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12.03.2024

Portfolio-Unternehmen von Private-Equity-Fonds machen schlechtere Ergebnisse als erwartet

Knapp 40 % der Fonds haben angegeben, dass das EBITDA ihrer Portfolio-Unternehmen unter den eigenen Erwartungen lagen.

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© stanciuc/fotolia.com

Nur knapp einer von vier befragten Private-Equity-Fonds in Deutschland (23 %) berichtet von steigenden Ergebnissen (EBITDA) seiner Portfolio-Unternehmen in den letzten zwölf Monaten. Ein großer Teil hatte mit einer anderen wirtschaftlichen Entwicklung gerechnet: knapp 40 % der Fonds haben angegeben, dass das EBITDA ihrer Portfolio-Unternehmen unter den eigenen Erwartungen lagen. Bei knapp der Hälfte der befragten Fonds hat sich auch die Liquidität der Portfolio-Unternehmen schlechter als erwartet entwickelt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Unternehmensberatung FTI-Andersch und des Centers for Corporate Transactions and Private Equity (CCTPE) der HHL Leipzig Graduate School of Management.

„Die PE-Fonds-Manager haben das vergangene Jahr zu optimistisch eingeschätzt“, sagt Prof. Dr. Bernhard Schwetzler, Inhaber des Lehrstuhls für Finanzmanagement und Banken an der HHL Leipzig, der diese Untersuchung wissenschaftlich geleitet hat. „Damit lagen sie allerdings auf der Linie der meisten Volkswirte: diese haben für 2023 zwar mit einem schwachem wirtschaftlichen Wachstum gerechnet, nicht jedoch mit einer Schrumpfung der deutschen Wirtschaft. Darum waren die verhalten-optimistischen Prognosen der Fonds durchaus realistisch, auch wenn sie sich vielfach nicht erfüllt haben.“

Wesentliche Herausforderungen

Die wesentlichen Herausforderungen für die Portfolio-Unternehmen: Steigende Finanzierungs- und steigende Personalkosten (das haben jeweils 65 % bzw. 75 % der Befragten benannt), Preisgestaltung (60 %), steigende Einkaufspreise und gleichzeitige Nachfragerückgänge (jeweils 55 %), steigende Energiepreise (50 %) und restriktivere Kreditvergabe (40 %) sowie Lieferkettenprobleme (40 %).

„Neben den operativen Herausforderungen hat sich zusätzlich die Zinsentwicklung negativ auf die Bewertungen der Portfoliounternehmen ausgewirkt“, sagt Bernhard Schwetzler. 92 % der befragten PE-Fonds haben in der Befragung angegeben, dass sich aufgrund der Zinsentwicklungen die Bewertungen negativ entwickelt haben, bei 15 % ‚deutlich negativ‘.

Folgen der Inflation

„Wie zu erwarten, haben die Fonds-Manager unmittelbar auf die Herausforderungen der vergangenen zwölf Monate reagiert“, sagt Dr. Martin Schneider, Experte bei FTI-Andersch für Private Equity und einer der Verfasser der Untersuchung. 93 % haben angegeben, durch eine Optimierung des Vertriebs den Umsatz zu verbessern (Preissteigerungen, Marktausweitung), 79 % haben Programme zur Effizienzsteigerung aufgelegt, jeweils rund zwei Drittel (64 %) haben gezielt Fertigungs- und Verwaltungskosten gesenkt sowie aktiv Personal abgebaut. Netto haben die Portfoliounternehmen der Fonds nur in der IT-Abteilung Stellen aufgebaut, in allen anderen Bereichen wurde jeweils mehr gestrichen als neu rekrutiert.

„Der Stellenabbau ist aber nicht das wesentliche Instrument, um die Unternehmen wieder profitabler zu machen“, sagt Martin Schneider. „Das funktioniert heute auch gar nicht mehr: Jeder Mitarbeiter, der heute das Unternehmen verlässt, könnte morgen bereits unwiderbringlich fehlen. Die Zeiten von pauschalen Kahlschlägen sind vorbei, denn der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Und die Manager der Unternehmen denken weiter: Sie machen sich Sorgen, mit der aktuellen Personaldecke weiter wachsen zu können.“ In der Untersuchung haben zwei Drittel angegeben, sich Sorgen oder ‚teilweise‘ Sorgen zu machen, aufgrund der Verfügbarkeit von geeignetem Personal die Unternehmensziele und damit -bewertungen in der Zukunft nicht erreichen zu können.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat frisches Eigenkapital zugeführt

Wichtigere Hebel als Personalkürzungen liegen im Bereich der Liquiditätsoptimierung: 79 % der Unternehmen haben dazu das Working Capital optimiert, 57 % haben frisches Eigenkapital zugeführt und die Hälfte hat Investitionen reduziert.

20 % haben angegeben, dass ihr Verhältnis zu ihren Finanzierern jetzt ‚eher angespannt‘ sei. Die Risikoaufschläge für Finanzierungen sind bei 85 % der Befragten gestiegen, davon bei 25 % ‚stark‘. Knapp zwei Drittel (60 %) der befragten Fonds haben ausgesagt, dass Finanzierer größere Zurückhaltung bei der Kreditvergabe signalisiert haben. 40 % sind mit restriktiveren Kreditverträgen konfrontiert.

Bernhard Schwetzler sieht hier künftige Herausforderungen: „Die Zinsentwicklung hat es für Finanzierer wie Fonds schwieriger gemacht. Darum hat Eigenkapital als Mittelzufluss in den vergangenen Monaten eine größere Rolle gespielt – und wird es mutmaßlich auch im laufenden Jahr. Aber auch mit den Finanzierern müssen die Fonds einen Modus Vivendi entwickeln, der sie gemeinsam über die nächsten Monate trägt.“

Die angespannten Verhältnisse basieren nach Rückfrage bei den Umfrageteilnehmern vielfach auf dem Nichterfüllen wesentlicher Vertragsbestandteile seitens der Unternehmen, so genannten ‚Covenant Breaches‘. Martin Schneider sagt: „Die Banken fordern zusätzliche Auswertungen und Kennzahlen. Die Fonds haben aber auch hier unmittelbar reagiert. Knapp zwei Drittel haben in unserer Untersuchung angegeben, sich noch häufiger zur Geschäftsentwicklung mit ihren Finanzierern auszutauschen. Fonds müssen jetzt aktiv Vertrauen aus- und in einigen Fällen auch neu aufbauen.“

(FTI Andersch vom 12.03.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)


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