30.05.2023

Bilanzen der Autokonzerne: Marge schrumpft

Autokonzerne auf der Überholspur

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Die größten Autokonzerne der Welt sind mit einem kräftigen Umsatzwachstum ins neue Jahr gestartet: Obwohl der Pkw-Absatz nur um knapp 4 % gestiegen ist, kletterte der Umsatz um 19 % und erreichte mit 494 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert.

„Erstmals seit Anfang 2021 sehen wir deutliche Bremsspuren beim Gewinn, der längst nicht mehr so stark steigt wie der Umsatz“, stellt Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West, fest. Und diese Entwicklung dürfte anhalten: „In dem Maß, wie die Produktion hochgefahren wird, normalisiert sich der Markt. Ein Neuwagen wird bald nicht mehr das knappe Gut sein, das er im letzten Jahr noch war. Das heißt auch: Für die Autohersteller wird es immer schwieriger werden, hohe Fahrzeugpreise am Markt durchzusetzen und auf Rabatte zu verzichten.“

Volkswagen führt Branchenranking an

Beim Umsatz führte Volkswagen das Branchenranking mit 76 Milliarden Euro an – vor Toyota mit 68 Milliarden Euro und Stellantis mit 47 Milliarden Euro. Beim Gewinn lag ebenfalls Volkswagen mit 5,7 Milliarden Euro vorn – vor Mercedes-Benz (5,5 Milliarden Euro) und BMW (5,4 Milliarden Euro). Zwei Unternehmen – Renault und Stellantis – haben keine Zahlen zum operativen Gewinn im ersten Quartal veröffentlicht.

Wachablösung an der Spitze des Margenrankings: Nachdem zuletzt regelmäßig Tesla die höchste Marge aufwies, erwiesen sich im ersten Quartal Mercedes-Benz und BMW mit Margen von 14,7 bzw. 14,6 % als die profitabelsten Autokonzerne der Welt. Hinter den beiden deutschen Konzernen folgt Kia mit 12,1 % vor Tesla mit 11,4 %.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.

Chipmangel verliert stark an Bedeutung

Die Produktion werde derzeit hochgefahren, der Chipmangel verliere stark an Bedeutung, ergänzt Peter Fuß, Partner bei EY. Interessanterweise seien aber die Unternehmen, die nur ein geringes Absatzplus aufweisen, gleichzeitig diejenigen, die eine besonders hohe Marge erzielten, so Fuß. Umgekehrt ging bei Tesla ein starkes Absatzwachstum – um 36 % – mit einer deutlich niedrigeren Profitabilität einher: Die Marge des kalifornische Elektroautobauers sank von 19,2 auf 11,4 %. „Viele Konzerne stehen vor der Frage, wie weit sie die Produktion steigern können, ohne Zugeständnisse beim Preis machen zu müssen.“

Die Marge der Hersteller sei auch von anderer Seite bedroht, so Fuß: „Die meisten Hersteller erzielen derzeit mit Verbrennern deutlich höhere Gewinne als mit Elektrofahrzeugen. Am Hochfahren der Elektroabsatzes führt aber kein Weg vorbei – daher muss es zum einen gelingen, den Deckungsbeitrag von Elektroautos deutlich zu erhöhen, zum anderen müssen insgesamt die Kosten runter.“ Er rechnet daher – trotz der aktuell guten Umsatz- und Gewinnsituation – mit weiteren Kostensenkungsprogrammen in der Autoindustrie. „An mehr Kostendisziplin führt kein Weg vorbei, sonst droht dauerhaft eine deutlich niedrigere Profitabilität.“

China bereitet große Probleme – Anteil am Gesamtabsatz sinkt

Während der Neuwagenabsatz der untersuchten Unternehmen im ersten Quartal in den USA um 8 % stieg und in Europa sogar doppelt so stark, wurde in China ein Einbruch um 22 % registriert – bis auf Mercedes-Benz verzeichneten alle Unternehmen einen Rückgang ihres China-Absatzes. Aufgrund der schwachen Absatzentwicklung sank auch der Anteil Chinas am weltweiten Absatz der deutschen Autokonzerne: von 36,6 % im Jahr 2022 auf 32,9 % im ersten Quartal dieses Jahres.

„Die Situation in China ist derzeit sehr schwierig. Der Markt ist längst kein Boom-Markt mehr, einheimische Hersteller gewinnen kräftig Marktanteile, der starke Wachstum der Elektro-Neuzulassungen sorgt dafür, dass die Karten neu gemischt werden“, sagt Gall. „Alle westlichen Hersteller sind gefordert, noch besser auf die spezifischen Bedürfnisse dieses Marktes einzugehen und gleichzeitig die Abhängigkeit von diesem Einzelmarkt nicht zu groß werden zu lassen.“

(EY vom 29.05.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)


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