Auch die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2023 wird schwierig bleiben: Wirtschaftlicher Abschwung durch Rezession, weiterhin hohe Inflationsraten und geopolitische Verwerfungen bestimmen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Eine der Folgen: Zum ersten Mal in den letzten Jahrzehnten steigen die operating costs von Finanzorganisationen in internationalen Großunternehmen ̶̶ und zwar im Durchschnitt um 8 % gegenüber dem Vorjahr.
Das zeigt die aktuelle Studie “Resilience: The Digital World Class Finance Advantage” der Hackett Group, in der mehr als 300 global aktive Großunternehmen, darunter viele europäische und DAX 40 Konzernuntersucht wurden. Nur die Unternehmen, die konsequent den Status der Digital World Class (DWC) Performance anstreben und realisieren, können ihre Betriebskosten im Bereich Finance im Vergleich zu den Durchschnitts-Unternehmen der Peer Group fast um die Hälfte reduzieren.
Dabei erreichen sie enorme Verbesserungen in der operativen Leistung, erzielen höhere Gewinnmargen bzw. bessere Renditen und erreichen durch eine gesteigerte customer experience eine höhere Kundenbindung im volatilen Marktumfeld ̶̶ kurz: sie sind weit resilienter gegen Krisen als ihre durchschnittlichen Mitbewerber. Und das zahlt sich aus: Digital World Class-Financeorganisationen realisieren ̶ bei einem Jahresumsatz von ca. 10 Mrd. Euro ̶ einen jährlichen Kostenvorteil von rund 50 Millionen Euro gegenüber dem Gros der durchschnittlichen Unternehmen.
Weitere Studienergebnisse
Unternehmen, bei denen mindestens eine Servicefunktion auf DWC-Niveau arbeitet, haben einen Zeit- und Entwicklungsvorsprung von rund fünf Jahren gegenüber dem Durchschnitt mit einer um 80 % höheren net margin, 24 % mehr Gewinn vor Steuern, Abschreibung und Zinstilgung sowie eine um 89 % bessere Eigenkapitalrendite.
Wie unsere Erfahrungen im Beratergeschäft zeigen, arbeiten die meisten Unternehmen im deutschsprachigen Raum bei Finance und Gemein- und Verwaltungskosten nicht auf DWC-Level, sondern im durchschnittlichen Peerbereich. Die Folgen: Bestehende Nachteile bei Kosten- und Wertbeitrag verstärken sich mit der Konsequenz, dass notwendige Investitionen in Innovationsthemen wie smart analytics oder strategisch relevante Skills entweder garnicht, oder nicht im erforderlichen Umfang, getätigt werden
Die Studie zeigt auch, dass DWC-Performer frühzeitig in digitale Transformation investiert haben. So profitieren sie zum Beispiel enorm von smart automation, advcanced analytics oder collaboration tools für funktionsübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Unternehmen.
Fazit
Strategisch genutzte Digital Technology ist ein Schlüsselelement dafür, wie DWC-Unternehmen ihre Erfolge realisieren. Allerdings nur dann, wenn die organisatorischen Rahmenbedingungen gegeben sind: Integrierte Daten und Prozessmodelle im Rahmen eines kundengerichteten Operating models, eine moderne Cloud-Architektur und konsequentes Talent Management.
Die Umsetzung dieser Voraussetzungen erfordert einen langjährigen Fokus, ehrgeizige Ambitionen, TOP Leadership-Commitment, zielgerichtete Incentive Strukturen und eine funktionsübergreifende Performance-Kultur. Das alles ist nicht einfach, aber machbar ̶̶ auch im deutschsprachigem Raum.
(Georg Bach, MD für DACH bei The Hackett Group)