• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • 40% der deutschen Familienunternehmen verzichten auf Frauen im Aufsichtsrat

16.08.2021

40% der deutschen Familienunternehmen verzichten auf Frauen im Aufsichtsrat

Beitrag mit Bild

© Robert Kneschke/fotolia.com

Die Familienunternehmen gelten als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft; sie machen 90% aller Unternehmen aus, sind für 58% der Beschäftigten verantwortlich und erwirtschaften mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung – und stehen trotzdem meistens im Schatten der DAX-Unternehmen. Während politischer und öffentlicher Druck in den Aufsichtsräten der DAX 30-Unternehmem mittlerweile für einen Frauenanteil von mehr als 33% gesorgt hat (auf Aktionärsvertreterseite), liegen Familienunternehmen weit dahinter zurück. Sie kommen lediglich auf durchschnittlich 18%. Das geht aus einer Analyse der Aufsichtsgremien von Familienunternehmen durch die Personalberatung Russell Reynolds Associates hervor.

In 40% der Aufsichtsgremien der untersuchten 100 Familienunternehmen (repräsentativ über alle Sektoren und Größenordnungen) ist überhaupt keine Frau vertreten; 29% haben eine Frau, 21% zwei und 10% drei Frauen in den Aufsichtsrat gewählt. Unter den Familienunternehmen gibt es acht, die die Leitung des Aufsichtsrats einer Frau anvertraut haben, sechs von ihnen sind Mitglieder der Gründerfamilie. Mit zunehmender Umsatzgröße steigt allerdings der Frauenanteil. Bei einem Umsatz von 600-900 Mio. € sitzt in der Mehrzahl der Familienunternehmen (65%) keine Frau im Aufsichtsgremium; der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsgremien liegt bei 12%. Familienunternehmen, die einen Umsatz von über 4 Mrd. € erzielen, können dagegen immerhin einen Anteil von durchschnittlich 21% vorweisen.

Rückstand auch bei Digitalisierungsexperten und Internationalität

Auch bei anderen wichtigen Kriterien für die Bewertung der Zusammensetzung von Aufsichtsgremien hinken die deutschen Familienunternehmen den großen börsennotierten Unternehmen hinterher. Nur 10% der Aufsichtsgremien der Familienunternehmen haben eine ausgewiesene Digitalisierungsexpertin oder einen Digitalexperten an Bord, beim DAX 30 sind es inzwischen 80%. 14% aller DAX 30-Aufsichtsräte verfügen über digitale Expertise, bei den Familienunternehmen sind es nur 3%.

Verweildauer von Vorständen in Familienunternehmen drei Mal so lang wie im DAX

Einen ähnlichen Rückstand gibt es bei der Internationalität der Aufsichtsgremien von Familienunternehmen im Vergleich zum DAX: nur einer von zehn Aufsichtsräten kommt aus dem Ausland, im DAX sind es fast 30%. Die Kontinuität ist in den Familienunternehmen allerdings bedeutend größer als bei DAX-Unternehmen: Vorstandsvorsitzende bzw. Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen sind im Schnitt drei Mal so lang im Amt wie im DAX.

Der gesetzliche und gesellschaftliche Druck zur Veränderung ist bei Familienunternehmen nicht so gegeben wie bei börsennotieren Konzernen. Tradition und Beständigkeit spielen eine größere Rolle; die behutsame Veränderung ist ein typisches Merkmal. Zudem sind viele Familienunternehmen überaus erfolgreich und oft Weltmarktführer. Nichtsdestotrotz sind vielfältig besetzte Aufsichtsgremien und Digitalisierungsexpertise auch für Familienunternehmen von zunehmender wirtschaftlicher Bedeutung und zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar, so das Fazit der Studienautoren.

Die Analyse der Aufsichtsgremien von Familienunternehmen finden Sie hier.

(Pressemitteilung Russell Reynolds Associates vom 13.08.2021)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

© Coloures-Pic/fotolia.com

12.06.2025

Warum Finanzabteilungen trotz Automatisierungspotenzial analog bleiben

Deutsche Finanzabteilungen sind in den vergangenen Jahren digital geworden, viele aber nicht ausreichend. Eine Studie von Moss legt offen: 49 % der Buchhaltungs- und Finanzteams sind laut eigenen Angaben weitgehend digitalisiert. Das heißt: Mehr als die Hälfte der Unternehmen arbeitet weiterhin mit manuellen Prozessen, etwa bei Rechnungen, Spesen oder Belegmanagement. Das sind die Ergebnisse einer Studie

Warum Finanzabteilungen trotz Automatisierungspotenzial analog bleiben
Meldung

© anyaberkut/fotolia.com

12.06.2025

Managerhaftung geprägt von wachsender Cyberbedrohung

Führungskräfte in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihr Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden – für 88 % sind Cyber-Attacken und für 86 % Datenverluste das Top-Risiko für Manager 2025. Das zeigt der aktuelle „Directors’ and Officers’ Liability Survey“ des Risikoberaters und Großmaklers Willis, einem Geschäftsbereich von WTW, und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co. Außerdem zeigt die Studie,

Managerhaftung geprägt von wachsender Cyberbedrohung
Meldung

©peshkova/123rf.com

11.06.2025

Studie zu KI in Banken: Mehr Innovation, aber höhere Risiken

Praktisch jede Bank weltweit (99 %) hat bereits Generative AI in irgendeiner Form implementiert, 6 von 10 sind allerdings bislang unzufrieden mit dem wirtschaftlichen Nutzen. Dies ist das Ergebnis einer globalen Studie, die Economist Impact im Auftrag von SAS, einem Anbieter von Lösungen für Daten und künstliche Intelligenz (KI), durchgeführt hat. Generative AI als zweischneidiges Schwert

Studie zu KI in Banken: Mehr Innovation, aber höhere Risiken

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank