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03.07.2020

Corona führt zu mehr Realismus in der Private Equity-Branche

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© stanciuc/fotolia.com

Mehr Realismus, längere Haltedauern und einen Vorteil für langfristig ausgerichtete Investoren – diese Veränderungen vor allem erwarten Investmentmanager für das Private-Equity-Geschäft als Folge der Corona-bedingten Krise. Das hat eine aktuelle Umfrage unter Investmentmanagern aus mehr als 40 in Deutschland tätigen Private-Equity-Häusern ergeben.

Sie werden alle sechs Monate im Auftrag der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) vom Fachmagazin FINANCE über Trends im deutschen Private-Equity-Markt befragt. In der im Juni durchgeführten Umfrage wurde auch deutlich, dass so bald nicht mit einem Anziehen des Transaktionsgeschehens zu rechnen ist: Der Dealflow, also die den Investoren möglichen Transaktionen, hat sich deutlich verschlechtert. Zum ersten Mal seit fünf Jahren empfinden die Investoren diesen als unterdurchschnittlich. Dazu passt: Die Konkurrenz unter den Private-Equity-Investoren wird ebenfalls als so gering wie nie seit Beginn der regelmäßigen Befragung 2015 eingeschätzt.

Einen Flächenbrand im Portfolio gibt es nur in Ausnahmefällen: Lediglich jeder zehnte befragte Investmentmanager berichtete, dass entweder alle oder zumindest drei Viertel Portfoliounternehmen von der Pandemie schwer negativ betroffen seien. Weitere 30 Prozent gaben allerdings an, dass immerhin zwischen einem und drei Viertel der Portfoliounternehmen unter der Krise deutlich zu leiden hätten. Entsprechend berichtete jedes vierte PE-Haus, dass mindestens 25 Prozent der Portfoliounternehmen Liquiditätsengpässe verzeichneten und daher externe Kapitalzufuhr benötigten. „Eine Krise dieses Ausmaßes konnte niemand vorhersagen – gleichwohl zahlt sich auch jetzt ein gesundes Maß bei Fremdfinanzierungen aus“, kommentierte Torsten Grede, Mitglied des DBAG-Vorstands das Umfrageergebnis.

Die Zusammenarbeit zwischen Investoren und Fremdkapitalgebern funktioniert in den ersten Monaten der Krise offenkundig gut: Nahezu zwei Drittel der Investmentmanager bewerten sie als konstruktiv, nur jeder zehnte als schwierig. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Einschätzung bei der Bewältigung der Krisenfolgen in den kommenden Monaten entwickelt. In der Frage eines Unterschieds zwischen Bank und Debt Fonds ergab sich jetzt kein nennenswerter Unterschied. Allerdings wollte rund die Hälfte aller Befragten dies nicht abschließend bewerten. Künftig werden jedenfalls der Umfrage zufolge Debt Fonds eine noch größere Rolle in der Akquisitionsfinanzierung spielen als bisher.

Obwohl die PE-Häuser mit ihren Portfolios angesichts der Krise derzeit gut zu tun haben dürften, zeigen sie sich mehrheitlich offen für neue Transaktionen. Gefragt sind (nahezu 80 Prozent der Antworten) Unternehmen, die sich gegen die Corona-Krise resistent gezeigt haben sowie solche, die im Kern gesund sind, durch die Krise aber temporäre Liquiditätssorgen haben. Insgesamt wollen sich laut eigener Angabe nur rund zehn Prozent der befragten Investoren allein auf die Pflege und den Ausbau des bestehenden Portfolios beschränken. Kein einziger Befragter gab zu Protokoll, dass er zu sehr mit seinem Portfolio beschäftigt ist als dass an Neugeschäft zu denken sei.

Angesichts der makroökonomischen Situation überrascht es nicht, dass unter den Investoren jetzt besonders nicht-zyklische Geschäftsmodelle hoch im Kurs stehen. Software und IT wurden von 29 Prozent der Umfrageteilnehmer auf Platz eins gesetzt, gefolgt von Healthcare und Telekommunikation, Medien und Technologien. Industrieunternehmen, aber auch die Nahrungs- und Genussmittelbranche gelten derzeit als wenig attraktiv.

Der aktuellen Krise wird Veränderungsmacht zugeschrieben: Auf einer Skala von 1 (maximale Ablehnung) bis 10 (maximale Zustimmung) erreicht die Aussage, dass die Corona-Krise das PE-Geschäft überhaupt nicht verändern werde, lediglich den Wert von 3,2. Im Gegenteil: Die Krise wird das Private-Equity-Geschäft nachhaltig verändern. Die Aussage, dass in der PE-Branche „grundsätzlich wieder mehr Realismus einkehren“ werde, erreicht einen Zustimmungswert von 6,2. Was das bedeuten kann, zeigt der Wert von 8,2 für die Erwartung, dass sich die durchschnittliche Haltedauer von Portfoliounternehmen verlängern werde. „Die Industrie, Herzstück unserer Volkswirtschaft, war schon vor ‚Corona‘ getroffen, etwa von einer konjunkturellen Delle und der Trumpschen Handelspolitik“, erinnerte DBAG-Vorstandssprecher Grede an den ökonomischen Hintergrund der Umfrage. Und: „Die Erholung wird länger dauern als wir uns das alle wünschen. Deshalb werden künftig Eigenkapitalgeber mit einem entsprechend langen Atem gefragt sein.“ Dass einen Vorteil haben wird, wer Geduld mitbringt, meinen auch die befragten Investmentmanager (Zustimmungsrate 7,6). Denn: „Unabhängig von möglichen Haltedauern kann man auch in der Krise erfolgreiche Investments machen, zum Beispiel, wenn an sich gut positionierte Unternehmen als Folge der Krise Eigenkapitalbedarf haben. Die Anforderungen an die Qualität der Geschäftsmodelle, deren strategische Bedeutung und an das Wachstum der jeweiligen Märkte sind allerdings sicher nicht geringer geworden“, kommentierte DBAG-Vorstandssprecher Grede die Umfrageergebnisse abschließend.

(Pressemitteilung DBAG vom 02.07.2020)


Redaktion

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