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14.09.2018

Die digitale Transformation der Finanzfunktion: Wohin geht die Reise?

Autokonzerne auf der Überholspur

Christoph Kull

Die digitale Revolution ist in vollem Gange – aber was bedeutet das für die Zukunft der Finanzfunktion in Unternehmen? Herr Chistoph Kull, Regional Vice President Workday DACH, spricht über die Herausforderungen der (digitalen) Transformation in Finanzabteilungen.

Redaktion: Big Data, RPA, KI, Cloud, Advanced Analytics, wohin geht die Reise bei der Digitalisierung der Finanzfunktion?

In Zeiten starken Wettbewerbs und beständigen Wandels verändert sich die Rolle der Finanzabteilungen: Neue Technologien und datengestützte Einblicke machen sie zum strategischen Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens. Finanzabteilungen werden eine strategische Schlüsselrolle im Unternehmen einnehmen; die Digitale Transformation liefert Unternehmen Unmengen an Daten und Informationen über Geschäftsprozesse. Werden diese genau erfasst und in den richtigen Kontext gesetzt, können Transaktionen besser analysiert und so die richtigen Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden.

Neue Technologien werden zwei signifikante Änderungen in den Finanzabteilungen hervorrufen: Erstens können Mitarbeiter durch moderne Lösungen „traditionelle“ zeitfressende Aufgaben automatisieren. Zweitens liefert ihnen die Fülle an Daten tiefere Einblicke in Unternehmensprozesse, um noch präzisere Analysen zu erstellen sowie Planung, Budgetierung und Prognosen wesentlich effizienter zu gestalten

Redaktion: Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung der digitalen Transformation?

Die größte Herausforderung der digitalen Transformation ist es, mit der Geschwindigkeit der Entwicklungen Schritt zu halten. Nur wenn das gelingt, kann man die digitale Transformation wirklich für sich nutzen und wird nicht einfach von ihr überrollt. Notwendig ist dabei vor allem Agilität, denn diese macht Unternehmen zukunftsfähig. Daher sollten sie genau jetzt den entscheidenden Schritt dahin tun, um eine Grundlage zu schaffen, auf der sie flexibel weiterbauen können.
Entscheidend wird außerdem sein, dass CFOs bereichsübergreifend arbeiten und denken und dementsprechend vernetzt, aber eben auch digital „savvy“ sind. Sie werden in Zukunft mehr als Coaches denn als Verwalter unterwegs sein und müssen die Vorteile der Digitalisierung besser für sich nutzen. Wenn ihnen dies gelingt, wenn sie Verwaltungsprozesse automatisieren können und dadurch mehr Raum für strategische Aufgaben haben, werden CFOs mehr denn je zu „internen Unternehmensberatern“.

Redaktion: Welche Rolle wird ein effizientes Datenmanagement in Zukunft spielen und wie könnte dies aussehen?

Anhand datengestützter Analysen und Prognosen können Finanzabteilungen künftig Ergebnisse besser vorhersehen und Risiken besser abwägen – das zahlt alles auf die Gesundheit des Business und seine Wettbewerbsfähigkeit ein.
Indem Transaktionen und andere Aufgaben automatisiert ablaufen, bleibt Mitarbeitern mehr Zeit, sich strategischen Aufgaben zu widmen. Mithilfe von In-memory Computing können sie große, komplexe Datenmengen in Echtzeit verarbeiten, analysieren und daraus die geeigneten Maßnahmen ableiten. Moderne Lösungen bringen dabei relevante Daten über Transaktionen für Prognosen und Reports in einem einzigen System zusammen; Prozesse und Ergebnisse lassen sich leichter aufbereiten und transparent und einfach verständlich darstellen. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den Geschäftsdaten können Mitarbeiter schnell an die Stakeholder weitergeben – und ebenso schnell können diese entsprechend agieren, wo notwendig.

Redaktion: Was sind Ihrer Meinung nach die Top 3 Herausforderungen für die Corporate Finance in den kommenden 12 Monaten?

Es dürfte niemanden überraschen, dass viele CFOs Wachstum als wichtiges Ziel sehen; wichtig in ihrer Rolle ist, dass sie alle Teile des Unternehmens überblicken und besser kennen als jeder andere – so können sie die ganzheitliche Strategie entscheidend mitgestalten. Der CFO muss Transformation schnell und flexibel unterstützen und dem Unternehmen einen Konkurrenzvorsprung verschaffen.

Daraus ergibt sich bereits die zweite Herausforderung: Transformation gelingt nur dann, wenn der CFO das Datenmeer als Navigator überblickt –  dementsprechend muss er Informationen über Kunden, Märkte und die Konkurrenz in einen sinnvollen Zusammenhang mit den Finanzen des Unternehmens setzen können. Dabei sollte er auf moderne Analysetechniken und vorausschauende Modellberechnung (Predictive Modelling) setzen, um bessere Vorhersagen treffen zu können.

Der CFO spielt außerdem eine besondere Rolle, wenn es um regulatorische Rahmenbedingungen geht. Er ist nicht nur für die Anpassung an neue Regulierungen mit verantwortlich, sondern auch für ihre Bewertung im Hinblick auf den potenziellen Wert für das Unternehmen. CFOs haben idealerweise das „große Ganze“ im Blick und sollten neue Regulierungen daher weit über die Kernfragen der Compliance hin prüfen – etwa um zu erschließen, wie die Neuerungen zusätzliche Erkenntnisse möglich machen oder Prozesse verschlanken könnten: Wie wirken sich neue Vorgaben zum Beispiel auf die Arbeit einer bestimmten Abteilung aus? Sorgt sie für Entlastung oder zusätzliche Mehrarbeit? Was bedeutet das für den Rest des Unternehmens?

Redaktion: Wie kann es insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen, die momentan noch keine Digitalisierungsstrategie und nur geringe Kapazitäten für solche Themen haben, gelingen am Markt bestehen zu bleiben?

Die Digitalisierung betrifft alles und jeden, insofern müssen auch Mittelständler ihre Geschäftsmodelle überdenken und zwar besser jetzt als später: Ist mein Angebot angesichts der digitale(re)n Konkurrenz noch attraktiv genug oder muss ich es anpassen?
Diese Tipps können Mittelständlern helfen, die Chancen des digitalen Wandels für sich zu erschließen:

  • Legacy-Systeme können zu Innovationsbremsen werden. Cloud-Anwendungen werden vom Anbieter auf dem aktuellen Stand gehalten, skalieren mit der Entwicklung des Unternehmens, sind flexibel und kosteneffizient.
  • Mit den Jahren sammeln sich in Unternehmen viele Einzelanwendungen für jeweils spezifische Aufgaben an. Wer dagegen beispielsweise all seine HR- und Finanzsysteme auf einer Plattform konsolidiert, erhält damit auch übergreifende Einblicke, die ihm bei der weiteren Planung helfen können.
  • Mitarbeiter benötigen Zugriff auf die für ihren Bereich relevanten Daten. Per Rollen- und Rechtemanagement lassen sich in moderner Management-Software Zugriffe granular steuern, sodass Mitarbeiter auf Grundlage von Echtzeitdaten strategisch handeln, Entscheidungen dezentral treffen und ihre Budgets zukunftsgerichtet investieren können.
  • Betriebsrat früh ins Boot: Zu den wichtigsten Einflussgrößen in mittelständischen Unternehmen gehört der Betriebsrat. Gerade im Rahmen von Transformationsprojekten verlangt er Mitsprache, denn sie haben einen unmittelbaren Einfluss auf jeden Mitarbeiter. Wenn etwa ein Unternehmen eine neue technische Lösung für das Finanzwesen anschafft, muss er wissen, ob diese die Anforderungen an Transparenz, Datenschutz und Sicherheit erfüllen kann, und verstehen, inwieweit die Lösung das Arbeiten grundsätzlich für die Mitarbeiter verändern wird.

Redaktion: Wie können die Mitarbeiter auf die digitale Reise mitgenommen werden?

Es reicht nicht, die Mitarbeiter in Auffrischungskurse zur Datenanalyse zu stecken. Gruppenarbeiten, Brainstorming, kollaborative Workshops und Aufgabenrotationen sollten dabei helfen, diese übergreifenden Fähigkeiten zu entwickeln. Die digitale Reise ist ein Change-Projekt, das entsprechend begleitet und kommuniziert werden muss.
Darüber hinaus sollten Mitarbeiter auch gezielt den Blick in alle anderen Abteilungen werfen, um die Abläufe und Kenntnisse der Finanzabteilung mit dem restlichen Unternehmen zu verbinden. Mit diesem „Cross Over“-Wissen können sie künftig die richtigen strategischen Entscheidungen für das Unternehmen treffen.

Redaktion: Was wird in Zukunft wichtiger sein: auf die richtige(n) Technologien oder die richtigen Mitarbeiter zu setzen?

Hier kann man nicht sagen „A ist wichtiger als B“. Fakt ist, dass ohne die richtigen Mitarbeiter nichts geht: Die Intuition und Erfahrung von Mitarbeitern kann Technologie nicht ersetzen und sie werden auch weiterhin eine entscheidende Rolle spielen. Aber auch auf die richtige Technologie als „Enabler“ können Unternehmen nicht mehr verzichten.  Mitarbeiter werden nicht durch sie ersetzt werden – vielmehr ist ein „partnerschaftlicher“ Ansatz sozusagen zwischen Mensch und Maschine gefragt: Technologieerleichtert administrative Aufgaben, so dass Mitarbeiter mehr Zeit und Ressourcen für ihre wirklich wichtigen und wertschöpfenden Aufgaben haben.

Vielen Dank für das Interview, Herr Kull!

Autor: Chistoph Kull, Regional Vice President Workday DACH

Das Interview führte Stefan Kemetter.

 

 


Redaktion

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