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15.03.2021

Deutscher Beteiligungskapitalmarkt behauptet sich 2020 im schwierigen Umfeld

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© pichetw/fotolia.com

2020 war kein gewöhnliches Jahr und auch für den deutschen Beteiligungskapitalmarkt mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Trotzdem investierten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland insgesamt 12,6 Mrd. €. Damit hat der deutsche Beteiligungskapitalmarkt nicht nur seine Stärke unterstrichen, sondern auch vielen Unternehmen durch die Pandemie geholfen und unterstützt diese nun bei der Überwindung der weiteren Pandemiefolgen, so die vorläufige Statistik des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) für den deutschen Private Equity und Venture Capital-Markt.

Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies zwar einen Investitionsrückgang um fast ein Viertel (2019: 16,6 Mrd. €), doch war 2019 auch ein Rekordjahr, so der Branchenverband der Beteiligungsgesellschaften. Die Investitionen der Jahre 2017 und 2018 hingegen wurden übertroffen. Zudem wurden wieder mehr als 1.000 Unternehmen im Jahresverlauf mit Beteiligungskapital finanziert.

Kleiner Dämpfer für Venture Capital

Nachdem die letzten Jahre durch einen klaren Aufwärtstrend bei den Investitionen von Venture Capital-Gesellschaften gekennzeichneten waren, verzeichnete man 2020 einen leichten Rückgang. Die Investitionen gingen auf 1,9 Mrd. € zurück – nach einem historischen Hoch von 2,3 Mrd. € im Jahr 2019. Mit rund 650 wurden allerdings praktisch genauso viele Start-ups und junge Unternehmen wie im Vorjahr finanziert. 62% aller im Jahresverlauf mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen erhielten Venture Capital. Der verhältnismäßig geringe Investitionsrückgang ist BVK angesichts der widrigen Rahmenbedingungen als Erfolg von Investoren, Gründern und öffentlicher Hand zu werten. Die Befürchtungen, dass sich Corona als ernste Existenzbedrohung für das deutsche Start-up- und VC-Ökosystem erweist, haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, stellt der BVK fest. Dies spreche für die positive Entwicklung, die die Branche genommen habe.

Buy-outs: Rückgang nach Rekord

Buy-outs machten mit 75% wieder den Großteil der Investitionen aus. Nachdem die Buy-out-Investitionen im Jahr 2019 mit 11,5 Mrd. € erstmals in der Geschichte ein zweistelliges Milliardenniveau erreichten, brachte 2020 einen merklichen Rückgang um rund ein Viertel auf 9,4 Mrd. €. Trotzdem konnten die investitionsstarken Vorjahre (2018: 8,3 Mrd. €, 2017: 8,4 Mrd. €) übertroffen werden. Die Transaktionszahl blieb trotz Pandemie mit 134 auf weiterhin hohem Niveau, aber unter dem Vorjahreswert (169). Ein Rückgang hatte sich laut der Studienautoren bereits nach den ersten sechs Monaten angekündigt. Auch wenn die Zahl der Übernahmen und insbesondere der sehr großen Buy-outs unter dem Vorjahreswert lag, gab es einige herausragende Transaktionen. Zu nennen ist laut BVK hier insbesondere die Übernahme von ThyssenKrupp Elevator, der größte Buy-out in der deutschen Geschichte. Weitere Beispiele sind die Transaktionen bei Wella, neuraxpharm, Flender, Hermes oder Schülke & Mayr. Die Pandemie hatte das Geschäft seit dem ersten Lockdown belastet. Trotzdem kamen die Investitionen anders als in der Finanzkrise nicht zum Erliegen. Auf Verkäuferseite sehen die Studienautoren wie im Vorjahr weiterhin oft Familien und Unternehmen. Beteiligungskapital bleibe für mittelständische Unternehmer gerade auch in schwierigen Zeiten eine wichtige Finanzierungssäule und ein Stabilitätsanker.

Minderheitsbeteiligungen gingen stark zurück

Die in der Regel mittelstandsorientierten Minderheitsbeteiligungen (Wachstums-, Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) halbierten sich gegenüber 2019, da größere Transaktionen ausblieben. Nachdem 2019 noch 2,8 Mrd. € investiert wurden, waren es im letzten Jahr 1,3 Mrd. €.

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen werden durch Beteiligungskapital unterstützt. 93% der im Jahresverlauf finanzierten Unternehmen mit bekannter Beschäftigtenzahl beschäftigten weniger als 500 Mitarbeiter, 78% weniger als 100 Mitarbeiter. Zwei Drittel der Unternehmen setzten weniger als 10 Mio. € um und nur gut jedes Zehnte mehr als 100 Mio. €.

Bayern führt Ranking der Bundesländer vor Nordrhein-Westfalen und Berlin an

Die Verteilung der Investitionen nach Bundesländern wird stark durch sehr große Transaktionen beeinflusst. An der Spitze der Bundesländer steht Bayern (34%) vor Nordrhein-Westfalen (21%) und Berlin (13%). Alle anderen Bundesländer erreichten nur einstellige Anteile. Nach der Anzahl der finanzierten Unternehmen bilden wie im Vorjahr Berlin (219), Bayern (218) und Baden-Württemberg (141) die Top 3.

Informations- und Kommunikationstechnologie mit deutlichem Abstand an der Spitze

Die Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche (IKT) liegt mit 39% der Investitionen wie im Vorjahr mit deutlichem Abstand an der Spitze. Dahinter folgen fast gleichauf die Branchen Unternehmensprodukte/-dienstleistungen und Biotechnologie/Gesundheitswesen sowie Konsumgüter/-services.

Bezogen auf die Zahl der finanzierten Unternehmen verteidigte ebenfalls die IKT-Branche den Spitzenplatz mit 390 Unternehmen vor Unternehmensprodukte/-dienstleistungen (177) sowie Biotechnologie /Gesundheitswesen und Konsumgüter/-services (jeweils 151).

Secondaries und Trade Sales waren die wichtigsten Exit-Kanäle

Das Volumen der Beteiligungsverkäufe stieg leicht im Vergleich zum Vorjahr von 2,71 Mrd. € auf 2,85 Mrd. €. Nachdem 2019 noch Trade Sales der wichtigste Exit-Kanal waren, standen 2020 Verkäufe an andere Beteiligungsgesellschaften (sog. Secondaries) mit 44% des Exit-Volumens an der Spitze. Dahinter folgen Trade Sales mit 16% und Verkäufe über die Börse (IPO oder Aktienverkäufe) mit 13%.

Fundraising mit Einbußen

Das Fundraising verfehlte mit 3,90 Mrd. € zwar den Rekordwert von 6,00 Mrd. € des Vorjahres um 35%. Nachdem deutsche Beteiligungsgesellschaften 2019 so viele neue Fondsmittel bei Investoren einsammeln konnten wie nie zuvor, fiel das Fundraising 2020 mit 3,9 Mrd. € – bei allerdings nahezu unveränderter Zahl neuer Fonds – um mehr als ein Drittel geringer aus als im Rekordvorjahr (6,0 Mrd. €). Die Zahl der erfassten Closings blieb mit 30 jedoch nahezu konstant (33). Sowohl Buy-out- als auch Venture Capital-Fonds mussten Einbußen hinnehmen. Auf Venture Capital-Fonds entfielen mit 1,6 Mrd. € rund 41% der neu eingeworbenen Mittel (Vorjahr: 2,97 Mrd. €) und auf Buy-out-Fonds 1,36 Mrd. € (Vorjahr: 2,62 Mrd. €). Fonds mit dem Fokus Wachstums-/Minderheitsbeteiligungen und Mezzanine sowie Generalisten warben zusammen 0,92 Mrd. € ein und damit deutlich mehr als im Vorjahr mit 0,41 Mrd. €.

2020 wurden wieder viele neue und spannende Fonds aufgelegt. Das Fundraising-Umfeld ist trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen weiterhin vorteilhaft, da institutionelle Investoren angesichts der Niedrigzinsphase und volatiler Aktienmärkte nach Renditechancen bei alternativen Anlagen suchen, so der Branchenverband.

Ausblick auf 2021

Nach Aussage des BVK werde 2021 viel davon abhängen, wie schnell gesellschaftliches Leben und Wirtschaft zu einer neuen Normalität zurückkehren. Die Nachfrage nach Beteiligungskapital sei in allen Marktsegmenten sehr positiv, doch die wirtschaftlichen Unsicherheiten würden nichtsdestotrotz auch das Beteiligungsgeschäft belasten. Aktuell seien Prognosen nahezu unmöglich. Der BVK ist sich allerdings sicher, dass Beteiligungskapital vielen Unternehmen helfen wird, die aktuelle Krise zu überwinden.

Die ausführliche, vorläufige BVK-Beteiligungsmarktstatistik 2020 finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften vom 15.03.2021)


Redaktion

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