Gewinn klettert um 28%
Auch beim Gewinn wurde ein neuer Rekordwert erreicht: Der operative Gewinn kletterte um 28% auf 44,7 Mrd. € und war damit so hoch wie nie zuvor in einem dritten Quartal. Im zweiten Quartal war unterm Strich noch ein Gewinnrückgang um 19% registriert worden.
Fast alle DAX-Unternehmen legten beim Umsatz zu – nur ein Unternehmen verzeichnete niedrigere Umsätze als im Vorjahreszeitraum. Die Gewinnentwicklung war weniger einheitlich: Bei immerhin 13 Unternehmen ging der Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück.
Gesamtumsatz der DAX-Unternehmen stieg im dritten Quartal um 23%
Auf den ersten Blick entwickeln sich viele DAX-Konzerne derzeit gerade bärenstark, fassen die Studienautoren die Ergebnisse zusammen. Wer mit einem Einbruch des Geschäfts gerechnet hatte, sieht sich getäuscht: Bei der Mehrzahl der DAX-Unternehmen steigen Umsatz und Gewinn, das Geschäft brummt.
Es scheint, dass der Schwung der ersten drei Quartale ausreicht, damit 2022 in Summe ein Rekordjahr wird, stellen die Autoren der Analyse fest. Angesichts eines ganzen Bündels an Herausforderungen, mit denen fast alle Unternehmen zu kämpfen haben, sei aber nur den wenigsten zum Feiern zumute. Bislang gelingd es den meisten DAX-Unternehmen, die steigenden Kosten bei Personal, Beschaffung, Logistik und Energie auf ihre Kunden umzulegen. Und zu dem befürchteten Nachfrageeinbruch sei es bislang nicht gekommen – zudem würden die hohen Auftragspolster einen komfortablen Puffer gegen eine zurückgehende Nachfrage bieten. Aber niemand könne sagen, wie lang diese Situation anhalte. Nach wie vor droht eine Rezession – und das werde man früher oder später auch in den Bilanzen der DAX-Konzerne sehen.
Starkes Wachstum auf dem US-Markt – schwacher Euro gibt Rückenwind
Derzeit erzielen die deutschen Unternehmen vor allem in den Vereinigten Staaten hohe Wachstumsraten: In Nordamerika stiegen die Umsätze in Summe um 29%, der Anteil der Region am Gesamtumsatz der DAX-Konzerne stieg gegenüber dem Vorjahr von 29,8 auf 32,2%. Die Nachfrage hat sich der Analyse zufolge in den Vereinigten Staaten zuletzt sehr stark entwickelt – trotz der auch dort nicht einfachen Rahmenbedingungen. Hinzu kämen allerdings auch Währungseffekte: Der Wertverlust des Euro lasse im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in die europäische Gemeinschaftswährung wachsen – wovon vor allem stark internationalisierte Unternehmen profitieren, die erhebliche Umsätze außerhalb des Euroraums erwirtschaften.
Deutsche Top-Konzerne profitieren von internationalen Aufstellung
In Europa wurde ein Umsatzwachstum von 15% erzielt, in Asien lag das Wachstum bei 16%. Laut der Studienautoren erweist sich der hohe Internationalisierungsgrad vieler Unternehmen nach wie vor als wichtiger Bestandteil des Erfolgs der deutschen Top-Konzerne. Die deutschen Unternehmen profitieren weiterhin von ihrer internationalen Aufstellung. Rückgänge in einzelnen Märkten können durch Wachstum in anderen Ländern kompensiert werden. Bis auf Weiteres aber bleiben die Märkte in Übersee wichtige Wachstumsmotoren für Deutschlands Top-Konzerne.“
Die gewinnstärksten Unternehmen waren im dritten Quartal einmal mehr die Autokonzerne, die ihren Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 58% auf gut 13 Mrd. € steigern konnten.
Bei der Beschäftigung reichte es bei den DAX-Konzernen in Summe immerhin für ein Plus von 1,5% – das allerdings auch auf Zukäufe zurückzuführen ist. Acht Unternehmen meldeten eine niedrigere Beschäftigtenzahl als im Vorjahr. Laut der Studie steigt die Beschäftigung immer noch, was ein deutliches Zeichen der Zuversicht aufseiten der Unternehmen ist. Aber auch wenn viele Unternehmen zuletzt ihre optimistischen Jahresprognosen bestätigt oder sogar erhöht haben, waren die Fragezeichen in Bezug auf die weitere Entwicklung im kommenden Jahr selten so groß wie heute, warnen die Autoren der Analyse. Die Unternehmen würden auf Sicht fahren, größere Risiken meiden und jederzeit mit neuen Rückschlägen rechnen. Dennoch bleiben die Studienautoren vorsichtig optimistisch: Der Gegenwind werde zwar stärker, eine tiefe Krise sei aber unwahrscheinlich.
Hohe Energiepreise: Standort Deutschland in Gefahr
Während die meisten DAX-Unternehmen gut gewappnet scheinen für einen möglichen Wirtschaftsabschwung, machen sich die Studienautoren aber Sorgen um den Standort Deutschland, denn für energieintensive Branchen entwickeln sich die Strom- und Gaspreise zur Existenzfrage. Großunternehmen könnten Produktion ins Ausland verlagern, kleine Mittelständler häufig nicht, ihnen drohe das Aus. Bei den Energiekosten liege Deutschland weltweit an der Spitze – ein Industriestandort, der sich immer wieder neu im weltweiten Wettbewerb behaupten müsse, könne sich derart hohe Energiekosten nicht leisten. Wir müssen Wege finden, wie die Kostenexplosion am Standort Deutschland gebremst wird, sonst verliert Deutschland im weltweiten Produktionsverbund der Großkonzerne immer mehr an Bedeutung, so das Fazit der Studienautoren.
(Pressemitteilung EY vom 17.11.2022)