Unternehmen in Deutschland ziehen Bilanz zu bereits durchgeführten Digitalisierungsmaßnahmen. Ergebnis: In mehr als jedem dritten Unternehmen (38%) steigen die Kosten. Nur 25% spüren bereits Einspareffekte, weitere 25% können noch kein Fazit zu den Auswirkungen auf die Kosten ziehen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Potenzialanalyse Reality Check Digitalisierung“ des Beratungsunternehmens Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Eigentlich wollen Unternehmen durch Digitalisierung Kosten senken und nicht steigern. Allerdings wartet jedes dritte Unternehmen noch auf anvisierte Einsparungen. Die Gründe dafür sind laut der Studie unterschiedlich. Ein nicht zu unterschätzender Posten sind Personalausgaben. Viele Unternehmen haben massiv in den Aufbau von Know-how investiert und beispielsweise Data Scientists und andere Digitalspezialisten rekrutiert. Dazu kommen laufende Kosten nach der Einführung neuer IT-Lösungen, die häufig aufgrund längerer Verträge oder aus Sicherheitsgründen eine Zeitlang parallel zur bestehenden Infrastruktur betrieben werden müssen. Der Mittelstand geht künftig von weiteren Kostensteigerungen aus, so eine Untersuchung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Insgesamt prognostizieren 28% der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), dass die Digitalisierung in den kommenden vier Jahren ihre Kosten erhöht, so die Studienautoren.
Steigende Kosten für Unternehmen
Steigende Kosten rechnen sich nur, wenn Unternehmen auf der anderen Seite genügend positive Effekte durch Digitalisierung erzielen. Doch die lassen laut der Analyse noch auf sich warten: Auf der Habenseite der Digitalisierungsbilanz verbucht nur jedes fünfte Unternehmen zusätzliche Umsätze, z.B. durch neue digitale Dienstleistungen oder durch das Erschließen neuer Kundengruppen. Fast ebenso viele (19%) konnten ihre Profitabilität in Form höherer Gewinne steigern, unter anderem, weil sie mithilfe neuer Technologien Abläufe automatisiert haben.
Kunden und Mitarbeiter honorieren Investitionen in Digitalisierung
Am häufigsten registrieren Unternehmen der Analyse zufolge Digitalisierungserfolge bei weicheren Kennzahlen wie Kundenzufriedenheit und Innovationsgeschwindigkeit. Rund 60% verbuchen signifikante Verbesserungen. Für die Mehrheit der befragten Unternehmen habe es sich ausgezahlt, dass sie Kunden früh in Verbesserungen einbezogen haben, beispielsweise bei der Entwicklung von Apps oder bei der Einführung neuer Online-Geschäftsprozesse, so die Autoren der Studie.
Zudem hat in jedem zweiten Unternehmen Digitalisierung einen positiven Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit. Das zeigt, dass sich die Entlastung von Routineaufgaben tatsächlich auf die Motivation in den Teams auswirkt, stellen die Studienautoren fest. Als ebenso motivierend erweisen sich demnach neue Formen der Zusammenarbeit und neue Führungsstile in den Unternehmen. 70% der befragten Entscheiderinnen und Entscheider berichten, dass es sich auszahlt, Teams mit gemischten Qualifikationen zu bilden.
Mehr Arbeit als vorher
Die Zufriedenheit steigt allerdings nur, wenn das Personal tatsächlich durch Digitalisierungsmaßnahmen entlastet wird. Das ist jedoch nicht immer der Fall: In 44% der befragten Unternehmen war die Arbeitslast nach Digitalisierungsprojekten größer als vorher. Dazu führen häufig technische Anlaufschwierigkeiten und fehlende Benutzerfreundlichkeit der eingesetzten digitalen Lösungen, aber auch strategische Fehlplanungen, berichten die Experten. Viele Unternehmen führen beispielsweise im Kundenservice neue Online-Kanäle wie Chatbots ein, ohne die Abläufe neu zu organisieren und diese da wo möglich zu automatisieren. Die Folge: noch mehr Anfragen für die Mitarbeiter.
(Pressemitteilung Sopra Steria vom 05.01.2021)