewerbsintensiver geworden. Herkömmliche Strategien haben es schwer, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Die Verbesserung der Erfolgschancen im Jahr 2024 wird nicht nur von einem Fokus bei der Suche nach den am besten geeigneten Geschäften, einer soliden Due-Diligence-Prüfung und ESG-Integration abhängen, sondern auch von der Fähigkeit, Talentrisk auf einem angespannten Arbeitsmarkt zu managen.
(WTW vom 17.01.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)