GenAI wird insbesondere in wissens- und personalintensiven Bereichen ein hohes Potenzial zugeschrieben, dennoch bleiben deutsche Unternehmen bei Investitionen in diese zukunftsträchtige Technologie bisher zögerlich. Das zeigen die Ergebnisse des halbjährlich erscheinenden Deloitte CFO Survey. An der Erhebung nahmen 185 Finanzvorstände deutscher Unternehmen teil.
Trotz hoher Produktivitätserwartungen an GenAI noch geringe Budgetmittel zugewiesen
Die befragten Finanzvorstände erkennen die erheblichen Möglichkeiten, die GenAI bietet: Die Hälfte erwartet durch den Einsatz der Technologie unternehmensweit eine Produktivitätssteigerung zwischen 1 und 5 %. 27 % prognostizieren sogar noch höhere Zuwächse. Zum Vergleich: Seit den 1970er-Jahren sind die jährlichen Wachstumsraten der Arbeitsproduktivität in Deutschland von circa 4 % auf 1 % gesunken.
Trotzdem planen 57 % der Unternehmen im Jahr 2025 weniger als 1 % ihres gesamten Investitionsbudgets für diese neue Technologie ein. Immerhin ein Drittel der Unternehmen plant einen Anteil von bis zu 5 %.
CFOs sehen zentralen Anwendungsbereich in der Finanzfunktion
Für mehr als die Hälfte der Befragten (54%) ist die Finanzfunktion ein zentraler Anwendungsbereich von GenAI, hinter Informationstechnologie (61%) und gefolgt von Kundenservice (45%) sowie Vertrieb & Marketing (39%). Die Bereiche Forschung & Entwicklung (17%) sowie Produktentwicklung (16%) schätzen die Finanzvorstände als vergleichsweise weniger relevant ein. Innerhalb der Finanzfunktion planen die meisten Unternehmen den Einsatz von GenAI vor allem im Managementberichtswesen (44%) sowie in Planung, Budgetierung und Forecasting (39%). „Die CFOs bestätigen das große Potenzial von GenAI in den Management-Supportfunktionen, erkennen aber auch aus strategischer Sicht das Potenzial entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, ordnet Dr. Björn Bringmann, Leiter des Deloitte AI Institute in Deutschland, die Ergebnisse ein.
Erste GenAI-Anwendungen in der Finanzfunktion vor der Marktreife
Knapp ein Fünftel der Unternehmen (18%) befindet sich nach Aussage der befragten Finanzvorstände bereits in der Pilotierung von GenAI-Anwendungen, einzelne Firmen sind sogar in der Implementierungs- bzw. Skalierungsphase. Auffallend ist: Bei der Pilotierung der GenAI-Projekte liegen die Großunternehmen im Vergleich zum Mittelstand vorn, trotz prozentual vergleichbarer Budgets.
Fast die Hälfte der befragten Finanzvorstände (49%) gibt an, ihre Unternehmen würden derzeit Anwendungsmöglichkeiten in der Finanzfunktion erst noch prüfen. Ein Drittel (30%) berichtet, die Firmen hätten entweder noch keine Aktivitäten bezüglich der GenAI-Einführung unternommen oder sehen keine Relevanz dieser Technologie. „Aufgrund des disruptiven Potenzials von GenAI können die First Mover erhebliche Wettbewerbsvorteile erzielen. Frühzeitige Investitionen in die Dateninfrastruktur, der Aufbau eigener GenAI-Kompetenzen und die Einbindung der richtigen Technologiepartner sind kritische Erfolgsfaktoren bei der GenAI-Einführung“, sagt Markus Seeger, Director bei Deloitte und Experte für Finanztransformationen.
Damit die Implementierung und der Betrieb von GenAI-Anwendungen gelingen, passen Finanzfunktionen ihre Betriebsmodelle an und bauen Technologie-Kompetenz in diesem Bereich auf. Der Umfrage zufolge zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Großunternehmen und dem Mittelstand: Bei allen befragten Großunternehmen gibt es Bedarf an Mitarbeitenden mit GenAI-Know-how in der Finanzfunktion; im Gegensatz dazu sehen im Mittelstand 13 % der Unternehmen keinen Bedarf.
63 % der CFOs setzen bei dem Aufbau von GenAI-Fähigkeiten in ihrer eigenen Funktion auf ihre Mitarbeitenden. Darüber hinaus nutzen Großunternehmen ihre Skalenvorteile, indem sie auf vorhandene Technologieteams oder Shared Services zugreifen, während mittelständische Unternehmen auch externe Dienstleistungen nutzen.
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(Deloitte vom 31.10.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)