Die Ungleichheit der Geschlechter in den Handelspartnerländern wirkt sich negativ auf Unternehmerinnen aus, selbst wenn sie aus hoch entwickelten Industrieländern stammen. Unternehmensdaten aus Dänemark zeigen, dass neugegründete Unternehmen von Frauen weniger Handel mit Ländern treiben, in denen die Geschlechterungleichheit ausgeprägter ist, im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen, die von Männern geführt werden. Dies erschwert es Unternehmerinnen, neue Marktanteile zu gewinnen und kann das Wachstum ihrer Unternehmen beeinträchtigen. Soweit die zentralen Ergebnisse einer neuen Studie des EU-geförderten Forschungsprojekts RETHINK-GSC, das vom Kiel Institut für Weltwirtschaft geleitet wird.
„Die Erschließung neuer Exportmärkte und der Import von Qualitätsprodukten sind entscheidend für das Wachstum von Unternehmen. Die Tatsache, dass Unternehmerinnen in Ländern mit hoher geschlechtsspezifischer Ungleichheit weniger aktiv sind, kann sich negativ auf die Gesamtleistung ihrer Unternehmen auswirken“, sagt Ina Jäkel, Mitautorin der Studie „Beyond Borders: Do Gender Norms and Institutions Affect Female Businesses?“
Unternehmerinnen exportieren und importieren weniger
Die Studie zeigt, dass Unternehmerinnen tendenziell weniger exportieren und importieren als ihre männlichen Kollegen. Geschlechterungleichheiten und institutionelle Vorurteile gegenüber Frauen in den Handelspartnerländern erklären diese geschlechtsspezifischen Unterschiede im Handelsverhalten zumindest teilweise: Unternehmerinnen treiben insbesondere weniger Handel mit Ländern, in denen die Geschlechterungleichheit größer ist. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung internationaler politischer Bemühungen zur Beseitigung der Hindernisse, mit denen Unternehmerinnen konfrontiert sind. Politische Maßnahmen zur Reduzierung von Geschlechterungleichheiten in Handelspartnerländern können die wirtschaftlichen Ergebnisse von Unternehmerinnen im eigenen Land verbessern.
Die Autoren verwenden detaillierte Handelsdaten von dänischen Unternehmensgründungen zwischen 2001 und 2019. Mithilfe von dänischen Mikrodaten identifizieren die Forschenden eindeutig die Hauptunternehmerin oder den Hauptunternehmer als die Person, die für die Gründung und Führung des Unternehmens verantwortlich ist.
Vorbild Norwegen
Die dänischen Daten veranschaulichen auch konkrete Erfolge der Gleichstellungspolitik. Norwegen, das im Gender Gap Index des Weltwirtschaftsforums 2023 den zweiten Platz belegte, führte 2004 eine Mindestquote von 40 % für Frauen in den Unternehmensaufsichtsräten ein. Infolgedessen stieg die Exportbeteiligung dänischer Unternehmerinnen in Norwegen deutlich an.
„Die politische Veränderung in Norwegen hatte konkrete Auswirkungen auf dänische Unternehmerinnen und zeigt den positiven Einfluss, den ein fortschrittlicheres Land über seine Grenzen hinaus haben kann“, sagt Jäkel. „Dies zeigt, dass selbst in den wohlhabendsten Volkswirtschaften die Geschlechterungleichheit nach wie vor ein Hindernis für die Internationalisierung und das Wachstum von Unternehmen, die von Frauen gegründet wurden, darstellt. Entschlossene politische Maßnahmen zur Erhöhung der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen können jedoch einen Unterschied machen.“
(IfW Kiel vom 07.10.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)