Obwohl Top-Manager in Deutschland dem Klimawandel eine etwas geringere Bedeutung beimessen als der weltweite Durchschnitt der Befragten, hat das Thema für sie große Relevanz. Dies zeigt sich bei den Investitionen des vergangenen Jahres: 76% der untersuchten deutschen Unternehmen – und damit ein ähnlich hoher Anteil wie global – haben ihre Investitionen in Nachhaltigkeit gesteigert, ein Fünftel von ihnen sogar um 20% oder mehr. Keiner der Vorstände hierzulande gab an, die Finanzmittel reduziert zu haben.
Der Klimawandel ist unter den Top-3-Prioritäten deutscher Vorstände
In einer Zeit sich überlagernder Krisen und stetiger Unsicherheit haben Vorstände die Dringlichkeit der aktuellen Klimakrise erkannt und sie zu einem ihrer wichtigsten Handlungsfelder gemacht, erklären die Studienautoren. Diese unbedingt erforderlichen Investitionen würden die Weichen stellen, um die grüne Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft entschlossen anzugehen. Neben diesen ermutigenden Zahlen zeige auch die Agenda des WEF in Davos erneut, wie hoch das Thema auf der Prioritätenskala der Unternehmensvorstände weltweit sei.
Klimawandel abmildern: Vorstände zeigen sich optimistisch
Rund 60% aller befragten Top-Manager geben an, der Klimawandel würde in den nächsten drei Jahren voraussichtlich einen großen bzw. sehr großen Einfluss auf die Strategie und das operative Geschäft ihrer Unternehmen haben. Verglichen mit dem Vorjahr ist dieser Wert bei den deutschen Studienteilnehmenden damit um 10 Prozentpunkte gestiegen. Sie spüren die Auswirkungen, sei es erhöhte Ressourcenknappheit oder -kosten, stärker als der internationale Durchschnitt.
Über 80% der deutschen Vorstände erklären, bereits persönlich vom Klimawandel betroffen gewesen zu sein. Dennoch zeigt sich nur knapp die Hälfte von ihnen – und damit deutlich weniger als der weltweite Schnitt (62%) – besorgt deswegen. Gleichzeitig sind 60% der Vorstände hierzulande optimistisch, dass die Weltgemeinschaft ausreichende Maßnahmen ergreifen wird, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. Global liegt der Wert mit 78% merklich höher. Die Mehrheit der Befragten (72% in Deutschland, 84% international) ist der Meinung, dass nachhaltiges Wirtschaftswachstum möglich ist.
Rund drei Viertel der befragten Unternehmen haben 2022 ihre Investitionen in Nachhaltigkeit erhöht
Laut der Studie merken gerade deutsche Unternehmen verstärkt, wie tiefgreifend der Klimawandel das Geschäftsumfeld verändert. Ihr Optimismus, diesen Trend einzudämmen, fällt im globalen Vergleich zwar geringer aus, doch es gibt Anlass zu Zuversicht: Wirtschaftswachstum lässt sich nach Meinung der Top-Manager im Einklang mit den Klimazielen realisieren. Allerdings braucht es den Studienautoren zufolge deutlich mehr Tempo bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen sowie bei der Anpassung an den Klimawandel. Wirtschaft und Politik seien gefordert, gemeinsam Innovationen zu fördern und einen gerechten Übergang für alle Beteiligten zu ermöglichen.
Klimabezogenen Handlungsdruck spüren deutsche Vorstände insbesondere von Aufsichtsrat und Management, Konsumenten, Kunden und Investoren – wenn auch weniger stark als im globalen Schnitt. Bei rund der Hälfte der untersuchten Unternehmen trug das sich verändernde regulatorische Umfeld dazu bei, die Nachhaltigkeitsmaßnahmen im vergangenen Jahr zu erweitern.
Veränderungswille ist da, Umsetzung weiterhin ausbaufähig
Zu den Top-Maßnahmen hierzulande zählen – noch vor dem weltweiten Durchschnitt – der Einsatz nachhaltiger Materialien, die Reduktion von Flugreisen, die Erhöhung der Energieeffizienz (z.B. von Gebäuden) und der Bezug erneuerbarer Energien. Maßnahmen, die zeigen, dass Klimaschutz tatsächlich in Strategie, Kultur sowie im Operativen verankert ist, kommen nach wie vor zu kurz. Dazu gehört unter anderem die Koppelung der Führungskräftevergütung an die Nachhaltigkeitsperformance.
Überaus kritisch sind die Vorstände in Deutschland bei der Frage, wie konsequent der private Sektor und die Regierung den Klimawandel adressieren: Die Bemühungen der Wirtschaft werden von 19% der Befragten in Deutschland und 29% weltweit als „sehr ernst“ eingeschätzt, die der Politik von 11 bzw. 28%. Der Transformationswille ist der Studie zufolge zwar da, aber jetzt kommt es darauf an, die Lücke zwischen Anspruch, Umsetzung und Wirkung zügig zu schließen. Effektive Hebel sind laut CxO Sustainability Survey unter anderem transparente Kommunikation sowie das Reporting von Klimazielen und Maßnahmen. Entscheidend seien aber ambitioniertere Dekarbonisierungsstrategien sowie ihre regelmäßige Messung und Umsetzung.
Größtes Hindernis: Nachhaltigkeit noch unzureichend quantifizierbar
Deutsche Unternehmen, die Nachhaltigkeit vorantreiben, berichten über positive Effekte für Markenbekanntheit und Reputation, Kundenzufriedenheit, Arbeitsmoral und Wohlbefinden der Mitarbeitenden sowie die Bewältigung des Klimawandels. Als deutlich weniger relevant stufen sie hingegen den Einfluss auf finanzielle KPIs wie Umsatz und Marge ein.
Viele Vorstände sehen Klimaschutz vor allem als Möglichkeit, die Beziehungen zu ihren Stakeholdern zu stärken, stellen die Studienautoren fest. Enormer Aufholbedarf bestehe bei der Messbarkeit des Umwelt-Impacts. Nachhaltigkeit müsse künftig noch eindeutiger quantifizierbar werden. Nur so lasse sich der langfristige finanzielle Nutzen von Nachhaltigkeitsmaßnahmen bewerten und mit den kurzfristigen Kosten in Einklang bringen.
Die vollständige Studie „CxO Sustainability Survey“ finden Sie hier.
(Pressemitteilung Deloitte vom 17.01.2023)