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10.08.2022

Banken und Finanzdienstleister rechnen mit stabiler Ertragsentwicklung für 2022 und 2023

Banken und andere Finanzinstitute sind deutlich besser durch die Pandemie gekommen als erwartet und konnten im vergangenen Jahr teilweise Rekordgewinne erzielen, der Ertrag stieg im Vergleich zum Vorjahr um etwa 9%. Für 2022 und 2023 erwarten die Institute immerhin noch ein Plus von jeweils 5% im Base-Case-Szenario. Was die Geschäftsentwicklung betrifft, können die Finanzinstitute derzeit nicht klagen. In der Übergangsphase zu steigenden Zinsen profitieren viele Finanzinstitutionen von Premium-Margen, weil sie die Erhöhung bereits vorlaufend an Kunden weitergeben können. Auch das Kommissions- und Provisionsgeschäft läuft gut. Selbst wenn die Zinswende die Erlöse wieder schmälert, rechnen die Institute mit einer Ertragsentwicklung von + 5% im Vergleich zum Vorjahr. Für 2023 wird ein ähnlich hohes Ertragswachstum erwartet. Dies sind Ergebnisse einer Branchenbefragung der Managementberatung Horváth.

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Lost in Transformation: Institute verstricken sich in Digitalprojekten

Bei diesen soliden Aussichten müssten die Banken eigentlich genug Ressourcen haben, Geschäftsmodelle und Prozesse für die Zukunft zu transformieren. Doch viele Institute stecken in der Digitalisierung fest, konstatieren die Studienautoren. Gefragt nach den Topherausforderungen, mit denen sich das Management derzeit beschäftigt, nennen die für die Branchenstudie befragten Vorstandsmitglieder aus Banken und anderen Finanzinstituten der Reihenfolge nach: die digitale Transformation, Digital Banking und Cyber Security. Die ganzheitliche Digitalisierung bezeichnen 79% als „sehr wichtig“, bei Digital Banking sind es 68%, Cyber Security wird von 58% als sehr wichtig bewertet. Die Institute sind der Befragung zufolge noch immer voll damit beschäftigt, Produkte sowie die gesamte Customer Experience End-to-End zu digitalisieren. Cyber Security und Cyber Resilience stehen schon seit Längerem auf der Agenda, rücken aufgrund der aktuellen Entwicklungen nun aber nochmal verstärkt in den Fokus.

Nachhaltigkeit häufig auf ESG-Konformität reduziert

Erst an vierter Stelle folgt mit 52-prozentiger Priorität „Sustainability“ im Sinne einer nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens, seines Geschäftsmodells und Portfolios. Auf Rang fünf landet der Themenkomplex „Employee Engagement/New Work“. Anders als bei anderen Branchen hat Kostenoptimierung im Finanzsektor derzeit keine hohe Bedeutung. Nur für weniger als ein Drittel der befragten Vorstandsmitglieder hat das Thema gerade eine sehr hohe Priorität (31%).

Mehrwert von Nachhaltigkeit abseits ESG wird unterschätzt

Auf die Frage, wie weit ihr Institut auf dem Weg zu einer vollständig auf Sustainability ausgerichteten Organisation ist, müssen 42% der Befragten zugeben, dass sie noch nicht einmal ein Zielbild dafür abgesegnet haben. Von den übrigen 58%, die konkrete Ziele entwickelt haben, wird kein einziges Institut bereits vollständig entsprechend des definierten Nachhaltigkeitsmodells gesteuert. Über alle Branchen hinweg sehen sich dagegen bereits 7% der Unternehmen in diesem Reifegrad. Dieses Ergebnis ist zwar relativiert zu betrachten, da die Finanzinstitute aufgrund komplexer Regulierungen einen besonders hohen Anspruch an sich selbst stellen, erklären die Studienautoren. Die Analyse liefere aber auch eindeutige Indizien dafür, dass die Banken Nachhaltigkeit häufig auf die Dimension der Regulierung reduzieren und seltener ein wichtiges Differenzierungsmerkmal für sich darin sehen.

Erfolgsfaktoren für Transformationen helfen, Digitalisierung und Nachhaltigkeit integriert anzugehen

Dass strategische Themen aufgrund operativer Notwendigkeiten in den Hintergrund geraten, ist den Autoren der Studie zufolge ein normales Phänomen. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es einer hohen Transformationskompetenz. Selbstkritisch benennen die befragten Topführungskräfte als größtes Hindernis ein in der Gesamtorganisation fehlendes Mindset, das Transformationen als notwendig, normal und positiv begreift – auch und gerade in Zeiten, in denen es betriebswirtschaftlich nicht schlecht läuft. An zweiter Stelle werden fehlende (finanzielle) Ressourcen für Transformationsprozesse benannt, gefolgt von fehlenden Kompetenzen.

Als größte Erfolgsfaktoren für Transformationen nennen die befragten Vorstandsmitglieder:

1. Befähigung und Einbezug von Schlüsselpersonen im Transformationsprozess

2. Transformation als Leadership-Aufgabe begreifen, ein klares Zielbild der Transformationsreise vermitteln – konkrete Ziele und den Weg dorthin

3. Weitsicht und Ausdauer, da sich Transformationen nicht unmittelbar auszahlen

Im Idealfall werden Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht separat vorangetrieben, sondern integriert, raten die Studienautoren. Eine ganzheitlich nachhaltige Ausrichtung bedinge ohnehin einen hohen Digitalisierungsgrad. Wenn man als Finanzdienstleister jetzt die Weichen für neue digitale Angebote und Prozesse stellen wolle, sollte man sich gleichzeitig fragen, wie man künftige Anforderungen in puncto ESG erfüllen beziehungsweise berücksichtigen kann – in einem ganzheitlichen Ansatz.

Weitere Informationen zur Horváth-Studie „CxO Priorities 2022“ finden Sie hier.

(Pressemitteilung Horváth vom 08.08.2022)


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