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09.12.2020

Corona-Pandemie hält chinesische Unternehmen nicht von Investitionen in Europa ab

Autokonzerne auf der Überholspur

©Dmitry Guzhanin/fotolia.com

Chinesische Unternehmen wollen weiter in Europa investieren, obwohl sie teilweise von der Corona-Pandemie schwer getroffen wurden: In einer aktuellen EY-Umfrage sagen mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen aus China, die bereits in Europa investiert oder die strategische Absicht dazu haben, dass sie in den nächsten fünf Jahren weiter Investitionen auf dem Kontinent planen. Weitere 36 Prozent sind derzeit noch unsicher. Keine entsprechenden Pläne haben lediglich elf Prozent der Unternehmen. 

Dabei ist das Geschäft von 86 Prozent der befragten Unternehmen nach eigenen Angaben durch den Ausbruch von COVID-19 getroffen worden – 41 Prozent berichten sogar von schweren Auswirkungen. Von Investitionen in Europa hält sie das aber nicht ab – zumal sie sich davon deutliche Vorteile erwarten: 53 Prozent wollen sich auf diese Weise technologisches Know-how sichern und ihre Forschungs- und Entwicklungskapazitäten verbessern. Für 42 Prozent ist die Erweiterung des eigenen Produktportfolios ein Hauptargument. 30 Prozent erhoffen sich einen besseren Zugang zum europäischen Markt – und dessen zahlungskräftigen Konsumenten.

Dass Europa auch in Krisenzeiten bei chinesischen Investoren so beliebt ist, verwundert nicht, schließlich haben sie zum großen Teil gute Erfahrungen mit ihren bisherigen Investitionen gemacht: Drei Viertel der befragten Unternehmen, die in Europa investiert haben, sind mit ihren bisherigen Geschäften auf dem europäischen Kontinent zufrieden – zwölf Prozent sogar sehr zufrieden.

Das sind Ergebnisse einer Umfrage unter 66 Investoren aus China, die bereits in den vergangenen zehn Jahren in Europa investiert haben oder die strategische Absicht haben, künftig zu investieren. Zu den Investments zählten insbesondere Fusionen und Übernahmen (85 Prozent), aber auch Expansionen oder Joint Ventures.

„Corona kann das Interesse chinesischer Unternehmen an Europa nicht stoppen“, sagt Yi Sun, Partnerin und Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY. „Die chinesische Wirtschaft hat sich relativ schnell wieder vom Pandemieausbruch erholt und ist so kapitalstark, dass sie in Europa investieren kann und wird. Die Gefahr, dass es im Zuge der Corona-Pandemie zu einem Ausverkauf angeschlagener europäischer Firmen in großem Stil kommt, sehe ich aber nicht. Denn viele ausländische Gesellschaften – darunter auch solche aus China – schaffen es aufgrund der hohen Anforderungen in der Prozessabwicklung von Insolvenzfällen hierzulande nicht, zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen. Zudem sind die Hürden für ausländische Beteiligungen – auch in Deutschland – in den vergangenen Jahren deutlich hochgesetzt worden.“

Daher erwartet Yi Sun auch einen Rückgang der Transaktionen für das Gesamtjahr: „Trotz des hohen Interesses vonseiten chinesischer Investoren werden wir in diesem Jahr schätzungsweise nicht mal die Hälfte der chinesischen Transaktionen in Europa beziehungsweise Deutschland im Vergleich zu 2019 sehen. Das liegt unter anderem daran, dass viele Verkaufsprozesse in Europa aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurden. Zusätzlich kommt noch die Konkurrenz der Finanzinvestoren in Europa dazu:  Sie sind derzeit bereit, hohe Preise für gute Übernahmeobjekte zu bezahlen – was es den chinesischen börsennotierten Unternehmen aufgrund der Börsen-Regularien in China schwer macht“, fügt Sun hinzu.

Deutschland begehrtestes Ziel

Insbesondere Deutschland war ein begehrtes Ziel für chinesische Käufer: 75 Pro-zent der Befragten tätigten ihre Investitionen in Westeuropa in den vergangenen zehn Jahren hierzulande. Auf das Vereinigte Königreich (36 Prozent) und auf Frankreich (23 Prozent) entfallen nicht einmal halb so viele Aktivitäten.

Für künftige Investitionen haben die Befragten zwar kein konkretes Land genannt – 66 Prozent nehmen aber Westeuropa ins Visier. Osteuropa ist für 32 Prozent die interessanteste Zielregion und Südeuropa für 18 Prozent.

Clash der Kulturen: Zu wenig Erfahrung bei der Integration sorgte für Schwierigkeiten

Allerdings ist in der Vergangenheit nicht alles glatt gelaufen. 73 Prozent der Unter-nehmen aus dem Reich der Mitte hatten nach eigener Aussage zu wenig Erfahrung und nicht die nötigen Mitarbeiter zur Integration der Übernahmekandidaten. Zudem stießen sie in Europa auf kulturelle Unterschiede (70 Prozent) und auf un-bekannte politische Gegebenheiten (55 Prozent).

„Vor einigen Jahren noch kam es mitunter zum Clash der Kulturen, weil die europäische und die chinesische Geschäftswelt durchaus anders funktionieren“, sagt Yi Sun. „Aber das Verständnis für die unterschiedlichen Sichtweisen ist zuletzt deutlich größer geworden, und einige gelungene Fusionen und Übernahmen haben beiden Seiten gezeigt, wie es funktionieren kann. Die großen chinesischen Unternehmen haben Teams aufgebaut, die systematisch nach Zielunternehmen im Ausland suchen und zudem inzwischen über die notwendige Erfahrung bei der anschließenden Integration verfügen. Vor dem Hintergrund, dass es in der letzten Zeit deutliche Spannungen zwischen China und USA gab, fokussieren die chinesischen Investoren mehr auf Europa – so können sie ihre weltweite Präsenz ausbauen, selbst wenn der US-amerikanische Markt für sie schwierig geworden ist. Aber die Vorteile sind keine Einbahnstraße: Die aufgekauften beziehungsweise fusionierten Unternehmen erhalten Kapital sowie Zugang zu den großen Plattformen, die die chinesischen Geldgeber aufgebaut haben.“

(Pressemitteilung EY vom 04.12.2020)


Redaktion

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