• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Banken auf dem Prüfstand: Deutsche Banken bei der Profitabilität nur noch Schlusslicht

12.05.2021

Banken auf dem Prüfstand: Deutsche Banken bei der Profitabilität nur noch Schlusslicht

Beitrag mit Bild

© mojolo/fotolia.com

Die Pandemie wird für Europas Banken zur Belastungsprobe. Laut dem „European Retail Banking Radar 2021“ der globalen Unternehmensberatung Kearney schreibt jede zehnte Bank Verluste. Der durchschnittliche Gewinn pro Kunden ging 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 30% zurück. 70% der Banken erzielten nur magere 100 Euro durchschnittlichen Gewinn pro Kunden. Damit steigt der Druck auf die Banken, die Kosten weiter zu senken. Bei der Profitabilität sind die deutschen Banken nur noch Schlusslicht.

Wie stehen Europas Banken nach der Pandemie da? Diese Frage untersucht der „European Retail Banking Radar 2021“ der globalen Unternehmensberatung Kearney. Analysiert wurde die Performance von 89 Privatkundenbanken in 22 Ländern, darunter 51 Banken in Westeuropa und 38 Banken in Osteuropa. Laut der Studienautoren besteht kein Zweifel, dass die Pandemie erhebliche Auswirkungen auf die Banken hatte. Die Folgen waren aber weniger schwerwiegend als noch im Vorjahr prognostiziert. Dafür verantwortlich sind die Hilfsprogramme und die Lehren, die aus der Finanzkrise gezogen wurden, erklären die Autoren der Studie. Sie gehen davon aus, dass die europäischen Banken innerhalb von drei bis fünf Jahren wieder zur Performance von vor COVID-Zeiten zurückkehren werden. Um die Rentabilität zu steigern, müssen in dieser Zeit die Kosten um 35 bis 45 Mrd. € gesenkt werden.

Jede zehnte Bank schreibt Verluste

Die Pandemie hinterlässt tiefe Spuren in der Bank-Performance. So stieg die Risikovorsorge gemessen am Umsatz 2020 im Durchschnitt auf 14% und damit auf das höchste Niveau seit der globalen Finanzkrise. Trotzdem meldete jede zehnte Bank einen Verlust und der durchschnittliche Gewinn pro Kunden ging um 30% zurück. Insgesamt erzielten 70% der Banken einen durchschnittlichen Gewinn pro Kunden von unter 100 €; im Vorjahr war dies nur bei 40% der Banken der Fall.

Darüber hinaus schrumpften die Einnahmen der Geschäftsbanken in 19 der 22 analysierten Länder verglichen mit 2019, wobei die britischen Banken mit zehn% den höchsten Rückgang verzeichneten.

In den letzten fünf Jahren implementierten viele Banken weitreichende Sparprogramme. Im gesamten Bankensektor sank die Anzahl der Mitarbeiter um 9% und die Anzahl der Filialen schrumpfte um 19%. Betrachtet man die Performance einzelner Banken genauer, dann trennten sich die obersten 20% von 16% ihrer Mitarbeiter, reduzierten die Anzahl ihrer Filialen um 26% und verbesserten ihre Cost-Income-Ratio (Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag als Kennzahl für Rentabilität und Kosteneffizienz) von 65 auf 60%. Bei den unteren 20% der Banken stieg die Cost-Income-Ratio von 53 auf 68% – eine deutliche Leistungsschwäche.

Rote Laterne für deutsche Banken

Hohe Kosten belasten die Profitabilität der deutschen Geldhäuser. Die Cost-Income-Ratio verschlechterte sich weiter und liegt nun wieder bei über 70%. Damit bilden die deutschen Banken das Schlusslicht in Europa. Trotz einer stabilen Ertragsentwicklung auch im Pandemiejahr 2020 bekommen die deutschen Banken ihre Kosten nicht nachhaltig in den Griff, stellen die Studienautoren fest. Zumindest beim Gewinn pro Kunden schnitt Deutschland mit einem Rückgang von „nur“ 25% etwas besser ab als der europäische Durchschnitt (30%).

Günstiger sieht die Lage für die deutschen Banken bei den notleidenden Krediten aus. Auf Grund der positiven konjunkturellen Lage der vergangenen Jahre mussten die deutschen Institute die geringsten Vorsorgen im europäischen Vergleich bilden. Obwohl die Banken in der Krise nun ihre Rückstellungen verdoppelten, werden deutlich weniger Kreditverluste privater Haushalte als im übrigen Europa erwartet.

Neue Kunden zu gewinnen ist für die deutschen Institute seit Jahren eine Herausforderung. Das vergangene Jahr war keine Ausnahme – nur Online-Banken meldeten einen Anstieg der Kundenzahl. Traditionelle Privatkundenbanken konnten ihren Kundenstamm bestenfalls halten, aber nicht durch Neukunden ausbauen. Diese gingen lieber zur digitalen Konkurrenz.

Fazit: Banken sind Motor der Erholung

Die Pandemie hat die Entwicklung des europäischen Privatkundengeschäfts verändert. Hier sehen die Studienautoren die Chancen im „New Normal“. Wenn sich die europäischen Volkswirtschaften erholen, können die Banken der Motor der Erholung werden. Wie bei der letzten Finanzkrise erwarten die Experten von Kearney, dass der europäische Bankensektor nach COVID-19 stärker und besser wird.

(Pressemitteilung Kearney vom 11.05.2021)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©jack_the_sparrow/123rf.com

07.07.2025

Wagniskapitalmarkt zieht an: Mehr Geld, mehr Deals, mehr Einhörner

Nach einem ruhigen ersten Quartal hat der deutsche Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) im zweiten Quartal wieder Fahrt aufgenommen. Deutsche Start-ups sammelten 2,4 Milliarden Euro frisches Kapital ein – das waren 45 % mehr als im Vorquartal. Im ersten Halbjahr lag das Transaktionsvolumen damit bei insgesamt knapp 4 Milliarden Euro. Die Investitionen in deutsche Start-ups

Wagniskapitalmarkt zieht an: Mehr Geld, mehr Deals, mehr Einhörner
Meldung

© bluedesign/fotolia.com

03.07.2025

Stimmungsaufhellung im Mittelstand setzt sich fort

Die Stimmungsaufhellung im deutschen Mittelstand hat sich im Juni fortgesetzt. Das Geschäftsklima, der zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers, stieg zum vierten Mal in Folge – diesmal um 0,5 Zähler auf nun minus 14,2 Punkte. Damit lag es zwar weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt, der durch die Nulllinie markiert wird. Doch der Trend zeigt aufwärts. Im KfW-ifo-Mittelstandsbarometer

Stimmungsaufhellung im Mittelstand setzt sich fort
Meldung

ESG, Sustainability, green

02.07.2025

EU-Taxonomie: Finanzsektor zeigt kaum Fortschritte bei grünen Investments

Die europäischen Finanzinstitute konnten im Geschäftsjahr 2024 ihre durchschnittliche Taxonomiefähigkeit und -konformität im Vergleich zum Vorjahr nur wenig steigern – trotz besserer Datenverfügbarkeit und größerer Erfahrung mit der Umsetzung der EU-Taxonomie. Zudem nutzten nur wenige Finanzinstitute die Taxonomiedaten für ihre strategische Planung. Das sind zwei Kernergebnisse einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland zur

EU-Taxonomie: Finanzsektor zeigt kaum Fortschritte bei grünen Investments

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank