• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • DIHK-Umfrage: Eigenkapitalrückgang bremst Transformation im Aufschwungsjahr 2021

09.03.2021

DIHK-Umfrage: Eigenkapitalrückgang bremst Transformation im Aufschwungsjahr 2021

Autokonzerne auf der Überholspur

© v.poth/fotolia.com

Die Finanzierungssituation vieler, vor allem kleinerer Unternehmen in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn 2021 substanziell verschlechtert. Die Geschäftserwartungen trüben sich ein und die Investitionsabsichten sind eher restriktiv, so die Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Bei der Transformation der deutschen Wirtschaft – Stichworte Digitalisierung, Green Deal und Mobilitätswende – könnte die Finanzierungsfrage laut DIHK-Studie zu einer entscheidenden Schwachstelle werden.

Mit Blick auf die negativen finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie nennen in der jüngsten Erhebung unter mehr als 30.000 Unternehmen 27% der Befragten als Hauptproblem den Eigenkapitalrückgang – damit rangiert dieser Effekt noch deutlich vor Liquiditätsengpässen (20%).

Rationalisierung statt Innovation

Und während insgesamt 28% der Betriebe planen, ihre Investitionstätigkeit zu reduzieren, sind es laut der Umfrage bei den Unternehmen, die einen spürbaren Eigenkapitalrückgang verzeichnen, sogar knapp 43%. Falls diese Unternehmen überhaupt investieren wollen, sind Rationalisierungsmaßnahmen das Hauptmotiv. Betriebe, die sich nicht finanziell von der Pandemie betroffen sehen, setzen bei ihren Investitionen dagegen vor allem auf Kapazitätserweiterungen und Innovationen sowie Umweltschutz, stellen die Studienautoren fest.

Industrie ebenfalls betroffen

Finanzierungssorgen fallen gerade bei Industriebetrieben stark ins Gewicht, weil diese ihre kapitalintensiven Maschinen und Produkte oft vorfinanzieren müssen. Sinkende Eigenkapitalquoten (wenn auch teils auf recht hohem Niveau) und entsprechende Bilanzprobleme stehen Investitionsfinanzierungen entgegen. Derzeit berichten der Umfrage zufolge 23% der Industrieunternehmen von schmelzendem Eigenkapital, bei den Betrieben mit weniger als 20 Beschäftigten sind es sogar 28%.

Und wenn auch die Investitionsabsichten der Industrie im Branchenvergleich gegenüber der Vorumfrage am stärksten anziehen, bleiben sie insgesamt restriktiv (Saldo minus 1 Punkt nach minus 17 Punkten im Herbst). Zudem gilt auch in der Industrie: Bei den von einem Eigenkapitalrückgang gezeichneten Betrieben dominieren nicht das Motiv Innovation und Umweltschutz, sondern das Rationalisierungsmotiv, so die Autoren der Studie.

Den Vorreitern der Transformation gehen die Mittel aus

Ein genauerer Blick auf die einzelnen Industriebranchen trübt die Hoffnung auf unternehmerische Investitionen in eine digitale und grüne Transformation auf breiter Front eher weiter ein. Dies gilt insbesondere für den Fahrzeugbau samt Zulieferindustrien, die nicht nur erheblich zur Wertschöpfung in Deutschland beitragen, sondern auch als eine der ersten Branchen die Transformation stemmen.

Von den branchenübergreifend 27% der Unternehmen, die einen Eigenkapitalrückgang als das drängendste Finanzierungsproblem nennen, heben sich Zulieferindustrien wie etwa der hochwertige Maschinenbau (31%), die Hersteller von KfZ-Teilen und Zubehör (32%) sowie der Werkzeugmaschinenbau (42%) deutlich ab.

Schwindendes Eigenkapital als großes Problem

Im Größenvergleich zeigt sich zudem, dass in Zulieferbetrieben des Fahrzeugbaus mit weniger als 20 Beschäftigten die Kapitaldecke nochmals merklich stärker schmilzt. So klagen z.B. 36% der kleineren Betriebe des hochwertigen Maschinenbaus oder 30% der Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten (in der Elektrotechnik sind es über alle Größenklassen hinweg 23%) über schwindendes Eigenkapital als großes finanzielles Problem.

Die Ziele des Green Deal erfordern einen breiten Finanzierungsmix

Die bereits sichtbaren Eigenkapitalrückgänge und die sich in der Breite der Wirtschaft – vor allem bei kleineren Betrieben – abzeichnenden Bilanzprobleme sind kein gutes Vorzeichen dafür, dass die Unternehmen in der Lage sein werden, ausreichend in die digitale und grüne Zukunft der deutschen Wirtschaft zu investieren.

Um in die Zukunft investieren zu können, brauchen Unternehmen Geld

Der europäische Fahrplan für eine nachhaltige EU-Wirtschaft European Green Deal setzt darauf, privates Fremdkapital massiv in ausgewählte Wirtschaftszweige der Transformationen zu lenken. Die DIHK-Konjunkturumfrage vom Jahresbeginn 2021 zeigt auf, dass Schritte in diese Richtung mit einer Sicherung der Eigenkapitalausstattung der privaten Unternehmen einhergehen sollten, so die Empfehlung des DIHK.

Die kompletten Ergebnisse der DIHK-Konjunkturumfrage finden Sie hier.

(Pressemitteilung Deutscher Industrie- und Handelskammertag vom 09.03.2021)


Redaktion

Weitere Meldungen


Idee, Glühbirne, Forschung, Entwicklung
Meldung

©ra2 studio/fotolia.com

18.04.2024

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben

Trotz stagnierender Umsätze und sinkender Gewinne: Die innovativsten Top-Konzerne der Welt investieren weiterhin stark in Forschung und Entwicklung (F&E). So sind die Forschungs- und Entwicklungsbudgets der 500 Unternehmen weltweit mit den höchsten F&E-Ausgaben im Jahr 2023 um insgesamt 12 % gestiegen – obwohl der Umsatz nur um 2 % zulegte und der Gesamtgewinn sogar um 9 % schrumpfte.

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben
Investition, Geld, Investor, Vermögen, Kapital
Meldung

pitinan/123rf.com

18.04.2024

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024

Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionsvorhaben für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Die ifo Investitionserwartungen fielen auf -0,1 Punkte im März, nach +1,2 Punkten im November. „Die globale Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern bleibt schwach und wirtschaftspolitische Unsicherheiten bestehen weiter. Viele Unternehmen verschieben daher ihre Investitionsentscheidungen“, sagt Lara Zarges, Konjunkturexpertin am ifo Institut.

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024
Europa, Europaflagge, EU, Parlament, Kommission
Meldung

©Grecaud Paul/fotolia.com

17.04.2024

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt

Der europäische Binnenmarkt besitzt für die mittelständischen Industrieunternehmen sowohl als Beschaffungs- als auch Absatzmarkt von allen Auslandsmärkten die höchste Relevanz, gefolgt von den Märkten in den anderen europäischen Ländern und in China. Dies zeigte in 2023 eine IfM-Befragung von über 1.800 Führungskräften im industriellen Mittelstand. EU-Binnenmarkt bietet viele Vorteile Die Unternehmen profitieren sowohl von der

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank