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08.07.2025

Emissionsmarkt: Zwei Börsengänge setzen positive Akzente

Mit PFISTERER und innoscripta konnten immerhin zwei Unternehmen ein günstigeres Zeitfenster nutzen, um ihre Börsenpläne in die Tat umzusetzen.

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© moomsabuy/fotolia.com

Der deutsche Emissionsmarkt war auch im zweiten Quartal des Jahres von Zurückhaltung geprägt. Immerhin zwei Unternehmen wagten im Scale-Segment den Schritt aufs Parkett und spielten dabei insgesamt 378 Millionen Euro ein. Es waren die ersten Initial Public Offerings (IPOs) an der Frankfurter Börse im Jahr 2025. Den Sprung in den Prime-Standard der Frankfurter Börse hat in diesem Jahr noch kein Unternehmen geschafft.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen von Unternehmen mit Primary Listing an der Börse Frankfurt erfasst.

Herausforderndes Aktienmarktumfeld

Hatten verhaltene Wirtschaftsdaten und geopolitische Spannungen für eine Flaute in den ersten Monaten des Jahres gesorgt, sendete die deutsche Wirtschaft zuletzt leicht positive Signale. So liegen die Wachstumsaussichten für 2026 immerhin bei gut einem Prozent; das Geschäftsklima und die Geschäftserwartungen zeigen ebenfalls leicht nach oben. Das aktuelle Aktienmarktumfeld stuft Stephan Wyrobisch, PwC-Experte für Kapitalmarkttransaktionen, dennoch als herausfordernd ein: „Die Indizes befinden sich nahe am Allzeithoch und die Volatilität ist nach einem Ausschlag im April, als US-Präsident Donald Trump seine Zollpläne vorstellte, zunächst wieder zurückgegangen.“

Aktuell steigt die Volatilität – ein Indikator für die Unsicherheit am Kapitalmarkt – jedoch erneut an. Ein Grund: Am 09.07.2025 läuft die 90-tägige Zollpause der amerikanischen Regierung aus. Mit Blick auf dieses Auf und Ab sei es auch nicht überraschend, dass Unternehmen in Sachen Börsengängen weiter Vorsicht walten ließen, so Stephan Wyrobisch. Mit Autodoc und Brainlab zogen zwei vielversprechende Kandidaten ihre Börsenpläne in den vergangenen Wochen zurück. Mit PFISTERER und innoscripta konnten aber immerhin zwei Unternehmen ein günstigeres Zeitfenster nutzen, um ihre Börsenpläne in die Tat umzusetzen.

Zwei IPOs mit gemischter Aftermarket-Performance

Dem Elektrotechnik-Zulieferer PFISTERER, der Produkte für Stromnetze herstellt, gelang im Mai ein erfolgreicher Börsengang. Das Familienunternehmen spielte bei seinem Debüt 188 Millionen Euro ein. Auch die Performance im Sekundärmarkt kann sich sehen lassen: Die Aktie legte seit dem Handelsstart um rund 51 % zu.

Das Softwareunternehmen innoscripta feierte ebenfalls im Mai sein Börsendebüt in Frankfurt und erzielte dabei Erlöse in Höhe von 190 Millionen Euro. Die Aftermarket-Performance des zweiten Börsenneulings ist bislang jedoch enttäuschend: Die Aktie verzeichnet seit dem ersten Handelstag einen Kursrückgang von etwa 18 %.

„Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass sich Börsengänge mit einer guten Vorbereitung, Flexibilität und einer überzeugenden Story auch in unsicheren Zeiten realisieren lassen. Allerdings sind die Hürden für IPOs derzeit etwas höher, was sich unter anderem in höheren Erwartungshaltungen der Investoren und einem angespannteren Marktumfeld manifestiert. Es muss wirklich alles stimmen, damit der Börsengang erfolgreich verläuft“, so Wyrobisch.

Kapitalerhöhungen sind 2025 nur eine Randnotiz

In Sachen Kapitalerhöhungen war es auch im zweiten Quartal des Jahres auffällig ruhig: Lediglich zwei Unternehmen besorgten sich zwischen Anfang April und Ende Juni auf diesem Weg frisches Geld. Die Erlöse fallen mit rund 7 Millionen Euro damit zur Jahresmitte auf einen historischen Tiefstand. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2025 erreichten die Einnahmen aus Kapitalerhöhungen 96 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal spülten sie immerhin 15 Millionen Euro in die Kassen.

Deutliche Erholung bei den Fremdkapitalemissionen

Erfreuliche Nachrichten gab es im zweiten Quartal bei den Fremdkapitalemissionen: Nach einem schwächeren vierten Quartal 2024 haben sich Emissionsvolumen und Anzahl der Fremdkapitalemissionen für Investment Grade Bonds in der ersten Jahreshälfte 2025 deutlich erholt. Das Investitionsvolumen konnte mit 22,76 Milliarden Euro an das Vorquartal anknüpfen (23,98 Milliarden Euro).

Im High-Yield-Bereich verlief das zweite Quartal ebenfalls vielversprechend: Das Emissionsvolumen stieg gegenüber dem ersten Quartal deutlich an (plus 43 %) – bei unveränderter Anzahl an Emissionen (13). Damit liegt das Volumen nur 15 % unter dem sehr starken vierten Quartal 2024.

Analog zum Aktienmarkt war die Volatilität sowohl im Investment-Grade- als auch im High-Yield-Bereich zu Beginn des zweiten Quartals sprunghaft angestiegen. Seither hat sich das Niveau jedoch wieder auf dem Level der Vormonate eingependelt.

Ausblick: Fünf bis sechs Börsengänge für das Gesamtjahr realistisch

Der Blick von Stephan Wyrobisch auf die Emissionstätigkeiten in der zweiten Jahreshälfte fällt verhalten optimistisch aus: „Die IPO Pipeline ist jedoch weiterhin gut gefüllt und das Interesse der Investoren ist vorhanden, allerdings agieren diese derzeit sehr selektiv.“ Der PwC-Experte hält dennoch an seiner Prognose aus dem ersten Quartal fest: „In den kommenden Monaten können wir noch einige Börsengänge an der Frankfurter Börse sehen. Unter der Annahme, dass sich das Marktumfeld beruhigt und die wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken sich verringern, halten wir fünf bis sechs Börsengänge in diesem Jahr für realistisch.“

(PwC vom 08.07.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)


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