Das sah schon mal besser aus: Nur noch 22% der ausländischen Unternehmen planen in Deutschland jährliche Investitionen von 10 Mio. € oder mehr. Zum Vergleich: 2017 gaben das noch ein Drittel der befragten Unternehmen (34%) an. Jedes Dritte kündigt zudem an, jährlich weniger als 1 Mio. € oder gar nicht in Deutschland zu investieren (36%). Das zeigt die aktuelle Ausgabe der Studie „Business Destination Germany 2020“, für die das Meinungsforschungsinstitut Kantar EMNID im Auftrag von KPMG 340 Führungskräfte der größten internationalen Konzerne in Deutschland befragt wurden. Woran liegt das? Was lässt die ausländischen Firmen zweifeln?
Die größten Baustellen sind die Infrastruktur und das deutsche Steuersystem. Nur etwas mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (56%) bewertet die Infrastruktur in Deutschland als mindestens eine der besten fünf oder als die beste in der EU. Ein Verlust von zwanzig Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Studie von vor zwei Jahren (76%). Und die Wettbewerbsfähigkeit des Steuersystems lässt auch zu wünschen übrig: Nur 19% sehen Deutschland hier mindestens unter den Top 5 der EU-Länder.
Bei Infrastruktur und Steuersystem besteht größter Reformbedarf
Trotz alledem schätzt die Mehrheit der ausländischen Konzerne in Deutschland ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut ein. Insbesondere die Branchen Gesundheitswesen, Bau, Erneuerbare Energien und Automotive bieten internationalen Unternehmen die größten Potenziale.
Stabilität als Synonym für Stillstand?
Fast die Hälfte der befragten ausländischen Unternehmen (49%) nutzt den Standort Deutschland als Europazentrale für ihr internationales Geschäft. Hauptgründe für den Wirtschaftsstandort Deutschland sind vor allem die grundlegenden Standortfaktoren wie eine hohe Lebensqualität (80% sehen Deutschland mindestens unter den Top 5), Arbeitsproduktivität (75%) und politische Stabilität (73%).
Investitionshoffnung: deutsche Familienunternehmen
Und auch die deutschen Familienunternehmen bieten Chancen für ausländische Investoren: Denn Familienunternehmen sind zwar international sehr erfolgreich, haben aber oft Schwierigkeiten, wenn es darum geht, ihr Geschäft von einer Generation zur nächsten zu übergeben. Dieser Zustand ist für ausländische Investoren eine gute Gelegenheit, um sich selbst ins Spiel zu bringen.
Bayern als Investitionsburg
Geografisch gesehen ist und bleibt für gut ein Drittel der Befragten Bayern der attraktivste Investitionsstandort, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (27 %), Baden-Württemberg (20 %) und Hessen (16 %). Ausländische Investoren nutzen weiterhin selten die attraktiven Optionen für Ansiedlungen in den neuen Bundesländern.
Die englischsprachige Studie „Business Destination Germany 2020“ finden Sie hier zum Download.
(Pressemitteilung KPMG vom 16.03.2020)