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18.11.2024

EU-Herbstprognose 2024: Allmähliche Erholung unter widrigen Bedingungen

Die EU-Wirtschaft wächst nach langer Stagnation wieder leicht und stetig, unterstützt durch sinkenden Inflationsdruck und eine sich belebende Binnennachfrage.

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nialowwa/123rf.com

Nach einer längeren Stagnationsphase kehrt die EU-Wirtschaft zu einem moderaten Wachstum zurück, während die Inflation weiter zurückgeht. In der Herbstprognose der Europäischen Kommission wird für 2024 ein BIP-Wachstum von 0,9 % für die EU und von 0,8 % für das Euro-Währungsgebiet in Aussicht gestellt. Anschließend dürfte sich das Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 auf 1,5 % in der EU und auf 1,3 % im Euro-Währungsgebiet und im Jahr 2026 auf 1,8 % in der EU und auf 1,6 % im Euro-Währungsgebiet beschleunigen.

Die Gesamtinflation im Euro-Währungsgebiet wird sich der Kommissionsprognose zufolge im Jahr 2024 mehr als halbieren, und zwar von 5,4 % im Jahr 2023 auf 2,4 %, bevor sie in einem langsameren Tempo allmählich auf 2,1 % im Jahr 2025 und 1,9 % im Jahr 2026 zurückgehen dürfte. Auf Ebene der gesamten EU wird die Inflation 2024 voraussichtlich noch stärker zurückgehen, wobei die Gesamtinflation den Prognosen zufolge von 6,4 % im Jahr 2023 auf 2,6 % sinken wird, um anschließend weiter auf 2,4 % im Jahr 2025 und 2,0 % im Jahr 2026 zu sinken.

Das Wachstum dürfte sich beschleunigen

Nachdem die Wirtschaft in der EU im ersten Quartal 2024 auf den Wachstumspfad zurückgekehrt war, legte sie im zweiten und dritten Quartal in einem stabilen, wenn auch verhaltenen Tempo, weiter zu.

Obwohl das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nach wie vor durch das Beschäftigungswachstum und die Erholung der Reallöhne gestützt wurde, blieb der private Verbrauch verhalten. Die Privathaushalte legten einen zunehmenden Teil ihres Einkommens zurück, weil die Lebenshaltungskosten weiterhin hoch waren, wiederholte extreme Schocks die Unsicherheit erhöhten und hohe Zinssätze finanzielle Anreize zum Sparen boten. Gleichzeitig fielen die Investitionen mit einem starken und breit angelegten Rückgang in den meisten Mitgliedstaaten und Aktivakategorien im ersten Halbjahr 2024 enttäuschend aus.

Die beim Verbrauch zu beobachtende Zurückhaltung scheint sich allmählich abzuschwächen. Da sich die Kaufkraft der privaten Haushalte allmählich erholt und die Zinssätze sinken, dürfte der Verbrauch weiter zulegen. Die Investitionen dürften vor dem Hintergrund solider Unternehmensbilanzen, einer Gewinnerholung und einer Verbesserung der Kreditbedingungen wieder anziehen. Auch der Impuls durch die Aufbau- und Resilienzfazilität und andere EU-Fonds wird zu einem Anstieg der öffentlichen Investitionen im Prognosezeitraum führen.

Insgesamt dürfte die Binnennachfrage das Wirtschaftswachstum in Zukunft stützen. In den Jahren 2025 und 2026 werden die Aus- und Einfuhren den Prognosen zufolge in etwa gleichem Tempo wachsen, sodass der Beitrag des Außenhandels zum Wachstum weitgehend unverändert bleiben dürfte.

Haushaltskonsolidierungen lassen die Defizite zurückgehen

Da viele Mitgliedstaaten darauf hinarbeiten, ihre Schuldenquote zu senken, dürfte das öffentliche Haushaltsdefizit in der EU im Jahr 2024 um rund 0,4 Prozentpunkte auf 3,1 % des BIP und im Jahr 2025 auf 3,0 % des BIP zurückgehen. Im Jahr 2026 dürfte das Defizit infolge der positiven wirtschaftlichen Dynamik weiter auf 2,9 % sinken. Im Euro-Währungsgebiet wird das Defizit den Prognosen zufolge von 3,0 % im Jahr 2024 auf 2,9 % im Jahr 2025 und 2,8 % im Jahr 2026 zurückgehen.

Die aggregierte Schuldenquote in der EU dürfte jedoch von 82,1 % im Jahr 2023 auf 83,4 % im Jahr 2026 steigen. Nachdem die Schuldenquote im Zeitraum 2020 bis 2023 um fast 10 Prozentpunkte zurückgegangen war, kommen nun die Auswirkungen nach wie vor erhöhter Primärdefizite und steigender Zinsausgaben zum Tragen, die angesichts der sich abschwächenden Inflation nicht mehr durch das hohe nominale BIP-Wachstum ausgeglichen werden. Im Euro-Währungsgebiet dürfte der gesamtstaatliche Schuldenstand von 88,9 % des BIP im Jahr 2023 auf 90 % des BIP im Jahr 2026 steigen.

Unsicherheiten und Risiken nehmen zu

Die Unsicherheiten und die Gefahr einer Verschlechterung der Aussichten haben zugenommen. Der anhaltende Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und der sich verschärfende Konflikt im Nahen Osten verstärken die geopolitischen Risiken und die Risiken in Bezug auf die Energieversorgungssicherheit. Eine weitere Zunahme protektionistischer Maßnahmen der Handelspartner könnte zu einer tiefgreifenden Störung des Welthandels führen, die die überaus offene Wirtschaft der EU belasten würde.

Innerhalb der EU könnten politische Unsicherheiten und strukturelle Herausforderungen im verarbeitenden Gewerbe zu weiteren Einbußen an Wettbewerbsfähigkeit führen und das Wachstum und den Arbeitsmarkt beeinträchtigen. Darüber hinaus könnten Verzögerungen bei der Umsetzung der Aufbau- und Resilienzfazilität oder unerwartet starke Auswirkungen der Haushaltskonsolidierung die Erholung dämpfen. Und schließlich zeigen die jüngsten Überschwemmungen in Spanien die dramatischen Folgen, die die zunehmende Häufigkeit und das wachsende Ausmaß von Naturkatastrophen nicht nur für die Umwelt und die betroffenen Menschen, sondern auch für die Wirtschaft haben können.

(EU-Kommission vom 15.11.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)


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