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17.01.2024

Deutsche Startup-Szene sammelt nur noch 6 Mrd. Euro ein

Investoren sowie Gründerinnen und Gründer sind vorsichtiger und realistischer geworden. Einiges spricht aber dafür, dass die Talsohle bei der Startup-Finanzierung erreicht ist.

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© tashatuvango/fotolia.com

Der Rückgang hält an, aber es gibt Hoffnung am Horizont: Sechs Milliarden Euro sammelten die Jungunternehmen hierzulande im vergangenen Jahr ein. Das sind 39 % weniger im Vergleich zum Jahr 2022, als 9,9 Milliarden Euro in die Startups flossen und 65 % weniger als im Rekordjahr 2021, als die Investitionssumme bei 17,4 Milliarden Euro lag. Auch die Anzahl der Finanzierungsrunden reduzierte sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr: 861 Deals bedeuten 15 % weniger Abschlüsse als 2022 (1.008).

Auch M&A-Aktivitäten gingen zurück

Die aktuellen Zahlen erklären sich auch durch den Rückgang großer Deals von mehr als 100 Millionen Euro: Waren es im Jahr 2022 noch 19 Mega-Investments sank die Zahl auf acht Groß-Finanzierungen im vergangenen Jahr. 2021 waren sogar 33 derartig große Finanzierungsrunden gezählt worden.

Hoffnung macht allerdings unter anderem der Blick in die Halbjahreszahlen: So lag das Finanzierungsvolumen im zweiten Halbjahr mit rund 3,0 Milliarden Euro nur noch geringfügig niedriger als im ersten Halbjahr (knapp 3,1 Milliarden Euro).

Das zeigt das Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in deutsche Startups. Als Startups werden dabei grundsätzlich Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind.

Investoren legen ihr Geld selektiv an

Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY: „Investoren agieren nach wie vor sehr zurückhaltend und legen ihr Geld selektiv an. Das Umfeld ist geprägt durch Inflation, hohe Zinsen, die schwierige geopolitische Weltlage und eine schwache Konjunkturentwicklung. Um auch in diesen schwierigen Zeiten an frisches Kapital zu kommen, reichen für Jungunternehmen gute Ideen allein nicht mehr aus. Solide und gut durchdachte Geschäftsmodelle in Verbindung mit realistischen Umsatzprognosen und der Aussicht auf Profitabilität sind in den Augen der Geldgeberinnen und Geldgeber aktuell das A und O.“ Laut Prüver hat die derzeitige Finanzierungsflaute auch etwas Gutes: „Die Startups, die heute entstehen, wachsen und frisches Geld erhalten, haben die erste Bewährungsprobe schon bestanden und sich als widerstandsfähig erwiesen.“

Etliche Startups hätten im vergangenen Jahr gezeigt, dass es durchaus möglich war, große Investitionssummen zu erhalten, erklärt Prüver. So konnte die KI-Schmiede Aleph Alpha aus Baden-Württemberg im November 463 Millionen Euro an Risikokapital sammeln. Damit geht die größte Finanzspritze des Jahres zum ersten Mal seit 2019 und erst zum zweiten Mal seit Erhebungsbeginn nicht nach Berlin. Jungunternehmen aus der Hauptstadt sind vier Mal in den Top-Ten-Finanzierungsrunden des Jahres vertreten, ebenso häufig wie Startups aus Bayern. Komplettiert wird die Liste von einem Unternehmen aus Hamburg.

Boom bei KI-Startups

Dem Topthema Künstliche Intelligenz geschuldet gab es das größte Investitionsvolumen bei Software-Startups: Etwas mehr als zwei Milliarden Euro flossen im vergangenen Jahr in diesen Bereich – 1,2 Milliarden Euro und somit 38 % weniger als noch 2022. Während das Investitionsvolumen im Subsektor Saas (Software as a Service) sich mit einem Rückgang von 1,9 Milliarden auf 918 Millionen Euro fast halbierte, ging es im Subsektor Künstliche Intelligenz kräftig aufwärts: Das Investitionsvolumen stieg von 220 auf 943 Millionen Euro, die Zahl der Deals erhöhte sich dabei allerdings nur leicht: von 55 auf 61 Finanzierungsrunden.

Deutlich weniger Geld wurde in den Bereichen Mobility (538 Millionen Euro, minus 60 %), FinTech (499 Millionen Euro, minus 62 %) und Health (445 Millionen Euro, minus 50 %) investiert. Prüver: „Das Jahr 2023 war aus Sicht vieler Startups geprägt von Brückenfinanzierungen, bei großen Neuinvestitionen zeigten sich die Geldgeberinnen und Geldgeber im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückhaltender. Ein Zustand, der nicht zuletzt durch die anhaltende Ungewissheit mit Blick auf die Zinspolitik und die Konjunkturentwicklung anhalten dürfte.“

(EY vom 16.01.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)


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