Deutsche Unternehmen, die in Mittel- und Osteuropa tätig sind, rechnen mit einer zunehmenden Bedeutung der Region als Markt und Investitionsstandort. Mehr als jedes zweite befragte Unternehmen (55 %) erwartet bis 2030 eine wachsende wirtschaftliche Relevanz. Mehr als die Hälfte der Befragten plant bis 2030 Investitionen in der Region. Dabei ist Polen, die größte Volkswirtschaft Mittel- und Osteuropas, das bevorzugte Investitionsziel der befragten deutschen Unternehmen mit Investitionsabsichten. Die Ukraine steht nach Polen und Rumänien auf Platz drei der Zielländer der investitionswilligen Unternehmen, gefolgt von Ungarn und Tschechien.
Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (45 %) bewerten ihre aktuelle Geschäftslage in der Region positiv: 36 % stufen ihre Lage als „gut“ ein; 9 % sogar als „sehr gut“. 38 % zeigen sich zufrieden, nur 16 % bewerten ihre Geschäftslage eher negativ. In einem Fünfjahreshorizont sind die Unternehmen noch optimistischer: Vier von fünf (80 %) erwarten eine noch bessere Geschäftslage.
Das sind zentrale Ergebnisse des „German CEE-Business Outlook 2025“. Die Umfrage der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (KPMG) und des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft e.V. wurde zwischen dem 20.11. und dem 31.12.2024 durchgeführt. Sie analysiert die Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen in Mittel- und Osteuropa.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen plant bis 2030 Investitionen in der Region
Die Investitionsdynamik in Mittel- und Osteuropa bleibt stark. Binnen der nächsten zwölf Monate planen 42 % der befragten deutschen Unternehmen dort Investitionen, 17 % mit einem Volumen von über 5 Millionen Euro. Langfristig nimmt die Investitionsneigung weiter zu: Bis 2030 beabsichtigen 56 % der Unternehmen entsprechende Investments.
Für das Gros der deutschen Unternehmen mit Investitionsabsichten steht der Ausbau oder die Errichtung von Produktionskapazitäten im Mittelpunkt. Für das laufende Geschäftsjahr sagen dies 30 %. Bis 2030 steigt der Anteil auf 33 %. Auch der Dienstleistungsbereich bleibt ein wichtiges Investitionsziel für 28 % der Unternehmen. In Sachen Export und Vertrieb punktet die Region ebenfalls: 18 % der Unternehmen planen entsprechende Investitionen in diesen Bereichen.
Verlagerungen von Produktion aus Deutschland nach Mittel- und Osteuropa für 2025
Mehr als jedes fünfte befragte Unternehmen (22 %) zieht dabei eine Verlagerung von Produktionsaktivitäten aus Deutschland nach Mittel- und Osteuropa in Betracht. Innerhalb der nächsten zwölf Monate erwägen 19 % entsprechende Schritte. Aber erst bei 3 % ist die Entscheidung bereits gefallen.
Polen, Rumänien und Ukraine sind Top-Investitionsstandorte
Polen, Rumänien und die Ukraine sind kurz- und mittelfristig die drei wichtigsten Zielländer für deutsche Investoren. Polen, die größte Volkswirtschaft Mittel- und Osteuropas, ist das bevorzugte Ziel der befragten deutschen Unternehmen mit Investitionsabsichten. Fast jedes Zweite von ihnen (48 %) hat im östlichen Nachbarland bereits investiert.
45 % planen dort in den kommenden zwölf Monaten weitere Investitionen; 51 % auch innerhalb der kommenden fünf Jahre. Die wichtigsten Gründe für Investitionen in Polen sind die Nähe zu Deutschland (25 %) und die unkomplizierten Geschäftsmöglichkeiten (18 %). Kurzfristig planen 45 % der Befragten Investitionen in Rumänien; binnen der nächsten fünf Jahre sind es 43%.
Die Ukraine folgt an dritter Stelle: 35 % der befragten Unternehmen planen dort in diesem Jahr Investitionen, bis 2030 sind es sogar 41 %. Aktuell ist hier bereits jedes fünfte der befragten Unternehmen (21 %) investiert. 18 % wollen im Falle eines Friedensabkommens in der Ukraine investieren.
Die Tschechische Republik verzeichnet mit einem Plus von acht Prozentpunkten das stärkste Wachstum im Investitionsinteresse (Anstieg von 23 % im Jahr 2025 auf 31 % bis 2030).
Lokale Nachfrage, Fachkräfte und niedrige Arbeitskosten als Standortvorteile
Die hohe Binnennachfrage ist für 40 % der Unternehmen der wichtigste Standortvorteil in Mittel- und Osteuropa. 37 % der von KPMG und Ost-Ausschuss Befragten schätzt die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte. Ein weiteres Drittel (33 %) sieht die niedrigen Arbeitskosten als entscheidenden Grund, in der Region aktiv zu sein.
Sicherheitsfragen, Korruption und Bürokratie als größte Herausforderungen
Den Krieg in der Ukraine und die Bedrohung durch Russland nehmen die befragten deutschen Unternehmen als Risiko in der Region wahr. Zwei Drittel der Befragten (67 %) sehen politische Risiken und fehlende Sicherheit in einzelnen Ländern als größte Standortnachteile der Region. Mit deutlichem Abstand folgen Probleme durch Korruption in einigen Ländern Mittel- und Osteuropas (38 %) und die Bürokratie (31 %).
(KPMG vom 05.02.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)