27.03.2025

Auch DAX-Konzerne spüren Konjunkturflaute

Real – also unter Berücksichtigung der Inflationsrate – ergibt sich ein leichter Umsatzrückgang bei den DAX-Konzernen. Die Konjunkturflaute erfasst auch Top-Unternehmen.

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Die DAX-Konzerne konnten im vergangenen Jahr ihren Gesamtumsatz und -gewinn dank eines relativ starken Schlussquartals steigern. So stieg der Gesamtumsatz der DAX Unternehmen im vergangenen Jahr um 0,3 %, der Gewinn um 4,2 %. Das Umsatzwachstum blieb damit allerdings unter der Inflationsrate des vergangenen Jahres. Real – also unter Berücksichtigung der Inflationsrate – ergibt sich also ein leichter Umsatzrückgang. Einen Lichtblick gab es zum Jahresende: Im vierten Quartal stieg der Umsatz überdurchschnittlich stark um 2,1 %, der Gewinn sogar um knapp 19 %.

Noch am besten liefen die Geschäfte der DAX-Konzerne in Europa, wo ein leichtes Umsatzplus von 2,3 % erzielt wurde. In Nordamerika stieg der Umsatz um 0,4 %, in Asien schrumpfte er hingegen um 8,2 %. Schwach haben sich im vergangenen Jahr insbesondere die Unternehmen aus der Automobilindustrie entwickelt, deren Umsatz insgesamt um 3 % schrumpfte, während der Gewinn sogar um 26 % einbrach.

Andererseits konnten einige DAX-Konzerne sehr gute Zahlen vermelden: Das stärkste Umsatzwachstum wiesen MTU Aero Engines (plus 38 %) und Rheinmetall (plus 36 %) auf. Insgesamt verzeichneten im vergangenen Jahr immerhin 23 von 38 Unternehmen (ohne Banken) ein Umsatzplus, beim Gewinn schafften 23 von 39 Unternehmen ein Wachstum.

Zahl der Beschäftigten schrumpfte

Bei der Beschäftigung scheint der Wachstumstrend allerdings nach Jahren des Wachstums gebrochen: Die Zahl der Beschäftigten schrumpfte leicht – um 0,5 % – von 4,07 auf 4,05 Millionen. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der derzeit im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.

Dass es angesichts einer schwachen Konjunktur immerhin 60 % der Unternehmen gelungen sei, ihre Umsätze zu steigern, wertet Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY, als kleinen Erfolg: „Gerade Industrieunternehmen haben ein ganz schwieriges Jahr hinter sich. Die anhaltende Wachstumsflaute und geringe Investitionsbereitschaft in Europa, ein steigender internationaler Wettbewerbsdruck und die Schwäche auf dem chinesischen Absatzmarkt führten dazu, dass etliche Konzerne massiv unter Druck gerieten. Auf der anderen Seite sehen wir deutsche Unternehmen, die Rekordzahlen vorlegen, erfolgreich ihre Geschäftsmodelle transformieren und sogar neue Stellen schaffen. Es gibt also keinen durchgehenden Negativtrend“.

Geopolitischen Risiken so groß wie nie

Das schmälere allerdings nicht die erheblichen Herausforderungen, vor denen die deutsche Wirtschaft stehe, ergänzt Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland: „Die geopolitischen Risiken sind so groß wie seit Jahrzehnten nicht, die Konjunktur schwächelt in wichtigen Weltregionen und vor allem auf dem deutschen Heimatmarkt. Gleichzeitig hängt die Gefahr steigender Zölle wie ein Damoklesschwert über den global tätigen Unternehmen. Unberechenbarkeit ist die neue Normalität – damit müssen die Unternehmen wohl oder übel umgehen.“

Seit Antritt der neuen US-Regierung habe die Unsicherheit nochmal deutlich zugenommen, sagt Ahlers. Er betont aber: „Dass Europa politisch, wirtschaftlich und auch sicherheitspolitisch noch enger zusammenwachsen muss, wissen wir schon lange. Die vergangenen Wochen haben aber gezeigt, dass den Worten unbedingt Taten folgen müssen, und zwar schnell. Die Chancen, dass sich Europa auf die eigenen Stärken besinnt und daraus Zuversicht für die eigene Rolle in der Welt schöpft, stehen gut. Davon können auch die deutschen Konzerne mit ihrer großen Bedeutung auf dem Heimatkontinent profitieren.“

Ausblick: Mittelfristig Schub durch schwarz-rotes Finanzpaket

In diesem Zusammenhang hofft Ahlers auf einen zusätzlichen Schub durch das Finanzpaket der voraussichtlichen neuen schwarz-roten Bundesregierung: „Der Standort Deutschland braucht einen Neustart. Das Finanzpaket hat grundsätzlich das Potenzial, für einen deutlichen Wachstumsschub in Deutschland zu sorgen.“ Mit kurzfristigen und unmittelbaren Auswirkungen des Finanzpakets auf die Geschäftsentwicklung der DAX-Konzerne rechnet Ahlers zwar nicht, aber: „Die geplante Investitionsoffensive der neuen Bundesregierung hat das Potenzial, die unselige Negativspirale aus schwachem Wachstum, Investitionszurückhaltung und schlechter Stimmung zu durchbrechen und stattdessen Zuversicht nach Deutschland zurückzubringen.“

Bis auf weiteres werden die Unternehmen aber stark auf Kostensenkungsmaßnahmen setzen und sich für weiteren Gegenwind wappnen – „große Umsatz- oder Gewinnsprünge sind im laufenden Jahr eher nicht zu erwarten“, sagt Brorhilker.

Unternehmen drehen an der Kostenschraube

Nachdem die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen war, brachte das vergangene Jahr die Trendwende: Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sank um knapp 20.000 bzw. 0,5 %. Gut die Hälfte der Unternehmen (20 von 38) haben die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr reduziert. „Etliche große Konzerne haben ambitionierte Kostensenkungsprogramme aufgesetzt, und dabei spielen immer öfter auch Stellenreduzierungen eine wichtige Rolle. Tatsächlich haben viele Unternehmen in den vergangenen Jahren große und schwerfällige Verwaltungsapparate aufgebaut. Das kostet nicht nur viel Geld, sondern hemmt auch die Flexibilität, Reaktionsfähigkeit und Steuerbarkeit der Unternehmen. Angesichts des zunehmenden Kostendrucks und der bemerkenswerten Agilität gerade asiatischer Konzerne sehen wir auch bei den deutschen Top-Unternehmen eine Rückbesinnung auf flache Hierarchien, den Abbau von Führungsebenen und die Verschlankung der indirekten Bereiche.“

Solche Effizienzprogramme kosteten zunächst viel Geld, könnten aber zu einem deutlichen Zugewinn an Wettbewerbsfähigkeit führen, so Brorhilker. „Wir sehen bereits erste Erfolge des strafferen Kostenmanagements, das bei den meisten Unternehmen inzwischen Einzug gehalten hat. Die neue Kostendisziplin zahlt sich aus.“

Telekom erwirtschaftet den mit Abstand höchsten Gewinn

Das gewinnstärkste Unternehmen war im vergangenen Jahr die Deutsche Telekom, die einen operativen Gewinn von 26,3 Milliarden Euro erwirtschaftete. Der Telekommunikationskonzern löste dank eines Gewinnwachstums von 26 % im Gewinnranking Volkswagen als gewinnstärkstes Unternehmen ab. Der Autokonzern kam im vergangenen Jahr auf einen operativen Gewinn von 19,1 Milliarden Euro, ein Rückgang um 15 %. Zwei DAX-Unternehmen – Bayer und Vonovia – wiesen einen operativen Verlust aus.

(EY vom 26.03.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)


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