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31.07.2018

Chinesen investieren neunmal mehr in Europa als in Nordamerika

Autokonzerne auf der Überholspur

© Creativa Images/fotolia.com

Im ersten Halbjahr 2018 haben sich die chinesischen ausländischen Direktinvestitionen (OFDI) drastisch von Nordamerika nach Europa verschoben. Der Wert der neu angekündigten chinesischen M&A-Transaktionen in Europa (USD 22 Mrd.) übertraf den Wert in Nordamerika (USD 2,5 Mrd.) um das Neunfache. Der Wert der abgeschlossenen chinesischen Investitionen in Europa iHv USD 12 Mrd. war sechsmal höher als in Nordamerika mit USD 2 Mrd.

Die Zahlen basieren auf neuen Untersuchungen der Kanzlei Baker McKenzie zusammen mit dem Analyse-Anbieter Rhodium Group.

„Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der divergierenden Richtungen, die durch diese Zahlen offenbart werden, sind bemerkenswert“, kommentiert Thomas Gilles, Leiter der EMEA-China-Gruppe von Baker McKenzie. „Gleichwohl sollte jedoch niemand von diesem Kurs überrascht sein – China wirbt aktiv um Unternehmen in der EU. Chinesische Angebote samt gegenseitigen Marktzugangs sollen zeigen, dass ausländische Investitionen keine Einbahnstraße sind. Die Handelsbeziehungen der Chinesen mit den USA zeigen weiterhin einen klaren Abwärtstrend.“

Weltweit hat sich der halbjährliche Wert der neu angekündigten globalen M&A-Aktivitäten der chinesischen Unternehmen stabilisiert. Er fiel von einem Höchststand von USD 145 Mrd. im ersten Halbjahr 2016 auf durchschnittlich USD 70 Mrd. im ersten und zweiten Halbjahr 2017. Im ersten Halbjahr 2018 erreichte er USD 50 Mrd. – ein weiterer Rückgang um 32% im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2017, aber immer noch deutlich über dem Sechsmonatsdurchschnitt in Höhe von USD 39 Mrd. zwischen 2013 und 2015.

Die niedrigen Investitionen im ersten Halbjahr 2018 in Nordamerika setzten einen Abwärtstrend fort, der vor mehr als einem Jahr begann. Der chinesische OFDI-Index erreichte im 2. Halbjahr 2016 einen Höchststand von USD 28 Mrd., bevor er im ersten Halbjahr 2017 auf USD 24 Mrd., im zweiten Halbjahr 2017 auf USD 6 Mrd. und im ersten Halbjahr 2018 auf ein neunjähriges Tief von nur USD 2 Mrd. sank (ein Rückgang von 92% im Jahresvergleich). Die Übernahmeaktivitäten haben sich sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Kanada abgeschwächt.

Auch Europa verzeichnete im vergangenen Jahr einen Rückgang chinesischer Investitionen. Dieser hatte aber einen höheren Ausgangswert und war weniger ausgeprägt. Der abgeschlossene chinesische OFDI erreichte seinen Höchststand im 1. Halbjahr 2017 (dank ChemChinas USD 43 Mrd. Übernahme von Syngenta), fiel aber im zweiten Halbjahr 2017 auf USD 22 Mrd. und im ersten Halbjahr 2018 auf USD 12 Mrd.. Syngenta außen vor, stiegen die chinesischen Investitionen sogar im 1. Halbjahr 2018 um 4 Prozent. Schweden (USD 3,6 Mrd.) war das Hauptziel in Europa für chinesische Investitionen im ersten Halbjahr 2018, gefolgt von Großbritannien (USD 1,6 Mrd.), Deutschland (USD 1,5 Mrd.) und Frankreich (USD 1,4 Mrd.).

Schwerpunkte der Investitionen in Europa und in Nordamerika

Die Branchenzusammensetzung der chinesischen Investitionen hat sich im 1. Halbjahr 2018 sowohl in Europa als auch in Nordamerika bemerkenswert verändert. Branchen der „Realwirtschaft“ wie Automobil, Gesundheit und Biotechnologie sowie Verbraucherprodukte und -dienstleistungen wurden in beiden Regionen Spitzenempfänger der chinesischen Direktinvestitionen. Der Immobilien- und Gastgewerbesektor verlor zwar seine Spitzenposition, blieb aber dennoch ein beachtlicher Anziehungspunkt für chinesisches Kapital.

Chinesische und ausländische Regulierungspolitik verantwortlich für die Divergenz

Der anfängliche Rückgang der chinesischen Direktinvestitionen wurde in erster Linie durch die Verschärfung der Regulierung in China verursacht. Angesichts großer Kapitalabflüsse über die Jahre begann Peking in der zweiten Jahreshälfte 2016, bei ausländischen Direktinvestitionen hart durchzugreifen.

Die Maßnahmen ausländischer Regulierungsbehörden haben dies weiter verstärkt. In den USA befindet sich der Kongress in der Endphase der Verschärfung der Screenings von Investitionen mit der Begründung der nationalen Sicherheit sowie der strengeren Überwachung des Transfers von in den USA entwickelter Technologie. Die Trump-Regierung erwog zudem Ende des ersten Halbjahres 2018 im Rahmen der Section 301-Untersuchung zusätzliche Beschränkungen für chinesische Investoren mit Blick auf Praktiken im Zusammenhang mit geistigem Eigentum. Die Überlegungen wurden jedoch in letzter Minute fallengelassen.

„Das Transaktionsgeschäft ist belastet“, sagt Rod Hunter, Partner im Bereich Außenwirtschaftsrecht, Baker McKenzie, Washington DC. „Trotz des Lärms um CFIUS (Committee on Foreign Investment in the United States) in den vergangenen zwei Jahren haben wir inzwischen mehr vorhersehbare Bewertungen gesehen. Die bevorstehende CFIUS-Gesetzgebung sollte für chinesische Käufer keine wesentliche Abkehr darstellen. Dennoch ist es keine Überraschung, dass eskalierende Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA sich auf chinesische Investitionen in den Vereinigten Staaten auswirken.

Getrieben von Bedenken hinsichtlich chinesischer Akquisitionen erweitert auch Europa seine Optionen zur Überprüfung eingehender Auslandsinvestitionen. Im Juli 2018 beginnen Verhandlungen über einen EU-weiten Screening-Mechanismus für Investitionen. Bis Dezember soll mit dem neuen Mechanismus der Informationsaustausch zwischen EU-Mitgliedstaaten über Investitionen mit potenziellen Auswirkungen auf die nationale Sicherheit ermöglicht werden.

(Pressemitteilung Baker McKenzie vom 16.07.2018)


Redaktion

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