Die Hamburger Agentur für Finanz- und Unternehmenskommunikation Kirchhoff Consult AG hat anhand eines datengetriebenen Ansatzes die ESG-Berichterstattung in den Wertpapierprospekten von 24 Unternehmen untersucht, die in den Jahren 2018 bzw. 2021 ihre Notierung im regulierten Prime-Standard-Segment der Frankfurter Wertpapierbörse aufgenommen haben. Die Ergebnisse der Studie zeigen eindeutig, dass die Relevanz von ESG-Angaben in IPO-Prospekten am deutschen Kapitalmarkt stark zugenommen hat.
Die erstmals durchgeführte Studie unterscheidet sich vor allem in ihrer Methodik von vergleichbaren Studien. Es handelt sich um eine rein quantitative Erhebung. Die Untersuchung basiert auf einem Algorithmus, der die textlichen Informationen im IPO-Prospekt analysiert und mit einem umfassenden Katalog von ESG-Begriffen abgleicht.
Insgesamt hat die Nachhaltigkeitsberichterstattung der betrachteten IPOs im Jahr 2021 im Vergleich zu 2018 um 30 Prozent zugelegt. Während 2018 Knorr-Bremse, Serviceware und Akasol die meisten ESG-Angaben machten, lagen 2021 Mister Spex, Cherry und Vantage Towers vorn. Zugleich hat sich der Schwerpunkt von der „Governance“ auf den Bereich „Environment“ verlagert. Die entsprechenden Angaben nahmen um mehr als 20 Prozent zu.
ESG-Strategie wird zu einem wesentlichen Element der Börsenreife eines Unternehmens
„Obwohl der positive Effekt von ESG auf die Finanzergebnisse eines Unternehmens und den Anlageerfolg bewiesen ist und mittlerweile auch Studien die Bedeutung von ESG beim Börsengang hervorheben, spielt die ESG-Berichterstattung bei IPO-Kandidaten noch eine untergeordnete Rolle. Dabei bietet sich gerade hier die Chance für Unternehmen, glaubwürdig über das Thema zu berichten und so weitere Anleger zu gewinnen. Zumindest der sehr positive Trend der letzten Jahre gibt einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen kann“, kommentiert Jens Hecht, Managing Partner der Kirchhoff Consult AG, die Ergebnisse der Studie. „Eine überzeugende ESG-Strategie wird künftig ein wesentliches Element der Börsenreife sein. IPO-Kandidaten müssen sich frühzeitig damit beschäftigen und bereits vor dem Börsengang Nachhaltigkeitskennzahlen in das Reporting aufnehmen. Hier sehen wir deutliches Nachholpotenzial.“
Algorithmen durchleuchten die IPO-Prospekte und liefern das Ergebnis
Kirchhoff Consult hat die ausgewählten IPO-Prospekte nach der Häufigkeit des Auftretens von ESG-Begriffen durchleuchtet. Dafür wurde ein Verzeichnis mit über 1.500 ESG-Begriffen erstellt. Darunter finden sich sowohl Kataloge von großen ESG-Ratingagenturen wie MSCI und Sustainalytics als auch Kataloge aus Forschungsarbeiten zum Themenkomplex „Nachhaltigkeit und Kapitalmarkt“. Diese Begriffssammlung wurde mit dem Kapitel „Business“ der Wertpapierprospekte abgeglichen.
Der spezielle Algorithmus durchsucht den Prospekt Wort für Wort, zählt die Häufigkeit der Begriffe und gewichtet anschließend die Anzahl der Worte. Dieser Ansatz bedient sich somit den neuesten Methoden der Text-Analyse in Verbindung mit Data Mining und Big Data.
Noch immer fehlt der Konsens bei den ESG-Kriterien
Eine Herausforderung bleibt, dass noch immer kein einheitlicher Standard zum Thema ESG herrscht. Die Ratingagenturen bewerten nach verschiedenen Indikatoren, Kriterien und KPI’s, und diese werden zusätzlich unterschiedlich stark gewichtet. Daher hat Kirchhoff Consult im Rahmen der neuen Studie eine weitere Analyse durchgeführt, um zu ermitteln, wie groß die Schnittmengen der einzelnen von uns verwendeten ESG-Kriterienkatalogen sind. Dafür wurde die Korrelation der in dieser Studie verwendeten ESG-Kataloge untereinander verglichen. Die Begriffssammlungen aus insgesamt neun verschiedenen Quellen (darunter MSCI und Sustainalytics) korrelieren im Schnitt nur zu 0,15. Bei klassischen Credit-Ratings liegt die Korrelation im Vergleich bei 0,99.
(Pressemitteilung Kirchhoff vom 01.09.2021)