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08.06.2021

DIW-Studie: EZB-Politik erleichtert Unternehmen Finanzierung am Markt grüner Anleihen

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© weerapat1003/fotolia.com

Die Anleihekaufprogramme der Europäischen Zentralbank (EZB) erleichtern Unternehmen die Finanzierung auch am noch jungen Markt grüner Anleihen. Dies ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die ÖkonomInnen Franziska Bremus, Franziska Schütze und Aleksandar Zaklan gehen darin der Frage nach, wie die EZB-Eingriffe die Renditen und Finanzierungsbedingungen am Markt für grüne Firmenbonds beeinflussen, die den Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft unterstützen.

Der weltweite Markt für grüne Anleihen verzeichnete zuletzt ein starkes Wachstum: von knapp 45 Milliarden Euro an Neuemissionen im Jahr 2015 auf 237 Mrd. € im Jahr 2020.info Dabei spielte der Euroraum eine bedeutende Rolle: 2020 wurde fast die Hälfte aller neuen grünen Anleihen in Euro begeben. Machten Anleihen aus dem öffentlichen Sektor dabei anfangs noch den Großteil der in Euro begebenen grünen Bonds aus, so wurden diese inzwischen von Unternehmensanleihen überholt. Der Anteil von Neuemissionen grüner Unternehmensanleihen an den insgesamt begebenen Firmenbonds stieg zwischen 2016 und 2020 von unter einem auf 3,5%.

Junger Markt für grüne Anleihen wächst – Europa im Fokus

Anhand unterschiedlicher Datenquellen zeigen die DIW-ExpertInnen die Entwicklung des noch überschaubaren, aber seit einigen Jahren boomenden grünen Anleihemarktes auf. Weltweit wuchsen die Neuemissionen von knapp 45 Mrd. € im Jahr 2015 auf 237 Mrd. € im Jahr 2020. Im vergangenen Jahr wurde fast die Hälfte aller neuen grünen Anleihen in Euro begeben. Waren die meisten grünen Neuemissionen in Euro anfangs öffentliche Anleihen, haben Firmenbonds inzwischen den Großteil des Marktes für grüne Anleihen erobert. Der Anteil von Neuemissionen grüner Unternehmensanleihen an allen begebenen Firmenbonds stieg von 2016 bis 2020 von unter einem auf 3,5%.

Ausweitung des EZB-Anleihekaufprogramms im Zuge der Corona-Pandemie

Seit Einführung ihres Kaufprogramms für Unternehmensanleihen (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) im Jahr 2016 entwickelte sich die EZB zu einer wichtigen Käuferin am Markt für europäische Unternehmensanleihen. Im Zuge der Corona-Pandemie hat die EZB ihr Anleihekaufprogramm noch einmal deutlich ausgeweitet. Das Pandemie-Kaufprogramm PEPP umfasst sowohl öffentliche Anleihen als auch Unternehmensanleihen. Damit rückt die Frage nach den Auswirkungen eines Wandels zu einer emissionsarmen Wirtschaft sowie den daraus resultierenden Transformationsrisiken der Unternehmen auf das Anleihe-Portfolio der EZB zunehmend in den Fokus.

Nachfrage der EZB macht grüne Anleihen als Finanzierungsinstrument für Unternehmen attraktiver

Mit Blick auf die EU-Klimaziele prüft auch die EZB ihre geldpolitische Strategie in Bezug auf Nachhaltigkeit. Im Rahmen ihrer Anleihekaufprogramme CSPP (Corporate Sector Purchase Programme) und PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) investiert sie bereits jetzt am Markt für grüne Unternehmensanleihen. Grüne Anleihen, die unter das EZB-Kaufprogramm fallen, weisen eine ähnliche Renditeentwicklung auf wie konventionelle Bonds, erklären die Studienautoren. Beobachtungen am nachhaltigen Anleihemarkt zeigen, dass die Rendite der von der EZB gekauften grünen Bonds stärker zurückgeht als die der nicht gekauften. Das deute darauf hin, dass eine zusätzliche Nachfrage der EZB die grünen Anleihen als Finanzierungsinstrument für Unternehmen attraktiver macht.

Bonitätseinstufung als Stellschraube für mehr grüne Anleihen

Voraussetzung für den Kauf durch die EZB ist unter anderem eine hohe Bonität der grünen Anleihen (Investment Grade). Genau darin sehen die WissenschaftlerInnen die Stellschraube für eine grünere Ausrichtung der Geldpolitik. Um die nachhaltige Transformation der Wirtschaft zu unterstützen, sollten bei der Bonitätsbewertung künftig klimabezogene Risiken für Unternehmen stärker berücksichtigt werden, empfehlen die Studienautoren. Der klimaneutrale Umbau konfrontiere die Unternehmen mit neuen Marktbedingungen und Investitionen, die sich unter dem Oberbegriff Klimarisiken zusammenfassen lassen. Werden die Klimarisiken beim Anleihekauf durch die EZB nicht berücksichtigt, könnten sich im Portfolio der Zentralbank künftig durch Ausfälle Wertminderungen ergeben, warnen die Wissenschaftler. Eine bessere Abbildung klimabezogener Risiken entspräche auch der EZB-Intention, dass die Preise der Anleihen die darunterliegenden Risiken ausreichend gut widerspiegeln. Dies wäre nicht nur für die Marktstabilität wichtig, sondern könnte auch die Finanzierungsbedingungen für Emittenten grüner Anleihen im Vergleich zu konventionellen Anleihen weiter verbessern, so das Fazit der Studie.

Die Studie aus dem DIW-Wochenbericht ist hier zu finden.

(Pressemitteilung Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung vom 02.06.2021)


Redaktion

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